Geschenke aus dem Paradies
die ganze Angelegenheit hatte sie so sehr verletzt und aus dem Gleichgewicht gebracht, dass sie sich womöglich danebenbenehmen würde.
Auf dem Weg zu Sachas Stand, wo Nel etwas gegen Stress kaufen wollte, sprach Abraham sie an.
»Hallo, Mädel, es läuft großartig, nicht wahr?«
Seine Frau war bei ihm, und sie trug ein entzückendes, mit Mohnblumen geschmücktes Strohhäubchen. »Er hat es für mich gekauft. Normalerweise trage ich niemals Hüte.«
»Mir hast du in Hüten immer gefallen, das weißt du. Sie wird immer ganz verlegen, wenn sie einen Hut trägt«, erklärte er.
»Ich auch«, sagte Nel, »obwohl ich jetzt wünschte, ich hätte vorhin einen gekauft, damit mich niemand erkennt.«
»Und warum soll Sie niemand erkennen?«
Nel gestikulierte wild, zuckte die Achseln und brach schließlich in nervöses Gelächter aus. »Es ist alles so furchtbar schief gegangen. Nicht das Fest, das scheint in Ordnung zu sein, ich meine die Baugeschichte.«
»Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist«, sagte Abraham weise.
Nel tauschte einen Blick mit seiner Frau. Männer verstanden sich so großartig darauf, das Offensichtliche zu bemerken.
»Essen Sie etwas, Mädchen«, befahl Abraham. »Dieser junge Bursche macht herrliche Pfannkuchen. Sehen Sie zu, dass Sie ein paar davon abbekommen, und schon werden die Dinge nicht mehr gar so schwarz aussehen.«
»Er hat Recht, wissen Sie«, sagte seine Frau. »Sie brauchen wahrscheinlich etwas zu essen. Wenn meine Kinder miteinander gezankt haben, habe ich ihnen immer einen Imbiss gegeben.«
»Ich habe mit niemandem gezankt!«, entgegnete Nel. »Noch nicht!«
»Nein, aber Sie sind nervös«, bemerkte Mrs Abraham unter ihren Mohnblumen. »Das spüre ich. Essen Sie etwas, und es wird Ihnen gleich besser gehen.«
Es war durchaus angenehm, bemuttert zu werden, dachte Nel. Sie selbst hatte ihre Eltern schon vor langer Zeit verloren, und sie hatte den größten Teil ihres Lebens damit verbracht, andere zu bemuttern. Es war schön, einmal selbst in den Genuss einer solchen Behandlung zu kommen.
»In Ordnung, ich werde mal sehen, was Ben zu bieten hat.«
»Und das Eis ist auch sehr gut«, sagte Mrs Abraham. »So, wie es früher war.«
Da Chris Mowbray nicht, wie es sich gehört hätte, von Stand zu Stand gegangen war, um überall eine Kleinigkeit zu kaufen, sondern in seinen bis vor kurzem schlammfreien Wagen mit Vierradantrieb gestiegen und davongefahren war, fühlte Nel sich verpflichtet, diese Aufgabe selbst zu übernehmen. Die meisten Anbieter waren ihr bekannt, und jetzt, da sie sich alle ihr Territorium erkämpft hatten (dessen Organisation Nel schlaflose Nächte beschert hatte), wollten sie ihr alle gratulieren.
»Mir gefallen die Hüte«, sagte Catherine, während sie einen Hamburger mit reichlich selbst gemachter Majonäse und gehackten Zwiebeln füllte. »Es ist zwar nicht gerade üblich, dass sie auf Bauernhöfen hergestellt werden, schätze ich, aber warum sollten wir nicht auch ein wenig Abwechslung bieten? Und Benita ist in Ordnung. Ich habe vor einigen Jahren einen Computerkurs besucht, den sie geleitet hat.«
»Ich sollte auch mal einen Computerkurs belegen«, meinte Nel. »Tabellenkalkulation wäre ganz nützlich für die Verwaltung des Marktes.«
»Haben Sie Sachas neue Sachen gesehen? Ihre neue Mitarbeiterin hat sie offensichtlich auf ein paar ausgesprochen gute Ideen gebracht. Sie bietet viel mehr Produkte an als früher.«
Nel brauchte keine zusätzliche Ermutigung, um Sacha zu besuchen. Sacha stellte ein Öl her, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle Sorgen des Tages vertrieb. Nel hatte zwar das Gefühl, dass dazu mehrere ganze Ölquellen voller Öl notwendig wären, aber irgendwo musste man schließlich anfangen.
»Hallo, ihr beiden!«, sagte sie. Sie küsste Sacha und dann – leicht widerstrebend – Kerry Anne, damit diese sich nicht ausgeschlossen fühlte. »Wie läuft’s denn so? Der Stand sieht umwerfend aus! Catherine hat mir erzählt, dass ihr ein paar großartige neue Produkte habt. Aber bevor ihr mir alles erzählt, gebt mir eine Flasche von diesem Antistressöl. Ich bin so angespannt wie ein Trommelfell!«
Sacha öffnete eins ihrer Fläschchen und reichte es Nel. »Da du Trommel erwähnst: Ich finde, die Band spielt nicht schlecht. Aber hast du eine Ahnung, warum sie lauter Seemannslieder spielen?«
Nel tupfte etwas Öl auf ihren Finger und begann, ihre Schläfen damit zu massieren. »Weil ich ihnen gesagt habe, dass
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