Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
Vom Netzwerk:
Zorn verriet.
    Sie nickte. »Arroganz trifft es so ziemlich, nachdem du so nett zu mir warst. Aber ich fürchte, genau so wird es laufen.«
    »Aber warum? Warum können wir nicht mal miteinander ausgehen? Und feststellen, ob wir abgesehen von fabelhaftem Sex noch mehr gemeinsam haben?« Jetzt sah sie, dass sein Gesichtsausdruck Ungläubigkeit widerspiegelte. Wahrscheinlich konnte er nicht fassen, wie viel Glück er gehabt hatte.
    »Weil wir nicht nur in einer Angelegenheit, die mir sehr, sehr wichtig ist, auf gegnerischen Seiten stehen, sondern weil ich außerdem drei erwachsene Kinder habe. Ich kann nicht einfach eine Beziehung mit irgendjemandem eingehen.«
    »Kannst du wohl! Außerdem hast du doch diesen Simon.«
    Sie war entsetzt. Jetzt würde er nicht nur denken, dass sie leicht ins Bett zu bekommen war, er würde sie auch noch für eine Schlampe halten. »Wieso weißt du das mit Simon?«
    »Ich habe dich mit ihm auf dem Bauernmarkt gesehen, und ich habe mich erkundigt.«
    »Nach mir?«, quiekte Nel.
    »Ja, nach dir.«
    »Ich nehme an, du wolltest wissen, mit was für einer Art von Wahnsinnigen du es zu tun hattest.«
    »Das könnte man so sagen«, murmelte er mit einem Anflug von Verärgerung.
    »Also, ich finde, ich sollte jetzt ins Bett gehen.«
    »Schön. Ich suche dir Bettzeug heraus.«
    »Ich brauche nicht viel. Ein Schlafsack würde mir genügen.«
    »Ach, sei still!« Jetzt war er eindeutig wütend.
    Er förderte einige Kissen zu Tage, eine Decke und ein Laken. »Soll ich dir das Bett machen?«
    »Rede keinen Unsinn! Geh schlafen!« Ihr Versuch, Autorität zu zeigen, wurde von dem Beben ihrer Stimme stark beeinträchtigt.
    »Ich möchte zuerst noch ins Bad, wenn du nichts dagegen hast.«
    »In Ordnung! Oh, und Jake ...«
    »Was?«
    »Danke, dass ich bei dir übernachten darf.«
    Er warf ihr einen Blick zu, der ihr bedeutete, dass sie möglicherweise zu weit gegangen war, dass er vielleicht im nächsten Augenblick zu einer Wiederholungsvorstellung dessen ansetzen würde, was zuvor passiert war. Zu ihrer Erleichterung und Enttäuschung tat er es nicht. Er sagte lediglich gepresst: »Nicht der Rede wert. Es war mir ein Vergnügen.«
    Während sie in der Dunkelheit lag, sann Nel darüber nach, wie merkwürdig Männer doch waren. Er hätte begeistert sein müssen, dass sie keine Beziehung wollte. Er würde keine Beziehung mit einer Frau wollen, die durchaus ein paar Jahre älter sein konnte als er. Sie. Sie ließ ihn ungeschoren davonkommen. Fantastischer Sex – sie seufzte –, aber keine der damit verbundenen Komplikationen.
    Als ihrer Schätzung nach langsam der Morgen graute, stand sie auf. Sie knipste eine Stehlampe an und suchte nach ihren Kleidern. Einige davon waren noch nass, aber sie fand den Pullover, den sie im Restaurant ausgezogen hatte, in ihrer Tasche. Der war Gott sei Dank trocken. Dann zog sie den Mantel an.
    Sie hatte gehofft, lautlos die Wohnung verlassen zu können; sie hatte nicht bemerkt, dass Jake am Abend zuvor eine Alarmanlage angestellt hatte. Aber zumindest stand sie bereits sicher im Aufzug, als das durchdringende Schrillen das ganze Haus auf ihren Aufbruch aufmerksam machte.
    Draußen war es noch dunkel, und als Nel unter einer Straßenlaterne auf ihre Armbanduhr blickte, sah sie, dass es erst fünf war. Zu früh, als dass sie Jake hätte wecken können. Die Sache mit der Alarmanlage tat ihr Leid, aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern, die Menschen in London waren so sicherheitsbewusst. Und sie hatte wirklich gehen müssen. Sie konnte ihm unmöglich wieder gegenübertreten, nicht bevor sie Zeit gehabt hatte, sich zu erholen. Was möglicherweise ziemlich lange dauern würde.
    Als sie auf die nächste Ampel zuging, wo die Chancen auf ein Taxi ein wenig größer waren, fragte sie sich, ob sie wohl anders aussah. Würde man ihr ansehen können, dass sie Sex gehabt hatte? Orgasmen? Würden ihre Kinder es bemerken, Vivian, Simon? Oh Gott, hoffentlich nicht! Das würde sie nicht überstehen. Ihr Ruf würde für alle Zeit dahin sein. Statt des guten, tugendhaften Menschen, für den alle sie hielten, würde man sie als die Hure erkennen, die sie tief im Innern offensichtlich war. Sie seufzte. Nun, nicht direkt eine Hure, das ging wohl doch etwas zu weit, auch wenn sie sich, metaphorisch gesprochen, Asche aufs Haupt streute. Aber sie war eindeutig ein loses Frauenzimmer.
    Im Augenblick fühlte sie sich jedenfalls so schrecklich, wie man sich nur fühlen konnte, ohne etwas wirklich

Weitere Kostenlose Bücher