Geschenke aus dem Paradies
wieder über Weihnachten nachdenken musste. Nachdem sie gelesen hatte, welche Filme ihr 1999 entgangen waren, und sie sich anschließend eine weitere Zeitschrift vorgenommen hatte, nur um dort Anweisungen für den Bau eines kleines Pavillons in ihrem Garten vorzufinden, wurde ihr klar, dass die Zeitschriften keineswegs zur Jahreszeit passten: Sie waren schlicht und einfach alt.
Sie hatte gerade ein Taschentuch aus der Tasche gezogen und staubte die künstlichen Blumen ab (»Friedhofsblau«), als eine Frau, die ihr vage bekannt vorkam, den Raum betrat.
»Mr Demerand hätte jetzt Zeit für Sie«, sagte die Frau.
Nel stopfte das staubige Taschentuch wieder in die Tasche und stand auf. Sie fühlte sich ertappt und war wütender denn je. »Mr Demerand« hätte zumindest die Höflichkeit haben können, pünktlich zu sein.
Die Frau öffnete eine Tür. »Mrs Innes«, erklärte sie.
Nel trat ein. Es waren drei Personen im Raum, zwei Männer und eine Frau, aber der Einzige, den sie gleich zu Anfang sah, war der Mann, der sie unter dem Mistelzweig geküsst hatte.
Es war ein Schock. Nach ihrer Vorstellung war der Rechtsanwalt, der dafür verantwortlich war, dass sich jetzt alle große Sorgen machten, uralt und trug eine Halbbrille und einen steifen schwarzen Anzug wie die verderbten Bankiers in Mary Poppins oder irgendeinem Dickens-Roman. Wenn auch nicht besonders jung, war dieser Rechtsanwalt unübersehbar das, was ihre Tochter »fit« genannt hätte. Und da sie ihn beim Squash beobachtet hatte, wusste Nel, dass er auch im eigentlichen Wortsinne fit war.
»Ich muss mich für das Büro entschuldigen«, sagte er jetzt. »Wir sind gerade erst eingezogen. Wir haben es zum Teil deshalb gemietet, damit ich hier etwas Platz habe, wenn ich nicht in London bin. Ein paar neue Möbel könnten allerdings nicht schaden.«
Er verzog keine Miene und ließ nicht durchblicken, dass er Nel erkannte, und obwohl sie das nicht überraschte – tatsächlich war sie ungemein erleichtert –, brachte sie es dennoch fertig, sich gekränkt zu fühlen. Sie warf einen schnellen Blick durch den Raum. Das Büro war viel größer als das Wartezimmer und folgte ungefähr demselben Farbmuster. Die Möbel waren wuchtig und zerkratzt und in den Dreißigerjahren sicher sehr begehrt gewesen, aber jetzt gehörten sie auf den Müll.
»Dann ist das also Ihr Büro in der Provinz, und es wird den größten Teil der Zeit leer stehen?« Nel hatte nicht die Absicht gehabt, etwas zu sagen, bevor sie angesprochen wurde, aber ihr Mund hatte ihr Gehirn offensichtlich nicht zu Rate gezogen, und die Worte kamen ihr ungeheißen über die Lippen.
Eine Augenbraue wurde überrascht hochgezogen. »Ganz so ist es nicht ...«, begann er.
Nel wandte ihre Aufmerksamkeit den anderen Personen im Raum zu. Sie waren ein wenig jünger als Nel, die Frau sogar erheblich jünger, außerdem auffallend gut gekleidet, und sie wirkte sehr selbstbewusst. Außerdem sahen beide so aus, als könnten sie sich so viel juristischen Beistand leisten, wie sie nur brauchten, um ihnen zu verschaffen, was immer sie haben wollten. Sie schienen zusammen mit dem Anwalt ein Team zu bilden. Nel hasste sie beide gleich auf den ersten Blick.
»Es wäre mir ein Vergnügen, dir bei der Einrichtung zu helfen«, sagte die junge Frau.
Als sie sie sprechen hörte, wurde Nel bewusst, dass sie nicht nur aussah wie ein Star aus einer amerikanischen Fernsehserie, die zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde, nein, sie klang auch so. Sie hatte eine weiche, liebkosende Stimme, mit einem winzigen Hauch von Heiserkeit darin, die Art Frau, der Männer zuhören, einfach um des Vergnügens willen, ihrer Stimme lauschen zu dürfen.
»Kerry Anne ist Innenarchitektin«, erklärte der Mann, der Nel irgendwie bekannt vorkam. »Und sie ist gut, wirklich gut.«
Jetzt nahm Jake Demerand die Zügel in die Hand. »Mrs Innes, es tut mir Leid, dass ich Sie habe warten lassen.« Er ergriff ihre Hand und drückte sie kurz, aber in seinen Augen war immer noch kein Zeichen des Wiedererkennens zu entdecken. Hm, offensichtlich ein Monstrum, befand sie. Die Tatsache, dass er nicht aussah wie ein Scrooge des 21. Jahrhunderts, bedeutete nicht, dass er weniger schurkisch war.
»Darf ich Ihnen Mr und Mrs Hunstanton vorstellen?«, fuhr er fort. »Pierce und Kerry Anne. Mrs Innes?« Er zog eine dunkle Augenbraue in die Höhe. Offensichtlich erwartete er jetzt von ihr, dass sie ihren Vornamen nannte.
Sie musterte ihn einen Augenblick lang,
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