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Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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und weitergehen.
    Es war dunkel. Glühwürmchen kamen aus dem Ufergestrüpp und aus den Hügeln. Winzige Tupfen aus grünlichem Feuer. Irgendwo im Wald am Fluß hörte man einen Waschbären. Ein dicker Mond erhellte den Osten. Doch das durchdringende Surren der Moskitos war überall. Ein paar der Biester drangen ihm in Augen und Ohren, und er mußte sie mühsam entfernen. Hin und wieder schlief er ein, um erschreckt wieder hochzufahren. Überall raschelte es im Gras und Schilf. Ein Kaninchen lief über die Straße, machte Männchen und starrte auf die seltsame Gestalt hinunter, die am Bachufer kauerte. Weit weg hörte man ein hohes, aufgeregtes Bellen, und von den Felsen drang das Fauchen einer Wildkatze herüber. Frost erstarrte das Blut in den Adern.
    Er schlief ein, wachte auf, schlief ein und wachte wieder auf. Und wenn er wach war, versuchte er sich von der Wirklichkeit loszumachen. Seine Gedanken gingen zurück zu früheren Tagen. Zu dem Mann, der ihm die Essenspakete auf die Mülltonnendeckel gelegt hatte, zu Chapmans Besuch in seiner Kellerbehausung, zu dem Alten, der ihn gefragt hatte, ob er an Gott glaube, und zu der kurzen Stunde bei Kerzenlicht und Rosenduft, die er mit Ann Harrison verbracht hatte.
    Weshalb hatte der Mann ihm etwas zu essen gebracht? Einem Unbekannten, einem Menschen, mit dem er noch kein Wort gewechselt hatte? Gab es irgendeinen Sinn im Leben der Menschheit? Aber das Leben selbst war so sinnlos, daß er es kaum glauben konnte.
    Irgendwann im Laufe der langen Nacht erkannte er, was er tun mußte. Er erkannte, daß er eine Verantwortung besaß. Die Erkenntnis kam nicht mit einem Schlag. Sie wuchs langsam, Schritt für Schritt, und jeder Schritt war schmerzhaft.
    Er durfte nicht zurück zu den Bummlern gehen. Er durfte sich nicht um den Tod bewerben. Solange er noch Leben in sich hatte, mußte er einem Zweck dienen, den er nicht kannte. Er war geflohen, weil er eine bestimmte Farm erreichen wollte, und er mußte weitermachen, bis er an diesem Ziel war. Denn irgendwie erschien es ihm, als sei es nicht nur sein Fall. Auch Ann und Chapman und der seltsame Mann, der so viele Fragen gestellt hatte, nahmen an seiner sinnlosen Reise teil. Und der Mann, der in der Hintergasse gestorben war – vor allem er. Frost wußte, daß er seinen Kurs jetzt nicht mehr ändern konnte, wenn er auch nicht genau begriff, weshalb.
    War es möglich, daß dieser innere Drang, die Reise zu unternehmen, einer Vorahnung entstammte?
    Schließlich kam der Morgen, und er ging an den Fluß, um sich die restlichen Beeren zu holen. Dann rieb er sich sorgfältig mit Schlamm ein und machte sich auf den Weg.
    Nach etwa fünfzehn Meilen mußte er an die Mündung eines bestimmten Hohlweges kommen, der durch die Hügel führte, und wenn er ihm folgte, erreichte er schließlich die Farm. Er versuchte sich an den Hohlweg zu erinnern. Ein Stückchen oberhalb des Eingangs kam eine Quelle vom Hang und bahnte sich einen Lauf neben dem Weg her. Sie mündete in einem kleinen Teich, der von Farnen und Sumpfpflanzen überwachsen war. Er mußte sich auf diese Quelle verlassen, denn andere Wegzeichen kamen ihm nicht mehr in den Sinn.
    Der Nesselausschlag brannte nicht mehr. Die Moskitos und Fliegen wurden von der Schlammschicht abgehalten und quälten ihn nicht mehr.
    Der Tag dehnte sich immer länger dahin, und er humpelte müde dahin. Sein Magen knurrte. Einmal sah er ein paar Pilze am Weg, und er bückte sich und sah sie genauer an. Früher war er an Sommertagen oft mit seinem Großvater zum Pilzesammeln gegangen. Die hier kamen ihm bekannt vor, aber sicher war er sich nicht. Hunger und Vorsicht kämpften gegeneinander, aber schließlich siegte die Vorsicht, und er ging weiter, ohne sie mitzunehmen.
    Es wurde heiß. In den Flußniederungen stelzten Krähen auf und ab. Die hohen Wände seitlich des Weges hielten jeden Luftzug ab. Frost glaubte zu ersticken. Der Schlamm war getrocknet und fiel von seinem Körper ab. Aber die Moskitos waren weniger geworden. Auch sie flüchteten vor der grellen Sonne in den Sumpf.
    Allmählich wanderte die Sonne nach Westen. Große Gewitterwolken standen am Horizont. Es wurde still. Nichts rührte sich. Das sind die Sturmzeichen, hörte Frost seine Großmutter sagen. Sie hatte viel vom Wetter verstanden.
    Er suchte nun schon seit mehr als einer Stunde nach Markierungspunkten. Immer wieder blieb er auf einer kleinen Anhöhe stehen und beobachtete das Terrain vor sich. Aber die Straße wand sich gleichmäßig

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