Geschenke aus dem Paradies
sie nicht alles versucht hatte. »Könnten Sie es nicht mit einer Hypothek belegen oder etwas in der Art? Was haben Sie eigentlich damit vor? Es ganz mit Marmor und Blattgold auszustaffieren?«
»Time-Sharing-Besitz«, sagte Kerry Anne nach einem schnellen Seitenblick auf ihren Mann. »Sehr elegante Appartements für Leute, die ab und zu gern ein paar Tage auf dem Land verbringen, vielleicht um Gäste zu bewirten, aber nicht dauerhaft dort leben wollen.« Ein leises Schaudern verriet, wie sie selbst zu dem Gedanken stand, auf dem Land leben zu müssen. »Wir werden die Dachböden zu einem Penthouse für uns selbst ausbauen. Obwohl ich bezweifle, dass wir viel Zeit dort verbringen werden.«
»Sie wollen nicht einmal dort leben, und trotzdem wollen Sie verhindern, dass der Markt weiter auf den Wiesen abgehalten werden kann?«, sagte Nel, die ganz vergaß, dass sie den Markt nicht hatte erwähnen wollen.
Pierce nickte.
»Das ist ungeheuerlich!«, fuhr Nel fort. »Wissen Sie – nein, ich nehme an, Sie wissen es nicht –, aber sämtliche Budenbesitzer bezahlen ...« Gerade rechtzeitig konnte sie sich daran hindern, das Wort »Pacht« auszusprechen. Bei ihrem Glück würden die Hunstantons, wenn sie davon erfuhren, das Geld zurückverlangen.
»Was bezahlen Sie?«, fragte der Anwalt.
»Eine Spende – es ist eine Spende – sie geben einen kleinen Anteil von ihren Einkünften auf dem Markt dem Hospiz.«
»Von welchem Markt reden Sie?«, fragte Kerry Anne, ohne die Bemerkung über das Hospiz zu beachten.
»Zurzeit handelt es sich lediglich um einen inoffiziellen, sporadisch stattfindenden Bauernmarkt, der auf den Wiesen direkt vor dem Haus abgehalten wird«, erklärte Jake. »Es hat kurz vor Weihnachten noch einen gegeben.« Er sah Nel an, und obwohl sein Blick nichts dergleichen verriet, wusste sie, dass er diesen Kuss doch nicht vergessen hatte.
Kerry Anne schauderte. »Ich will auf keinen Fall, dass das Grundstück wie ein Flohmarkt aussieht, mit einem Haufen Bretterbuden, die Billigkleider und Gebrauchtmöbel verkaufen.«
»Die Art Markt ist es nicht«, erklärte Nel. »Wie Mr Demerand sagte, es ist ein Bauernmarkt. Irgendwie.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine, dass nur Produkte höchster Qualität verkauft werden, einheimische, größtenteils Ökoprodukte – Gemüse, Fleisch, Käse, Jogurt und Sahne. Niemand verkauft Kleider.«
»Ich esse kein Fleisch«, sagte Kerry Anne.
Nel holte geduldig Luft. »Das mag sein, aber wenn andere Leute es nun einmal tun, wäre es Ihnen dann nicht lieber, dass sie Fleisch essen, das auf eine humane Art und Weise erzeugt wurde? Außerdem wäre da ja noch der Käse.« Bei der Vorstellung, Kerry Anne könne einen Käse essen, der ›Toms alte Socken‹ genannt wurde, biss Nel sich auf die Lippen.
»Wir essen auch keine Milchprodukte.«
»Nun, dann Gemüse! Irgendetwas müssen Sie schließlich essen.« Obwohl, wenn man dich so ansieht, befeuchtest du dich wahrscheinlich einfach mit ein paar Tropfen Bergtau und lebst allein davon, fügte sie im Geiste hinzu.
»Ich bin sehr vorsichtig mit dem, was ich in meinen Körper lasse.« Sie lächelte Jake auf eine Art und Weise zu, die ihn befürchten ließ, dass nun entweder ein Scherz oder eine zweideutige Bemerkung folgen würde. Es erwies sich als ein Klischee. »Schließlich ist der Körper ein Tempel.«
Nel zuckte zusammen. Ihr Körper war kein Tempel. Er war ein Mittel zum Zweck und brachte sie ohne Probleme von A nach B, aber niemand, nicht einmal Nel selbst, huldigte ihm. Und niemand, davon war sie fest überzeugt, würde ihren Tempel jemals so ansehen, wie Jake den von Kerry Anne ansah. Sie mochte zwar nur durch den Anblick seines Hinterkopfes zu diesem Urteil gelangen, war aber dennoch davon überzeugt, dass er praktisch sabberte. Wie hatte sie auch nur den flüchtigsten Gedanken an ihn verschwenden können? Er war wahrscheinlich ein Frauenheld. Simon brachte ihr Herz vielleicht nicht mit einem simplen Kuss zum Rasen, aber das zumindest konnte man ihm nicht vorwerfen.
Nel räusperte sich. »Manchmal haben wir auch eine andere Art von Markt dort, mit antiken Möbeln und Leinenwäsche, eine Menge davon aus Frankreich – brocanté. Als Innenarchitektin dürfte Sie das interessieren.« Bitte, lieber Gott.
»Ich mag es zwar gern, einen solchen Markt zu besuchen – ich halte immer Ausschau nach interessanten Stücken –, aber ich möchte so etwas nicht vor meiner Haustür haben.« Sie lächelte, und Nel fragte sich, ob
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