Geschenke aus dem Paradies
Gespräch zwischen Jake und Chris Mowbray wohl ausgegangen sein mochte, als Fleur auf der Bildfläche erschien. Sie drückte Nel ein quadratisches, in Papier eingewickeltes Päckchen in die Hand.
»Das ist ein Geschenk. Ein kleines Reisekosmetikpäckchen mit Feuchtigkeitscreme, Reinigungsmilch und Körperlotion. Von Sacha. Aus ihrer neuen Produktlinie. Sie hat es mir gegeben, damit ich es dir gebe.«
»Oh. Das ist aber lieb. Ich frage mich nur, warum sie es mir nicht gegeben hat, als ich drüben bei ihr war. Ich tue es zu meinen anderen Sachen, hinter Vivs Stand.«
»Oh nein! Räum es in deine Handtasche. Es ist eigens für die Handtasche gedacht, also solltest du es auch dort hineinstecken. Stimmt’s, Viv?«
Viv nickte. »Sonst wirst du es noch versehentlich einfrieren.«
Nel wollte gerade protestieren, als das Megafon ertönte.
»Würde Mrs Nel Innes bitte zum Fußballturnierplatz kommen.« Es war Jake hinter dem Megafon. Nel konnte ihn erkennen.
»Nein, das werde ich nicht. Ich habe keine Ahnung von erster Hilfe, wenn sich also jemand verletzt, wäre ihm mit Viv erheblich besser gedient. Sie ist ausgebildete Physiotherapeutin.«
»Vielleicht wollen sie ja, dass du den Preis überreichst«, sagte Fleur nach einem kurzen Zögern.
»Das tue ich auf keinen Fall. Ich bin nicht für einen öffentlichen Auftritt angezogen. Geh du rüber, Viv. Du siehst hinreißend aus wie immer, und du trägst einen Hut.«
Viv sah kurz Fleur an, dann Nel. »In Ordnung. Wenn ihr so lange auf meinen Stand aufpasst.«
»Natürlich. Und sollte es einen medizinischen Notfall geben, frag nach einem Arzt. Ich habe mindestens zwei Leute aus unserer hiesigen Praxis hier herumlaufen sehen.«
Das Nächste, was Nel hörte, war: »Könnte Mrs Nel Innes bitte zum Fußballfeld kommen.«
»Nein«, sagte Nel leise. »Das kann ich nicht. Ich passe auf Vivs Stand auf.«
»Ich kann auf Vivs Stand aufpassen«, sagte Fleur. »Es ist sowieso niemand hier.«
»Darum geht es nicht.«
»Wenn Nel nicht zum Spielfeld kommt, werde ich über dieses Megafon sagen, was ich zu sagen habe.« Jakes Stimme dröhnte und knisterte über den Marktplatz.
»Mit Erpressung wird er bei mir nichts erreichen«, erklärte Nel, die jetzt hochrot im Gesicht geworden war.
»Nel, wenn du nicht sofort kommst, erzähle ich der ganzen Welt, was an einem gewissen Abend in London passiert ist.«
»Oh, Scheiße!«
Als sie quer über den Platz loslief, hörte sie noch den schockierten Ausruf ihrer Tochter. »Was für Ausdrücke!«
Kapitel 24
Nel rannte, so schnell sie das mit Gummistiefeln konnte, durch den Morast. Ihr war bewusst, dass die Leute sie lächelnd beobachteten, aber sie hielt den Blick fest auf den Boden gerichtet. Als sie Jake erreichte, war sie atemlos und erhitzt. Kleidung, die dafür geschaffen war, langsam umherzuschlendern, ist nicht das, was man sich für einen Hundertmetersprint aussuchen würde.
»Was zum Teufel machst du da?«, fragte sie, als sie in Hörweite war. »Wenn du so dringend mit mir reden willst, hättest du ja zu mir rüberkommen können!«
»Was ich zu sagen habe, verlangt eine gewisse Privatsphäre.« Jake war ungerührt, und ihr Zorn schien ihn nicht zu überraschen.
»Dann hättest du mich anrufen, mir eine E-Mail schicken oder mir sogar einen Brief schreiben können.«
Jetzt, da sie nicht länger rannte und ihn endlich ansah, wurde ihr bewusst, dass ihr Schweißtropfen über den Rücken rannen, und sie dachte daran, wie rot sie im Gesicht sein musste und wie wenig von dem Make-up, das sie am Morgen aufgetragen hatte, wahrscheinlich noch übrig war. Außerdem war ihr bewusst, dass sie keine Zeit gehabt hatte, sorgfältig über ihre Kleidung für den heutigen Tag nachzudenken. Sie trug ihre unvermeidliche schwarze Hose, einen warmen, aber alten Kaschmirpullover und eine Wachsjacke, die einmal Mark gehört hatte. Eigentlich hatte sie die Absicht gehabt, vor dem Fest noch einmal nach Hause zu gehen und sich umzuziehen, aber dann war das eine zum anderen gekommen, und sie hatte keine Zeit mehr dazu gehabt. Auch Jake war schmutzig, aber ihm stand es irgendwie.
»Hättest du meinen Anruf entgegengenommen?«
Nel zuckte die Achseln. Sie wollte nicht lügen und Ja sagen, und sie wollte keinen Streit vom Zaun brechen, der leicht nach dem bekannten Muster hätte verlaufen können: »Ich hätte, du hättest nicht, ich hätte, du hättest nicht.«
»Außerdem«, fuhr Jake fort, »konnte ich vor dem heutigen Tag nicht sagen, was ich sagen
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