Geschenke aus dem Paradies
einen Direktor hier haben wir uns alle ein wenig wie ein Schiff ohne Ruder gefühlt, aber ich denke, mit vereinten Kräften werden wir diese wichtige Entscheidung über die Zukunft eines Projektes treffen können, das uns allen am Herzen liegt, unseres Hospizes.« Nels eigenes Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, mit dem von Chris in einem Atemzug genannt zu werden.
Er hielt inne und wartete sichtlich auf Applaus. Es kam keiner.
»Sie haben sich wahrscheinlich alle gefragt, warum ich diese Sitzung einberufen habe, um über die Bebauung von Paradise Fields zu diskutieren, obwohl wir doch im Grunde ...«, er sah sich im Raum um und lächelte, »kein Mitspracherecht in der Angelegenheit haben. Die Wiesen gehören uns nicht.« Er funkelte Nel, Viv und Muriel an, die alle nebeneinander saßen. »Daher werden wir einfach akzeptieren müssen, dass unsere Feiern und Bootsausflüge der Vergangenheit angehören.«
Abraham und Nel tauschten einen Blick und kamen schweigend überein, jetzt noch nichts zu sagen.
»Nun«, fuhr Chris Mowbray fort, »der Grund, warum ich diese Sitzung einberufen habe, ist folgender: Ich möchte Ihnen einen sehr aufregenden Vorschlag unterbreiten, der nicht nur die Wiesen, sondern darüber hinaus direkt das Hospiz betrifft.«
Muriel rutschte auf dem Stuhl neben Nel entrüstet hin und her. Nel legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Arm, um sie davon abzuhalten, etwas zu erwidern.
»Wir haben heute ein volles Programm mit vielen Entscheidungen, die wir treffen müssen; daher schlage ich vor, dass ich Mr Freebody bitte, uns seine Pläne zu erläutern. Wenn Sie Näheres darüber wissen, werden Sie mir gewiss zustimmen, dass diese Pläne für das Hospiz der Weg in die Zukunft sind.« Er warf Abraham über den Rand seiner Lesebrille hinweg einen verärgerten Blick zu. »Natürlich wird auch Mr Abraham seine Pläne präsentieren, und dann liegt es an uns, den Mitgliedern des Ausschusses, da wir gegenwärtig für finanzielle Angelegenheiten die Verantwortung tragen, über unser weiteres Vorgehen abzustimmen. Mr Freebody.«
Mr Freebody trug einen marineblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine scharlachrote Krawatte. Der Bauch quoll ihm über den Gürtel, und sein Haar war schwarz und fettig. Er erinnerte Nel an irgendeinen Komiker, der laut Berichten in der Regenbogenpresse beträchtlichen Erfolg bei Frauen hatte. Nel hatte nie verstehen können, warum das so war. Außerdem legte Mr Freebody eine Art von übertriebenem Schwung an den Tag, die ihren Grund wahrscheinlich in seinem übersteigerten Selbstbild hatte. Er war es gewohnt zu siegen und ging davon aus, dass er es auch diesmal tun würde.
»Mein Plan ist ein Angebot, das allen Seiten erhebliche Vorteile verschaffen würde: Er wird nicht nur Mr Hunstanton eine beträchtliche Menge Geld einbringen; auch das Hospiz würde dabei genug Profit für ein brandneues, zweckdienliches Krankenhaus machen, das Kinder mit tödlichen Krankheiten mit allem Nötigen ausstatten könnte. Dazu müsste das Gebäude, in dem das Hospiz sich derzeit befindet, zwar abgerissen werden, aber ich kann Ihnen versichern, dass das Ganze am Ende billiger käme.«
»Unsinn!«, bemerkte Muriel.
»Das bezweifle ich stark«, sagte Vivian.
»Wollen Sie denn nicht das Beste für die Kinderchen? Sie wissen doch, dass sie zum Sterben kommen!«
Alle, die tatsächlich mit den Kindern arbeiteten, zuckten zusammen. Niemand sprach je davon, dass die Kinder tödliche Krankheiten hatten, sie litten unter »lebensbedrohlichen Symptomen«. Und das Wort »Krankenhaus« war auch nicht besonders beliebt. Muriel holte tief Luft, um Einwände zu erheben, aber Pater Ted hielt sie mit einer kurzen Geste davon ab. »Lassen Sie den Mann aussprechen, Muriel. Es schadet nichts, wenn wir erfahren, wie seine Pläne aussehen.«
»Im Augenblick«, fuhr Gideon Freebody fort, der nicht einmal bemerkte, wie viele Leute er vor den Kopf stieß, »kämpft das Hospiz ständig darum, das Gebäude in Schuss zu halten, und wieder und wieder Spenden zu sammeln, um Fenster, Regenrinnen und jetzt ein ganzes Dach auszuwechseln, obwohl diese Dinge binnen kurzer Zeit abermals erneuert werden müssen.«
»Nicht so bald, wie es der Fall wäre, wenn Sie das Haus gebaut hätten«, sagte Muriel. »Ich habe ein paar Nachforschungen im Netz angestellt!«, vertraute sie Nel mit ziemlich lauter Stimme an.
»Hört, hört«, sagte Abraham.
»Bitte!«, rief Chris Mowbray. »Lassen Sie Mr Freebody aussprechen! Er
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