Geschenke aus dem Paradies
einschüchternde Schuldirektorin erinnert.
»Weil sie nicht alle Parzellen verkauft haben.«
Er zeigte auf Nel und Viv, deren Nackenhaare sich langsam aufstellten wie bei zwei Terriern. Viv schob ihren Hut ein Stück zurück, damit ihr nichts entging.
»Ach, wirklich?« Jake flüsterte jetzt praktisch. »Und wie aktuell ist Ihre Information?«
Nel wurde leicht übel. Jake musste glauben, dass alle Parzellen verkauft waren, und jetzt machte er eine große Geste, obwohl in Wirklichkeit Chris Mowbray Recht hatte. Die dreizehn Formulare lagen immer noch in ihrer Tasche. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber er war so ausgetrocknet, dass ihre Zunge nicht funktionierte. Sie stieß Viv an, in der Hoffnung, dass ihre Freundin etwas Nützliches tun würde, aber sie hatte nur Augen für Jake und war vor lauter Bewunderung ebenfalls wie erstarrt.
»Oh, um Himmels willen!«, rief Chris Mowbray. »Fragen Sie doch diese beiden Verrückten, wie viele Parzellen sie verkaufen konnten! Ich habe es vorhin getan und habe keine Antwort bekommen, und ich kann Ihnen versichern, wenn sie sie verkauft hätte, hätte sie es mir gesagt.«
»Und wer ist ›sie‹?«, fragte Jake, lauter jetzt.
Der Schreck trieb zum Handeln. Furchtbar viele Menschen beobachteten die öffentliche Zurschaustellung von etwas, das hinter verschlossenen Türen hätte geschehen sollen, und auch wenn die Zuschauer offensichtlich fasziniert waren, war dies doch nicht der Grund, weshalb sie sich hierher auf den Weg gemacht hatten.
Sie riss Chris Mowbray das Megafon aus der Hand, bevor er es in den Schlamm werfen konnte. »Das Fest ist eröffnet, Leute!«, brüllte sie hinein. »Gebt Unmengen Geld aus und amüsiert euch!«
Ein paar Kameras blitzten auf, obwohl Nel nur raten konnte, was sie fotografierten. Sie wünschte, sie hätte eins von »Benitas Häubchen« gekauft, sodass sie es sich jetzt über
die Augen hätte ziehen können, um sich dahinter zu verstecken.
Eine Sekunde lang fragte sie sich, ob sie bleiben und die Angelegenheit zwischen Chris Mowbray und Jake hätte bereinigen sollen, aber dann wurde ihr klar, dass sie unmöglich etwas erreichen konnte. Chris hatte Recht, und Jake hatte Unrecht; mehr gab es dazu nicht zu sagen. Sie steuerte eine Gruppe zitternder Kinder an, die vor dem Maibaum darauf warteten, dass die Musik zu spielen begann.
Sie machten ihre Sache sehr gut. Die Lehrerin, eine junge, begeisterte Frau, gab Anweisungen, und die Bänder an der Spitze des Maibaums drehten sich bis weit hinab zu einem schönen Zopf zusammen. Dann, nach einer Pause, schritten die Kinder anders herum, sprangen, liefen aufeinander zu und unter dem Arm ihres Gegenübers hindurch, bis der Zopf sich wieder aufgeflochten hatte.
»Das ist ja raffiniert!«, sagte Nel überschwänglich zu der Lehrerin und ihren atemlosen Schutzbefohlenen. »Wie haben Sie das hingekriegt? Das war genial!«
Die Lehrerin lachte. »Nun, wir haben viel geübt, stimmt’s? In der Schule haben wir um den Basketballkorb getanzt.«
»Ich finde, ihr habt einfach großartig getanzt. Jetzt bekommt ihr erst mal alle einen Saft und einen Schokoriegel.« Sie holte die Süßigkeiten aus ihrer Tasche und reichte sie der Lehrerin. »Der Saft steht da drüben, in diesem Karton. Er wird nicht kalt sein, aber das macht wahrscheinlich nichts.«
»Oh! Wie nett. Kinder, wollen wir Mrs Innes hochleben lassen?«
»Oh, bitte nicht.«
Aber es war zu spät. Die Kinder hatten offensichtlich nicht nur geübt, wie man um einen Maibaum tanzte, sondern auch, wie man jemanden hochleben ließ, und Nel musste errötend dastehen, während sie ihr applaudierten.
»Es ist sehr aufmerksam von Ihnen, an Getränke und Süßigkeiten zu denken«, sagte die Lehrerin. »Die meisten hätten das nicht getan.«
»Die meisten hätten ein Podium und ein Lautsprechersystem organisiert«, erwiderte Nel. »Wie es aussieht, kann ich immer nur an die netten Dinge denken, nicht an die wichtigen. Und jetzt sehe ich besser mal nach, wie meine Bauern zurechtkommen.«
»Das Fünfermannschaften-Turnier fängt gerade an. Wollen Sie nicht zusehen?«
»Nein. Sie werden ohne mich klarkommen. Ich habe die Belohnungen schon einer der Mütter gegeben, die sie für mich verteilen wird.« Nel hatte nicht die Absicht, auch nur in die Nähe von Jake zu kommen. Sie hatte ihm beinahe verziehen, dass er aus strategischen Gründen mit ihr geschlafen hatte, aber sie konnte nicht vergessen, dass sie Kerry Anne in seinen Armen gesehen hatte, und
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