Geschenke aus dem Paradies
dass sie sie liebte und ihr dankbar für ihre Hilfe beim Einkaufen gewesen war. Das Problem war, dass man Fleur so leicht verwöhnen konnte. Sie war immer so begeistert, so dankbar und so liebevoll. Und genau deshalb wusste Nel auch, dass sie nicht verzogen war. Verzogene Kinder waren nie zufrieden, konnten sich niemals über etwas freuen, das man ihnen schenkte. Das war, redete Nel sich ein, der entscheidende Unterschied.
»Ich glaube nicht, dass Fleur gegen etwas wäre, das mich glücklich machen würde«, erwiderte sie.
»Nicht bewusst, aber sie würde dich nicht mit mir teilen wollen. Sie würde nicht mehr dieselbe Aufmerksamkeit bekommen wie jetzt. Das Gleiche gilt für Viv. Sie würde das Gefühl haben, dich als Freundin zu verlieren, wenn du mich heiratest – oder sonst irgendjemanden. Also, denk erst mal nur darüber nach und rede nicht darüber. Aber behalte den Ring und sieh ihn dir von Zeit zu Zeit an. Er ist ein Symbol für all die schönen Dinge, die ich dir geben kann.«
Nel blickte auf den Ring hinab, halb begeistert von seinem Glitzern, halb entsetzt über das, was er mit sich bringen würde. Entsetzt, dass sie Simons Antrag ernsthaft in Betracht zog. Sie liebte ihn nicht, daran gab es keinen Zweifel – zumindest empfand sie nicht dasselbe für ihn, wie sie für Jake empfand. Er geisterte nicht ständig durch ihre Gedanken und lenkte sie von allem anderen ab; das Zusammensein mit ihm erfüllte sie nicht mit überwältigender Erregung. Aber er brachte sie auch nicht dazu, an sich selbst und ihrem Urteil zu zweifeln. Er mochte sie nicht entflammen, aber bei ihm wusste sie, woran sie war – etwas, das man von Jake gewiss nicht behaupten konnte.
Bevor Jake auf der Bildfläche aufgetaucht war und alles durcheinander gebracht hatte, war sie doch vollkommen glücklich gewesen mit Simon, oder? Was, wenn Jake die Dinge nur vorübergehend in Aufruhr gebracht hatte? Was, wenn sie, indem sie Simon abwies, eine sehr behagliche Zukunft an der Seite eines guten Freundes zurückwies? Schließlich war es unwahrscheinlich, dass Jake ihr einen ähnlichen Antrag machen würde. Sie holte tief Luft.
»Also gut. Ich werde darüber nachdenken. Aber ich sage nicht Ja, Simon, nicht bevor ich mir alles gründlich durch den Kopf habe gehen lassen. Und wie du bereits sagtest, ich habe im Augenblick eine Menge am Hals. Ich werde auf eine Atempause warten müssen, bis ich Zeit zum Nachdenken habe.« Sie lächelte, um ihren kleinen Scherz zu unterstreichen, der ausnehmend jämmerlich klang.
»Du brauchst nicht allzu gründlich nachzudenken. Schließlich würdest du, wenn du mich heiratest, nicht mehr ganz so viel am Hals haben, nicht wahr?«
»Hm, nein.«
Mit einem Anflug von Panik überlegte sie, was Simon ihr abnehmen würde. Die Wartung des Wagens, Papierkram möglicherweise, Steuerformulare und Arbeiten am Haus. Es schien eine Menge zu sein, und sie lächelte, während sie versuchte, nicht daran zu denken, wie viel Arbeit er ihr bescheren würde: Sie würde ständig richtig kochen müssen, waschen, bügeln und häufiger putzen und aufräumen, als sie es bisher tat. Würden diese Dinge einander auch nur ausgleichen? Und wollte sie wirklich freiwillig das Opfer bringen, sich Dokumentarfilme über den Krieg anzusehen statt einen Spielfilm?
Es würde allerdings ein vertrautes Opfer sein. Mark war süchtig gewesen nach allen Sendungen, die sich um Krieg, Kriegsmaschinen oder die Nachstellung von Schlachten drehten, die vor langer Zeit geschlagen worden waren. Außerdem konnte sie sich jederzeit einen zweiten Fernseher kaufen und in einem anderen Raum fernsehen.
»Versprich mir, dass du darüber nachdenken wirst und dass du nicht allzu viel Zeit darauf verwenden wirst, über Dinge nachzudenken, die du nicht ändern kannst, ja?«
»In Ordnung, Simon, das mache ich«, sagte sie leise, wohl wissend, dass ein großer Teil ihrer herzlichen Gefühle für ihn auf Dankbarkeit beruhte: der Dankbarkeit, dass er sie nicht zu einer Antwort drängte.
Kapitel 20
N el beschloss, nicht vor der Sitzung über Simons Heiratsantrag nachzudenken. Sie wusste, dass er das verstehen würde; sie konnte kaum darüber nachdenken, ihr Leben umzukrempeln, solange sie nicht wusste, wie viel davon ohnehin umgekrempelt werden würde. Wenn sie das Land des Hospizes verloren, wäre es vielleicht schön, ein neues Leben mit Simon zu beginnen. Er würde ihr helfen, über Jake hinwegzukommen. Vielleicht konnten sie ihre beiden Häuser verkaufen und sich
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