Geschenke aus dem Paradies
Vater hat den Besitz sträflich vernachlässigt«, sagte Pierce.
»Und ich freue mich schon darauf, mit der Renovierung anfangen zu können. Wir werden die Hauptwohnräume im Zeitstil erhalten, aber die Arbeiten am Rest des Hauses werden mir großen Spaß machen.« Kerry Anne lachte und warf Jake dann einen Blick zu, als wolle sie seine Reaktion sehen.
Nel knirschte hörbar mit den Zähnen. Die wichtigste Quelle des Hospizes, um Gelder zusammenzubekommen, wahrscheinlich sogar seine ganze Existenz, sollten geopfert werden, damit Kerry Anne »Spaß« haben und Pierce ein paar Reparaturen durchführen lassen konnte. Es war empörend, aber sie durfte weder weinen noch schreien oder sonst etwas tun, das sie noch hysterischer wirken ließ, als es ohnehin bereits der Fall war.
»Aber das Land muss dem Hospiz gehören!«, beharrte sie so gelassen wie möglich. »Ich weiß, dass Sir Gerald davon überzeugt war. Er hat mir erzählt, dass er schon vor Jahren entsprechende Vorkehrungen getroffen habe. Was sonst hätte er damit meinen können?«
»Ich kann unmöglich erraten, was er gemeint hat«, erwiderte Jake, »ich kann nur wiederholen, dass diese Felder nicht dem Hospiz gehören. Ich zeige Ihnen die Grundstücksurkunden von Hunstanton Manor.« Er förderte einen riesigen Stapel mit gefalteten Papieren zu Tage.
»Ich glaube kaum, dass die Schenkung in irgendwelchen uralten Urkunden verzeichnet ist«, sagte Nel. »Haben Sie sich irgendetwas angesehen, das jünger als dreißig Jahre ist?«
»Das habe ich, und die Dokumente ergeben eindeutig, dass das Land zum Besitz der Hunstantons gehört und immer gehört hat.« Jake Demerand sagte all das ohne jede sichtbare Regung von Gefühl oder Bedauern oder irgendetwas anderem als kühlem Desinteresse.
»Ich setze größtes Vertrauen in Sie, Jake«, bemerkte Kerry Anne und legte ihre Hand auf seine. »Ich weiß, dass Ihnen kein Irrtum unterlaufen ist.« Sie blinzelte ihn durch die Wimpern an. Das war etwas, das Nel einmal bei ihrem ersten Freund ausprobiert hatte und wobei sie sich heftige Kopfschmerzen eingehandelt hatte.
»Nun, irgendjemand muss sich aber geirrt haben!«, beharrte Nel und versuchte, Kerry Annes Benehmen zu übersehen. »Irgendein verdammter Rechtsanwalt! Ich weiß, dass Sir Gerald die Absicht hatte, dem Hospiz dieses Land zu überschreiben.«
»Das Hospiz hat dieses Grundstück lange Zeit nutzen dürfen, was überaus gütig von Sir Gerald war. Jetzt müssen Sie sich einen anderen Ort für Ihre Feten suchen«, sagte Jake Demerand.
Nel hätte ihm am liebsten gegen das Schienbein getreten. »Es ist keine Fete! Es ist ein – ein – ein Ereignis! Die Leute kommen aus dem ganzen Land!«
Er zuckte die Achseln, als sei ihr Einwurf reine Wortklauberei.
»Hören Sie«, fuhr Nel fort. »Ihnen kann das doch gleichgültig sein. Sie haben das Herrenhaus, Sie brauchen nicht auf diesem Grundstück zu bauen! Selbst wenn es uns nicht gehört, könnten Sie zumindest den Anstand haben, dem Hospiz weiter die Nutzung zu gestatten!«
»Die Renovierung des Herrenhauses wird fast eine Million Pfund kosten«, sagte Pierce Hunstanton. »Wenn wir auf diesem Grundstück nicht bauen, können wir uns das nicht leisten. Es wäre doch sehr traurig, wenn ein so wunderschönes Stück Geschichte einfach verschwinden würde, nur weil man es verfallen lässt.«
»Ja, und ich möchte meine Zeit wirklich in einem altmodischen Haus verbringen«, fügte Kerry Anne hinzu und verdarb damit die Wirkung der kleinen Ansprache, die ihr Mann soeben gehalten hatte.
»Ich möchte das Haus auch nicht verfallen sehen«, erwiderte Nel. »Aber was ist wichtiger? Die Rettung eines Herrenhauses oder eines Hospizes?« Sie versuchte, ihre persönliche Dankbarkeit gegenüber dem Londoner Hospiz, das ihnen in den letzten Wochen vor Marcs Tod so sehr geholfen hatte, beiseite zu schieben. »Was ist mit den Hoffnungen und Träumen der Kinder, die unter lebensbedrohlichen Krankheiten leiden? Das bedeutet, dass sie sterben werden«, sagte sie unfreundlich an Kerry Anne gewandt.
»Ich denke, wir wissen alle, was ein Hospiz ist«, sagte Jake Demerand. »Und ich bin davon überzeugt, dass es uns allen sehr Leid tut, dass das Land für die Kinder nicht länger zur Verfügung steht. Aber Tatsache ist, dass das Grundstück den Hunstantons gehört und sie darauf bauen müssen.«
»So viel kann es doch gar nicht kosten, ein altes Haus wieder herzurichten«, beharrte Nel, die die Sache nicht verloren geben wollte, bevor
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