Geschenke aus dem Paradies
wollte.«
»Oh?«
»Es geht um heute.«
Nel seufzte. »Hör mal, ich bin sehr müde und sehr beschäftigt, ganz zu schweigen davon, dass ich sehr niedergeschlagen bin. Könntest du bitte einfach mit der Sprache herausrücken, was immer du mir auch sagen wolltest.«
Er legte ihr einen Arm um die Schultern. »Komm mit.«
Sie wollte protestieren, musste aber feststellen, dass sie gegen seinen Arm und den Druck seiner Hand auf ihrer Schulter kaum ankam. Es erschien ihr weniger mühsam, sich einfach von ihm hinführen zu lassen, wo immer er sie hinführen wollte.
Er hielt sie sehr fest an sich gedrückt, als wollte er ihr keine Fluchtmöglichkeit lassen.
»Was hast du vor?«, fragte sie, weil sie fand, dass sie irgendeinen Einwand erheben sollte, auch wenn sie nicht weglaufen konnte.
»Ich entführe dich.«
»Mach dich nicht lächerlich. Ich bin kein Kind, und du bist Rechtsanwalt. Solche Dinge tust du nicht.« Dann hielt sie inne, weil ihr bewusst wurde, dass sie sich von dem Festplatz entfernten – und damit von ihren Freunden, die ihr im Handumdrehen zu Hilfe kommen würden. Stattdessen näherten sie sich jetzt dem Parkplatz, wo die Autos mit Vierradantrieb standen und der Morast noch tiefer war. »Oh, mein Gott! Du entführst mich wirklich! Hilfe!«
Er lachte. »Wenn du um Hilfe rufen willst, musst du dich etwas mehr anstrengen.«
»Das war nur ein Probelauf. Hilfe!«, rief sie wieder, diesmal lauter. Entweder hörte sie niemand, oder es hatte niemand die Absicht, ihr zu helfen. »Hast du vor, mich lange festzuhalten? Oder nur bis das Lösegeld kommt?«
»Nur bis Dienstag, und es wird keine Lösegeldforderung geben.«
»Ein Glück. Wir haben nämlich keinen roten Heller. Du kannst mich genauso gut nach Hause bringen. Das würde dir auf lange Sicht Geld sparen.«
»Ich habe doch gesagt, dass ich kein Geld als Gegenleistung für dich haben will. Ich will einfach nur dich, für ein langes Wochenende, oder zumindest für das, was von diesem hier übrig ist.«
In Nels Bauch bildete sich eine große Blase, die langsam emporstieg. Als sie ihre Kehle erreichte, hatte sie das Gefühl, als müsste sie entweder husten, in Tränen ausbrechen oder sich übergeben. Sie hustete, und zwar kräftig, um die Blase zu verscheuchen.
»Nun, du kannst mich nicht haben, wie du sehr genau weißt. Ich habe Kinder, Hunde, ein Haus. Sie alle brauchen mich.«
»Nein, tun sie nicht.«
»Doch, tun sie wohl! Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen!«
»Viv wird mit den Hunden Gassi gehen, und Fleur und Sam passen auf das Haus auf, obwohl das möglicherweise eine Party mit einschließt.«
»Aber wer wird auf die beiden aufpassen?«
»Sie brauchen keinen Aufpasser. Schließlich ist Fleur es, die auf dich aufpasst.«
»Du meinst, sie kommandiert mich herum. Das ist nicht dasselbe.«
»Doch, ist es wohl. Und jetzt steig ein.«
Sie standen vor einem großen, dunkelroten Jeep. »Nein! Nicht bevor ich eine Erklärung bekommen habe! Hast du eine Verschwörung mit meinen Freunden und meinen Kindern ausgeheckt, um mich zu entführen? Das ist einfach empörend.« Es fiel Nel ziemlich schwer, ihre Entrüstung aufrechtzuerhalten. Es war so schön, mit Jake zusammen zu sein; wahrscheinlich wäre sie mit ihm gegangen, auch wenn er gesagt hätte, dass sie eine Kläranlage besuchen würden.
»Hör mal, steig einfach ein, und wir können dann während der Fahrt reden.«
»Ich steige erst ein, wenn du mir sagst, wo wir hinfahren werden.« Erst als es zu spät war, fiel ihr auf, dass sie gesagt hatte »wo wir hinfahren« und nicht »wo du mich hinbringst«. Und Jake war es ebenfalls aufgefallen.
»Nach Cornwall.«
»Cornwall! Das ist ja meilenweit weg!«
»Ungefähr drei Stunden.«
Er hatte die Tür geöffnet und wartete darauf, dass sie einstieg. Sie schloss die Augen. »Wirklich, das geht einfach nicht. Es klingt zauberhaft, aber ich bin eine erwachsene Frau mit Verantwortung. Ich kann nicht einfach verschwinden.«
Bevor sie wusste, was er vorhatte, hatte er ihr einen Arm unter die Kniekehlen gelegt, sie auf den Sitz gehoben und die Tür geschlossen, wobei ein kleiner Zipfel ihrer Wachsjacke eingeklemmt worden war. Jake saß neben ihr, bevor sie dahinter gekommen war, warum die Tür sich nicht öffnen ließ, und dann schloss er sie ein.
»Hör mir zu, Nel, ich weiß, das Ganze wirkt ein bisschen übertrieben, aber ich wollte mit dir irgendwo hinfahren, wo wir ungestört sind und du dich entspannen kannst, damit wir einander kennen
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