Geschenke aus dem Paradies
nicht. Mein Mietvertrag ist abgelaufen, und mein Vermieter möchte dieses Haus für seine Mutter, damit er ein Auge auf sie haben kann.«
»Das heißt, Sie werden von hier weggehen müssen?«
»Ja. Ende des Monats. Aber ich sehe mir morgen ein Haus in Oxford an. So, das Ganze stellen wir jetzt ins Wasserbad – Sie wissen schon, wie beim Kochen. Und anschließend werden wir es sehr, sehr vorsichtig erhitzen ...
... im Winter wird es ziemlich schnell fest«, sagte Sacha ein paar Sekunden später. »Im Sommer muss ich es in den Kühlschrank stellen.«
»Wow.« Voller Ehrfurcht blickte Kerry Anne in den blauen Glastopf mit der Reinigungsmilch, bei deren Herstellung sie geholfen hatte.
»Wenn die Mischung ganz abgekühlt ist, können wir die Töpfchen etikettieren.«
»Ich weiß ja nicht, wie es mit euch beiden aussieht«, sagte Nel, nachdem zwei Stunden vergangen und mehrere Dutzend kleiner blauer Glastiegel, Plastikflaschen und winzige Fläschchen mit einem rosafarbenen Elixier abgefüllt waren, »aber ich brauche etwas Heißes zu trinken. Soll ich runtergehen und den Teekessel aufsetzen?«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Sacha. »Kerry Anne, Sie müssen schon halb verdurstet sein. Ich gehe so in meiner Arbeit auf, dass ich Dinge wie Mahlzeiten und heiße Getränke immer vergesse. Ich vergesse sogar, zur Toilette zu gehen, bis ich es nicht mehr aushalten kann.«
»Das verstehe ich vollkommen«, sagte Kerry Anne. »Es ist ja so faszinierend. Was können wir jetzt machen?«
»Also, ich mache etwas Heißes zu trinken«, sagte Nel, der bewusst war, dass die beiden anderen Frauen sich jetzt in einer anderen Welt befanden. »Was hättet ihr denn gern?«
»Haben Sie Kräutertee?«, fragte Kerry Anne. Sie blickte von der Flasche, die sie gerade mit einer Spritze füllte, auf. Sie war, was die Mengen betraf, noch penibler als Sacha.
Sacha nannte verschiedene Teesorten. »Ich weiß, dass Nel Pfefferminztee trinken wird.«
»Das ist die einzige Sorte, die ich mag, abgesehen von richtigem Tee, und den hast du nicht, wie ich weiß.«
»Sie nehmen auch kein Koffein zu sich?« Kerry Anne war begeistert. »Das macht die Haut kaputt.«
»Da bin ich mir nicht so sicher, Nel führt sich jeden Tag eine hübsche Menge Koffein zu, und ihre Haut ist in Ordnung.«
»Das muss daran liegen, dass sie Ihre Produkte benutzt. Was beweist, wie wunderbar sie sein müssen, wenn sie sogar bei einer älteren Haut eine solche Wirkung zeigen.«
Nel, die sich nicht sicher war, ob sie lachen, weinen oder etwas nach Kerry Anne werfen sollte, blickte stattdessen auf ihre Armbanduhr. »Oh mein Gott! Ich muss los! Ich muss noch einen Kuchen fertig machen!«
»Aber das ist doch ein Kinderspiel für dich«, sagte Sacha. »Du backst dauernd Kuchen!«
»Nicht in der Form eines Schaufelraddampfers, nein. Solche Sachen habe ich nur früher für die Kinder gemacht, als sie noch klein waren. Es macht unheimlich viel Spaß, aber es dauert Stunden. Ich muss mich beeilen! Kerry Anne, wollen Sie mitfahren oder nicht?«
Kerry Anne sah aus wie ein Kind, das man von dem größten Karussell in Alton Towers wegzerren wollte, kurz bevor es an die Spitze der Schlange kam.
»Wenn Sie wollen, bringe ich Sie später nach Hause«, sagte Sacha, die sich darüber freute, wie viel Arbeit sie erledigt bekam. »Kerry Anne macht das wirklich gut. Es wäre nett, wenn sie noch ein Weilchen bleiben könnte. Ich werde Ihnen etwas zu essen machen, und die Tasse Tee, die Nel nicht machen wird.«
»Das wäre wunderbar! Ich habe seit Jahren nicht mehr so viel Spaß gehabt. Ich bin Ihnen ja so dankbar, dass Sie mich hierher gebracht haben, Nel.«
Nel betrachtete Kerry Anne, die mit ihrem weißen Papierhäubchen rührend jung und verletzbar aussah. Sie musste Sacha später eine Warnung zukommen lassen, dass Kerry Anne nicht so unschuldig war, wie es den Anschein hatte. »Keine Ursache. Ich freue mich, dass Sie sich so gut unterhalten.«
Während sie ihren Wagen auf die Straße steuerte, ging Nel auf, dass sie Gefahr lief, Kerry Anne gegenüber weich zu werden. Sie war so liebenswert in ihrer Begeisterung gewesen, viel sanfter als die gletscherkalte Schönheit, die sie in Jakes Büro kennen gelernt hatte. Dennoch war sie offensichtlich entschlossen, das Bauvorhaben durchzubringen: Das durfte Nel nicht vergessen. Das Problem war, dass sie die Menschen unweigerlich lieb gewann, wenn sie sie besser kennen lernte. Alles zu wissen hieß alles zu verzeihen. Aber wie ihre Söhne so
Weitere Kostenlose Bücher