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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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verpflichtet fühlen würde, ihr zu erklären, dass dies die beste Methode sei.
    Nachdem sie ihn mit der Zeitung und einem Glas Wein vors Feuer gesetzt hatte, zog sie sich in die Küche zurück. Während sie Käse raspelte und Mehl abwog, ging Nel zum wiederholten Male an diesem Abend durch den Kopf, was Fleur und Vivian gesagt hatten. »Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist«, hatte Vivian zu ihr bemerkt, nachdem Fleur gegangen war. Dies konnte der richtige Zeitpunkt sein. Vielleicht sollte sie eine Flasche Weißwein in den Kühlschrank legen, zusätzlich zu der, die Simon mitgebracht hatte. Vielleicht sollte sie auch ihr bereits aufgefrischtes Make-up noch einmal auffrischen und ihm schöne Augen machen.
    Nel seufzte. Tatsächlich saßen sie häufig zusammen auf dem Sofa, um ein wenig zu schmusen, aber weiter war es bisher nie gegangen. Simon küsste nicht besonders gut, daher ermutigte sie ihn nicht dazu, und er legte niemals eine Hand auf ihre Brust. Manchmal legte er ihr allerdings eine Hand aufs Knie, über ihren Rock und ihre Strumpfhose, aber er ließ seine Finger nie weiter ihr Bein hinauf wandern. Stimmte etwas nicht mit ihm? Oder lag es an ihr? Sandte sie womöglich die falschen Signale aus? Vielleicht waren ihr die Worte »Rühr mich nicht an« unsichtbar auf die Stirn tätowiert, sodass nur Männer es lesen konnten. Wenn ja, hatte der Mann, der am Morgen Mistelzweige bei ihr gekauft hatte, nichts davon bemerkt.
    Obwohl Nel den Zwischenfall der Feststimmung zugeschrieben hatte, konnte sie doch nicht ganz aufhören, an den Missetäter zu denken. Es war eine so kurze Berührung gewesen, nur der sanfte Druck seiner Lippen auf ihren, nur eine Sekunde lang. Sie mochte eine romantische Närrin sein, überhaupt daran zu denken, geschweige denn, Simon auf dem Sofa am Kamin durch diesen unbekannten Squashspieler zu ersetzen. Und doch, wenn sie das tat, konnte sie es sich plötzlich vorstellen, dass aus seiner freundschaftlichen Umarmung etwas Leidenschaftlicheres entstehen könnte. Es würde ganz einfach sein – sehr einfach sogar –, ihre Finger zwischen die Knöpfe seines Hemdes gleiten zu lassen und sie schließlich zu öffnen.
    Energisch richtete sie ihre Konzentration auf die Arbeit in der Küche, und erst nachdem sie eine äußerst knoblauchhaltige Vinaigrette für den Salat gemacht hatte, fielen ihr ihre Pläne für das Sofa wieder ein. Danach musste sie Simon gegenüber eine Erklärung dafür suchen, warum sie plötzlich gekichert hatte.

Kapitel 3
    E s kam ihr so vor, als hätte sie eine Million Telefongespräche geführt, und die Tatsache, dass es ihr endlich gelungen war, einen Termin bei den Anwälten zu bekommen, verringerte Nels Ärger nicht im Mindesten; tatsächlich verhielt es sich gerade umgekehrt. Wie gewöhnlich war sie zehn Minuten zu früh gekommen. Jetzt war der vereinbarte Termin seit einer Viertelstunde verstrichen, und ihre Wut und Langeweile hatten gefährliche Höhen erklommen.
    Sie sah sich um, zupfte an der ausgefransten Armlehne ihres Sessels und fragte sich, wie Anwälte, die doch bekanntermaßen ein Vermögen verdienten, ihr Wartezimmer in einen solchen Zustand geraten lassen konnten.
    Die Wände waren wahrscheinlich anfangs blasspink gewesen und hatten jetzt, befand Nel, einen Farbton erreicht, den der Denkmalschutz wahrscheinlich als billigstes Mansardengrau bezeichnet hätte. Die Vorhänge hätten so ziemlich jede Farbe haben können, aber als Nel einen Blick zwischen die Falten des Stoffs warf, entdeckte sie, dass sie ursprünglich einmal rosa gewesen waren. Unzweifelhaft antikes Potpourri, dachte sie und erwärmte sich langsam für dieses neue Spiel.
    Als es ihr jedoch misslang, eine geistreiche Beschreibung für den Teppich zu finden, der zu verblichen war, um überhaupt eine Farbe zu haben, wandte sie sich auf der Suche nach Unterhaltung den Zeitschriften zu.
    »Nun, sie werden wenigstens der Jahreszeit gerecht«, murmelte sie. Schließlich ist Weihnachten Jahr für Jahr ziemlich gleich, auch wenn es jetzt gut eine Woche zurücklag. Die Tatsache, dass sie immer noch die Frage erörtern, wie man die Jahrtausendwende feiern solle, fällt im Grunde nicht weiter ins Gewicht. Sie dachte darüber nach, dass Weihnachten eigentlich recht gut verlaufen war, insofern als niemand aus der Rolle gefallen und der Truthahn ordnungsgemäß zubereitet gewesen war. Dann griff sie nach einer anderen Zeitschrift, dankbar dafür, dass es fast ein Jahr dauern würde, bevor sie

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