Geschenke aus dem Paradies
Sache heraus.
Der Platz für das Bierzelt – nahe genug bei den Dampferleuten, um sie zufrieden zu stellen, und nicht in unmittelbarer Nähe des Bauernmarktes, wo abgesehen von den üblichen Waren Apfelsaft und Limonade angeboten wurden – war immer noch erschreckend verwaist. Nel dachte bereits verzweifelt über einen Plan B nach, für den Fall, dass das Zelt nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht geliefert wurde. Unglücklicherweise fiel ihr nichts anderes als der Dorfpub ein, der ein paar Fässer Bier auf das Feld hätte schaffen können, und sie glaubte nicht, dass die Leute von dieser Idee begeistert sein würden.
Sie hätte natürlich Sam fragen können; er organisierte häufig Freiluftpartys an entlegenen Plätzen. Aber irgendwie glaubte Nel nicht, dass die Dampferleute mit Billigbier glücklich sein würden. Sie wollten Bier mit unaussprechlichen Namen und unvorstellbaren Zutaten.
Es war fast zwölf. Die große Eröffnung war für zwei Uhr geplant. Die Wiesen waren schwarz von Menschen, die umherhasteten, im Schlamm ausrutschten, lachten, fluchten oder mit Seilen, Planen, Wellen schlagendem Plastik und Brettern kämpften, an denen der Wind zerrte. Andere errichteten unter großen Mühen Markisen, rammten Pfosten in den Boden, knüpften Seile zusammen und zogen sie in Halshöhe quer über die Gehwege. Es war das reinste Chaos. Ein anderes Wort gab es dafür nicht.
Sam tauchte neben ihr auf. »Hey, Mum, wie läuft’s denn so? Es ist genau wie in Glastonbury, nicht wahr?«
Nel war nie in Glastonbury gewesen, aber sie wusste, dass es dort ziemlich schlammig war.
»Soll ich mal kurz in die Stadt sausen und uns mit schwarzen Plastiktüten bevorraten?«, fuhr er fort.
»Warum? Wozu?«
»Damit wir uns nicht alle Schützengrabenfüße holen.«
»Oh, hau bloß ab, Sam!«
»War nur ein Witz, Mutter.«
Nel ging zu Viv hinüber, auf der Suche nach etwas moralischer Unterstützung. Viv hatte einen Honigstand auf dem Markt, der jedoch von Lavender mit ihrem nach Lavendel duftenden Kerzen, Weizenkompressen, Seifen und Leinenbeuteln betrieben wurde.
»Wie läuft’s denn so, Kleines?«, fragte Viv, die es fertig brachte, auf sehr attraktive Weise windzerzaust auszusehen. »Schau mal, das muss das Bierzelt sein, das angeliefert wird. Ist Chris schon aufgetaucht?«
»Oh Gott, nein! Er lässt sich nicht sehen, bevor er das Fest eröffnet! Er will den ganzen Applaus einheimsen. Die Band soll ›Die Anker hoch‹ spielen, weil er mal bei den Marinepfadfindern war.«
»Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es richtig war, ihn damit zu beauftragen. Wir hätten ohne weiteres einen Schauspieler aus der näheren Umgebung dafür bekommen können.«
»Ich weiß, aber er fühlte sich derart geschmeichelt, dass er sogar selbst eine Parzelle von dem Land gekauft hat. Und nicht einmal er könnte mit einem Stückchen Land von dieser Größe schmutzige Geschäfte machen.«
»Du glaubst nicht, dass wir in der ganzen Angelegenheit überreagiert haben, nein?« Viv strich sich eine Haarsträhne aus den Augen, eine Geste, die ihr einen Schmutzfleck auf der Wange eintrug.
»Ganz bestimmt nicht. Er ist ein Halunke und ein Ekelpaket.« Sie hielt inne. »Soll ich auf mein Handtuch spucken und den Schlamm abwischen, oder willst du dich in die Damentoilette wagen?«
Viv rieb sich das Gesicht. »Ich wage es mit den Toiletten. Wenn man früh hingeht, sind sie ganz in Ordnung. Waren sie übrigens furchtbar teuer?«
»Ja. Deshalb gibt es auch nur zwei davon. Ich habe allerdings ein Sonderangebot bekommen. Der Mann war wirklich nett.«
»Mir ist schleierhaft, warum du nicht begreifst, wie attraktiv du für Männer bist, Nel.«
»Fang nicht wieder damit an, Viv! Ich muss noch tausend Dinge erledigen, bevor es losgeht. Meinst du, das Schwein wird rechtzeitig gar sein, damit es heute noch gegessen werden kann?«
»Frag mich nicht, ich bin Vegetarier.«
»Darauf brauchst du dir gar nichts einzubilden.«
»Nel! Mach nicht so ein Gesicht! Angeblich sind wir hier, um Spaß zu haben!«
»Du vielleicht, aber ich nicht. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass alle Marktverkäufer glücklich sind mit ihrem Platz und dass die Dampferleute richtiges Ale kriegen, das den Namen Pig’s Bottom trägt oder etwas ähnlich Ekelhaftes. Die Band trinkt übrigens nur Streaked Lightning.«
»Was soll das denn sein?«
»Eine Art Cidre aus dem Forest, denke ich. Er ist wahrscheinlich illegal, aber du würdest damit ohne Probleme deine verstopften
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