Geschenke aus dem Paradies
Schlafzimmer lagen im ersten Stock. Ihres wurde fast zur Gänze von dem Doppelbett ausgefüllt, das sie sich früher mit Marc, ihrem Mann, geteilt hatte. Als sie nach seinem Tod hier hergezogen waren, hatten sie alle in dem Zimmer geschlafen, hatten sich in ihrer Trauer aneinander geklammert, bis sie, des Weinens müde geworden, beschlossen, es sei an der Zeit, ihr normales Leben wieder aufzunehmen.
Als der Küchenfußboden gesäubert war (zumindest dort, wo man es sehen konnte), saugte Nel noch rasch das Wohnzimmer wegen der Hundehaare. Sie hatte im Grunde gar nicht mehr die Energie für einen Gast, nachdem sie den ganzen Tag lang Weihnachtskuchen mit Zuckerguss verziert hatte, aber ihr letztes Telefongespräch mit Simon war mit einem Misston zu Ende gegangen. Sie hatte sich darüber geärgert, dass er nicht angemessen reagiert hatte, als sie ihm von der Bauplanungsgenehmigung für das Grundstück erzählte, von dem sie immer geglaubt hatte, es gehöre dem Hospiz. Simon hatte – ziemlich bissig – bemerkt, dass sie sich ja immer noch vor die Bulldozer legen könne. Außerdem war er schuld daran, dass sie sich jetzt – wahrscheinlich unnötig – um ihre Tochter sorgte. Wie Vivian bemerkt hatte, war Nels mütterliche Sorge schon stark genug ausgeprägt, ohne dass Simon ihr zusätzliche Nahrung gab. Aber um ihr schlechtes Gewissen zu besänftigen, würde sie ihm, falls er tatsächlich kam, anbieten, für ihn zu kochen.
Sie wählte seine Nummer, in der Hoffnung, dass ihm irgendetwas dazwischengekommen war und er nicht kommen könnte. Ihre Hoffnung erwies sich als vergeblich.
»Es wird nichts Exotisches geben«, warnte Nel ihn, um ihn vielleicht doch noch von einem Besuch abzubringen. »Aber die Kinder sind alle aus dem Weg, sodass wir ein wenig Ruhe hätten.«
»Du solltest auch Ruhe finden können, wenn sie zu Hause sind, Nel. Es ist ein entzückendes Haus, oder das wäre es jedenfalls, wenn es nicht so voll gestopft wäre mit dem Kram deiner Kinder. Sie haben schließlich alle ein eigenes Zimmer. Außerdem sind sie im Grunde gar keine Kinder mehr.«
Stille folgte. Selbst wenn Nel den Wunsch gehabt hätte, Simon bei sich einziehen zu lassen, hätte ihre Politik der Nichteinmischung in puncto Kindererziehung ihn gewiss abgeschreckt. Fleur würde im nächsten Jahr wie ihre Brüder zur Universität gehen, und Nel war sich im Klaren darüber, dass sie, was Simon betraf, bald zu einer Entscheidung kommen müsste. Aber dies schien nicht der richtige Zeitpunkt dafür zu sein. »Kinder bleiben für ihre Eltern immer Kinder, Simon. Denk an deine Mutter.«
Er kicherte. »Das tue ich, regelmäßig. Also, wann soll ich kommen?«
»Gegen acht. Ich mache uns ein Käsesoufflé.«
»Ein gutes Käsesoufflé ist ein echter Heiratsgrund, weißt du das?«
Nel lachte verlegen und verabschiedete sich. Als sie nach ihrem Gespräch mit Vivian und Fleur geputzt und die Kissen aufgeschüttelt hatte, hatte sie über ihr vor sich hin siechendes Liebesleben nachgedacht und über die Frage, ob oder wie sie es wiederbeleben sollte. Aber Sex war eine Sache, eine Heirat etwas ganz anderes. Außerdem würde sich Simons Mutter als genau die Art von Schwiegermutter erweisen, über die die Komiker so gern Witze rissen.
Jetzt holte sie Brennholz, um das Feuer anzuzünden, und wünschte, eins ihrer Kinder wäre zu Hause gewesen, um es für sie zu tun. Nel war durchaus im Stande, ein Feuer zu machen, aber ihre Kinder hatten vor langer Zeit befunden, dass sie es besser konnten, und da sie es nicht fertig brachte, sie zu irgendwelchen Arbeiten im Haus zu bewegen, war sie dankbar für alles, was sie von allein taten.
Als sie und Simon einander kennen lernten, hatte Simon Nel zu verstehen gegeben, dass sie ihre Kinder seiner Meinung nach verwöhne. Aber das, hatte er hinzugefügt, liege wohl daran, dass sie eine allein erziehende Mutter war und die Kinder keine Vaterfigur hatten. Nel hatte wütend erwidert, dass sie die Kinder genauso sehr verwöhnt habe, als Marc noch lebte. Danach hatte Simon ziemlich lange seine Meinung über ihre Kinder für sich behalten.
Als Simon eintraf, herrschte oberflächliche Ordnung. Die Hunde kuschten sich auf frisch ausgeschüttelten Decken und aufgeklopften Kissen. Frische Kerzen brannten, und das Feuer war so weit in Gang, dass es Simon nicht in allen zehn Fingern juckte, nach dem Schürhaken zu greifen. Nel hatte sogar daran gedacht, die Holzscheite von vorn nach hinten aufzuschichten, sodass er sich nicht
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