Geschenke aus dem Paradies
Schluchzen zu übertönen, und kaltes Wasser spritzte in den Raum, als sie die Kontrolle über den Duschkopf verlor.
Schließlich riss sie sich so weit zusammen, dass sie den Duschkopf wieder aufhängen, die Temperatur einstellen und in die Kabine steigen konnte.
Das heiße Wasser, das über ihren Körper rann, tat ungeheuer gut. Das musste eine Powerdusche sein, dachte sie, während sie willkürlich ein paar Flaschen zur Hand nahm. Sie würde natürlich ihr Haar waschen müssen; sie öffnete eine Flasche Vosene. Das passte zu Jake, dass er Vosene benutzte, dachte sie, so ein abscheulicher Geruch. Dann begann sie wieder zu weinen. Marc hatte das gleiche Shampoo benutzt.
Eine Viertelstunde später trat sie aus dem Bad, ein Handtuch um den Kopf geschlungen und bekleidet mit einem Bademantel, der nach Jake roch. Sie hielt ein Bündel Kleider umklammert, obwohl sie wusste, dass einige davon – die von Jake – sich von ihrer Erfahrung vielleicht nicht wieder erholen würden.
Jake trug jetzt eine Jeans und ein Sweatshirt und brachte es trotzdem fertig, beunruhigend sexy auszusehen. Nel wusste, dass ihr Gesicht rot war, sie trug kein Make-up, und ihre Augen waren wahrscheinlich geschwollen und rot geädert von einer Mischung aus Tränen und Shampoo.
»Hier«, sagte Jake. »Ich habe dir einen Pyjama herausgesucht, in dem du schlafen kannst. Und ich habe Kaba gemacht. Magst du Kaba?«
Nel nickte nur, da sie ihrer Stimme immer noch nicht traute. Jake nahm ihr behutsam die Kleider ab, während sie sich auf die Kante dessen hockte, was jetzt wieder ein Sofa war.
Sie räusperte sich. »Ich fürchte, die Sachen sind ein bisschen nass geworden. Ich musste einen Ringkampf mit der Dusche bestehen, und die erste Runde hat sie gewonnen.«
»Die Dusche ist ein wenig ungebärdig. Warum hast du meine Sachen mitgenommen?«
»Ein Irrtum.« Nel nippte an ihrem Kaba; das tröstliche, eklig süße Getränk tat ihr gut. »Das Ganze war ein schrecklicher Irrtum. Deshalb musst du mir auch versprechen, nie, nie wieder davon zu sprechen. Wir müssen einfach so tun, als sei es nicht passiert.«
Jake sah sie erstaunt an. »Aber es ist passiert. Und es war fantastisch. Wie kannst du so tun, als sei nichts gewesen? Oder möchtest du nicht, dass es wieder passiert? Ich hätte dich nicht für eine Frau gehalten, die auf One-Night-Stands steht.«
Sie rutschte unbehaglich auf dem Sofa hin und her. »Das bin ich auch nicht. Ich habe normalerweise überhaupt keinen Sex. Das hier war einfach ein Anfall von geistiger Umnachtung.«
»Du hast überhaupt keinen Sex? Warum denn nicht, um Himmels willen?«
Nel zuckte die Achseln. »Ich bin Witwe.«
»Ja, aber du bist auch eine Frau! Eine sehr erotische und attraktive. Wie lange ist dein Mann jetzt tot?«
»Zehn Jahre.«
»Zehn Jahre! Und du willst mir erzählen, dass du gerade zum ersten Mal seit zehn Jahren mit einem Mann geschlafen hast?«
Nel nickte. Trotz ihrer Reue, die sie zu überwältigen drohte, fühlte sie sich doch ein klein wenig geschmeichelt, dass er nichts davon bemerkt hatte.
»Nun, du hast jedenfalls nicht vergessen, wie es geht.«
Sie zuckte die Achseln. »Nun ja, ich nehme an, es ist wie Fahrradfahren ...«
»Schätzchen, wenn du glaubst, das wäre wie Fahrradfahren gewesen, bist du mehr als zehn Jahre nicht mehr gefahren!«
Sie gestattete sich ein Lächeln. »Das habe ich zwar durchaus getan, aber ich glaube nicht, dass ich es in absehbarer Zeit wieder tun werde.«
Er setzte sich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Komm, lass uns ins Bett gehen, und morgen Früh sehen wir mal, ob du dich immer noch daran erinnern kannst, wie es geht.«
Nel rückte von ihm ab. »Nein! Es war mir ernst mit dem, was ich gesagt habe. Wir müssen so tun, als sei nichts passiert, wir dürfen niemals davon sprechen, wir müssen einen Strich unter diese Sache ziehen. Ich werde hier schlafen.«
»Aber warum? Das mit uns könnte absolut fantastisch sein!«
»Wir könnten fantastischen Sex haben, das gebe ich zu, aber mehr nicht. Und ich bin keine Frau, die einfach nur Sex hat. Das hier war ein einmaliger Ausrutscher. Es hatte nichts zu bedeuten.«
Jake stand stirnrunzelnd auf. »Ich glaube, du bist verrückt.«
»Das weiß ich. Aber ich möchte trotzdem, dass du mir versprichst, mich nicht anzurufen oder zu besuchen oder sonst irgendwas. Es tut mir Leid, dass ich so bin, so ... so ...«
»Neurotisch? Arrogant?« Sie konnte nicht sagen, ob sein Gesichtsausdruck Kränkung oder
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