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Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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wird.«
    »Unmöglich«, sagte Gibbons. »So lange hält der Haß nicht an. Aber wenn du Angst hast, könnte ich hingehen und dich reinwaschen. Ich könnte sagen, daß ich dir über das Buch berichtete und daß du vom Tod überrascht wurdest, bevor du etwas unternehmen konntest.«
    »Für einen gewissen Preis natürlich.«
    »Dan«, sagte Gibbons traurig, »vor einer Weile hast du gesagt, daß wir Freunde sind. So spricht man nicht mit einem Freund. Ich würde es selbstverständlich ohne Geld machen.«
    »Noch eines. Wer ist der Verleger?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Wie kann ich ...«
    »Laß dir die Sache durch den Kopf gehen, Dan. Sag nicht gleich Nein. Warte vierundzwanzig Stunden ab. Dann kommst du zurück und sagst mir Bescheid.«
    Frost schüttelte den Kopf. »Ich brauche keine vierundzwanzig Stunden. Ich weiß es jetzt schon.«
    Gibbons sah ihn aus glasigen Augen an, und zum erstenmal sah Frost, daß der Mann die Haltung verlor.
    »Dann besuche ich dich. Vielleicht überlegst du es dir. Für eine Viertelmillion! Mann, du hättest ausgesorgt.«
    »Ich kann das Risiko nicht eingehen«, sagte Forst. »Du vielleicht, aber ich kann nicht.«
    Er konnte wirklich nicht, sagte er sich.
    Denn jetzt war die Verwirrung von ihm gewichen. Statt dessen hatte ihn eine Kälte ergriffen, die schlimmer als die Verwirrung war – die Kälte der Vernunft und der Angst.
    »Sag Marcus«, begann er, doch dann zögerte er. »Nein, sag Marcus nichts. Er wird es selbst herausbringen. Er wird dich vernichten, Joe, vergiß das nicht. Wenn er dich je erwischt ...«
    »Dan!« rief Gibbons. »Was meinst du? Was willst du damit sagen?«
    »Nichts«, sagte Frost. »Überhaupt nichts. Aber wenn ich du wäre, würde ich jetzt laufen.«

 
9
     
    Als Nicholas Knight einen Blick durch die halboffene Bibliothekstür warf, sah er, wie der Mann die Kirche betrat. Scheu, fast ängstlich, den Hut mit beiden Händen vor die Brust gedrückt.
    Knight, der hinter dem Schreibtisch saß und die kleine Studierlampe fast bis auf das Buch gesenkt hatte, beobachtet ihn fasziniert.
    Der Mann war ganz offensichtlich keine Kirchen gewöhnt, und er fühlte sich unsicher. Er ging quer durch das Kirchenschiff und warf vorsichtige Blicke umher, als fürchtete er, aus den tiefen Schatten könnten ihn unbekannte Gestalten anspringen.
    Und doch war er irgendwie andächtig, als sei er hergekommen, um Zuflucht und Trost zu suchen. Und das war etwas Außergewöhnliches. Heutzutage kamen wenige Menschen voller Andacht. Sie kamen gleichgültig oder mit der ruhigen Sicherheit, daß sie nichts von hier brauchten, oder sie zeigten ihre Verehrung durch eine leere Geste, die nicht mehr als eine Gewohnheit war.
    Während Knight den Mann beobachtete, rührte tief in ihm etwas. Ein Gefühl, das er seit langem vergessen hatte, brach hervor – eine Art väterliches Mitgefühl und ein neues Pflichtbewußtsein.
    Mitgefühl, dachte er. Wo in dieser Welt wurde es gebraucht? Vor langer Zeit, als er noch im Seminar war, hatte er es zum erstenmal gespürt, aber seither nicht mehr – denn es war weder Platz noch Notwendigkeit dafür gewesen.
    Leise stand er auf und ging mit langsamen, vorsichtigen Schritten auf die Verbindungstür zur Kirche zu.
    Der Mann hatte das Kirchenschiff fast durchquert und setzte sich nun in eine Bank. Er hatte den Hut immer noch gegen die Brust gepreßt, und er saß steif und aufrecht auf der Kante der Bank. Er starrte vor sich hin. Das flackernde Kerzenlicht auf dem Altar warf Schattenreflexe über sein Gesicht.
    Lange Zeit saß er unbeweglich da. Er schien kaum zu atmen. Und sogar von seinem Platz an der Tür aus konnte Knight die Anspannung und den Schmerz dieses Mannes spüren.
    Schließlich stand der Mann auf und ging zurück durch das Kirchenschiff, den Hut fest an die Brust gedrückt, in der gleichen Haltung, wie er die Kirche betreten hatte. In dem steinernen Gesicht hatte sich keine Sekunde lang etwas geregt, und der Körper war so steif wie vorher.
    Ein Mann, der hergekommen war, um etwas zu suchen, und der nun mit dem Wissen ging, daß er es vermutlich nie finden würde.
    Knight ging auf die Tür zu, aber er sah, daß er den Mann nicht mehr erreichen konnte.
    »Mein Freund!« sagte er leise.
    Der Mann zuckte ängstlich zusammen und drehte sich um.
    »Mein Freund«, sagte Knight, »kann ich etwas für Sie tun?«
    Der Mann murmelte etwas, aber er bewegte sich nicht. Knight ging näher.
    »Sie brauchen Hilfe«, sagte Knight. »Ich bin hier, um

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