Geschenke aus dem Paradies
bevor sie sagte: »Nel.«
»Wir sind uns schon einmal begegnet, denke ich«, bemerkte Pierce Hunstanton. »Als ich vor einigen Jahren das letzte Mal in England war. Sie haben für meinen Vater gearbeitet, nicht wahr?«
»Das ist richtig«, sagte Nel. »Ich erinnere mich daran, Sie kennen gelernt zu haben.« Pierce war zur Welt gekommen, als Sir Gerald vierzig war, lange nachdem er die Hoffnung auf einen Sohn aufgegeben hatte. Sie lächelte bei der Erinnerung daran, wie glücklich Sir Gerald gewesen war, als Pierce geheiratet hatte. Der Mann, den sie seinerzeit kennen gelernt hatte, war ihr durchaus freundlich erschienen, auch wenn er nicht so eine starke Persönlichkeit gewesen war wie sein Vater. Er war natürlich älter geworden, aber er wirkte immer noch freundlich. Wenn er nicht die Absicht gehabt hätte, ein Kinderhospiz um seinen rechtmäßigen Besitz zu bringen, hätte Nel ihn vielleicht gemocht.
Seine Frau dagegen war das, was Vivian als einen zähen Brocken bezeichnet hätte. Bekleidet mit einem entzückenden kleinen Kostüm, das niederschmetternd nach Chanel aussah, war ihr Make-up so perfekt, dass man kaum sehen konnte, dass sie geschminkt war. Sie sah einfach so aus, als strotze sie vor Gesundheit und Schönheit. Ihr Haar war eine glänzende Kappe, die ihre fein gemeißelten Wangenknochen betonte, und ihre perfekten Zähne waren eine Reihe gleichmäßiger Perlen. Ihre ganze Persönlichkeit bezeugte, dass man eine Frau vor sich hatte, die Berge verrücken konnte, ohne ihren Nagellack zu beschädigen. Nels Laune, die bereits im Keller war, sank noch tiefer.
Nachdem sie sich alle die Hände geschüttelt und sich niedergesetzt hatten, wünschte Nel, sie hätte Vivians Angebot, sie zu begleiten, angenommen, aber damals war ihr das absolut unnötig erschienen. Bei der kurzen Sitzung, die das Hospizkomitee vor ihrem Besuch anberaumt hatte, hatten die Mitglieder des Ausschusses sie einstimmig zur Sprecherin gewählt, vor allem deshalb, weil sie die Engagierteste von ihnen war. Nel hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich einsam fühlen würde. Das für die Finanzen zuständige Mitglied des Komitees weilte immer noch auf den Malediven und war unerreichbar, der Vorsitzende fuhr Ski. Trotzdem, beruhigte Nel sich, Wut und Leidenschaft konnten einen Menschen sehr mutig machen.
»Also, Mrs Innes«, ergriff Jake Demerand das Wort. »Was haben Sie uns zu sagen?«
Nel hatte sofort das Gefühl, von oben herab behandelt zu werden, obwohl sie keinen logischen Grund dafür sehen konnte. »Nichts Wichtiges. Ich möchte Sie lediglich darauf hinweisen, dass irgendjemand anscheinend eine Bauplanungsgenehmigung für ein Grundstück beantragt hat, das ihm nicht gehört.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es ebenso gönnerhaft wirkte wie das von Jake Demerand zuvor.
»Was bringt Sie auf den Gedanken, dass das Land nicht uns gehört?«, fragte Pierce ehrlich überrascht.
»Die Tatsache, dass Sir Gerald es vor Jahren dem Hospiz überschrieben hat, lange bevor ich mit den Dingen zu tun hatte. Das Grundstück ist von größter Bedeutung für uns. Wir benutzen es als Spielplatz für die Kinder, die sich dort erholen, wir halten dort Veranstaltungen ab, die dem Hospiz zusätzliche Gelder eintragen, und wir haben über dieses Stück Land Zugang zum Fluss. Es steht ein Boot bereit, das eigens für die behinderten Kinder umgebaut worden ist.«
»Die Kinder könnten doch sicher irgendwo anders spielen?«, fragte Kerry Anne, während sie das Büro betrachtete, in Gedanken offensichtlich mit Farbzusammenstellungen, falschen Wänden und Glasziegeln beschäftigt.
Ihr Desinteresse fachte Nels wachsenden Zorn noch an. »Das können sie wahrscheinlich! Aber wir können nirgendwo sonst eine Dampfbootrallye abhalten! Diese Veranstaltung bringt uns jedes Jahr Tausende ein, und im vorletzten Jahr haben wir das Geld dazu benutzt, eine Mole zu bauen und eine Straße, die dorthin führt. Abgesehen von allem anderen haben wir in dieses Grundstück investiert, und es gehört uns!« Sie wollte gerade von den Pachtgeldern erzählen, die der Markt dem Hospiz entrichtete, besann sich dann jedoch eines Besseren.
»Ich bin davon überzeugt, dass das Land für das Hospiz von großem Nutzen ist«, bemerkte Jake Demerand, »aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es dem Hospiz nicht gehört.«
»Wir müssen auf dem Grundstück bauen, um genug Geld für die Renovierung des Hauses aufbringen zu können. Ich fürchte, mein
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