Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
Vom Netzwerk:
anzuschnallen, und musste sich damit zufrieden geben, ihn mit Pappkartons abzupolstern, damit ihm nichts passieren konnte, falls sie scharf bremsen musste.
    Es war ein Jammer, dass es sich um eine formelle Zusammenkunft handelte. Die meisten Veranstaltungen des Hospizes waren zwanglos und unterhaltsam, obwohl der Grund für die Existenz dieses Hauses sehr ernst war. Aber gelegentlich, und dies war eine solche Gelegenheit, wurden sämtliche Schirmherren und hohen Tiere eingeladen, und entsprechend zogen Nel und Vivian ihre besten Kleider an. Möglicherweise würden sie auch Näheres über die neue Leitung des Hospizes erfahren. Nel und Viv hatten sich für eine Frau ausgesprochen, waren sich aber nicht sicher, ob sich überhaupt Frauen um den Posten beworben hatten.
    Das Gebäude sah wirklich furchtbar verwahrlost aus, dachte Nel, als sie die Hintertür ihres Wagens öffnete, um ihre hochhackigen Schuhe herauszuholen. Und die Einfahrt war so schlammig und voller Schlaglöcher wie ein Viehweg. Statt Geld dafür zu sammeln, dass Kinder mit Rollstühlen zur Mole und damit zum Boot kamen, hätten sie vielleicht lieber die Einfahrt neu teeren lassen sollen. Aber die Bedürfnisse der Kinder hatten für sie immer Vorrang vor solchen Dingen. Auch jetzt spielte eine Gruppe von ihnen in der Nähe des Basketballkorbs Fußball.
    Sehr vorsichtig hob sie den Kuchen von der Rückbank des Wagens und stellte ihn auf die Motorhaube. Wenn die hohen Tiere dieses Kunstwerk nicht zu schätzen wussten, hatten sie Nel nicht verdient. Nur dass sie den Kuchen nicht für die hohen Tiere gebacken hatte, sie hatte es für die Kinder getan.
    Sie dachte gerade darüber nach, ob sie den Kuchen hineinbringen und dann noch einmal zum Wagen zurückgehen sollte, um die Schuhe zu wechseln, oder ob sie das Risiko eingehen wollte, auf ihren hohen Absätzen im Matsch auszurutschen, als ihr bewusst wurde, dass die spielenden Kinder langsam näher kamen. Zum ersten Mal fragte sie sich, was sie hier zu suchen hatten. Es war Schulzeit, und keines der Ausschussmitglieder würde seine Kinder zum Fußballspielen herbringen, nicht im Winter. Dann bemerkte sie, dass sie eine Art Fußballtrikot trugen, was bedeutete, dass ihre Anwesenheit hier in irgendeiner Hinsicht offiziell war. Ein Mann war bei ihnen, der sich gerade verabschiedete, aber die Kinder folgten ihm.
    »Okay, nimm ihn mit dem Kopf an«, rief er.
    Der Ball verfehlte sein Ziel, prallte von einem Stein ab und landete im Kuchen.
    »Oh Scheiße!«, sagte jemand.

Kapitel 10
    N el war zu schockiert, um sofort zu reagieren. Der Anblick eines dreckigen Fußballs in der Mitte ihres Schaufelraddampfers war einfach zu viel. Und die Tatsache, dass sie selbst ebenfalls mit Schlamm bespritzt war, kam ihr erst zu Bewusstsein, als sie automatisch die Hand hob, um sich über die Augen zu wischen, und begriff, warum sie nicht richtig sehen konnte.
    »Es tut mir furchtbar Leid.«
    Natürlich war es Jake. Natürlich musste er es sein, der diese Katastrophe ausgelöst hatte. Und natürlich musste er tadellos aussehen, während sie selbst von Schlamm troff. Murphys Gesetz (wer immer Murphy war, er schien viel zu viele Gesetze zu haben, und sie waren alle ausgesprochen unfair) besagte, dass ausgerechnet der Person, die es am wenigsten verdiente, mit Schlamm bespritzt zu werden und ihren Kuchen ruiniert zu sehen, gerade jene Katastrophen passieren würden und dass der Mann, der das verursacht hatte, schlammfrei und stolz aus der Begegnung hervorgehen würde.
    Oder vielleicht auch nicht? Nel fluchte und schrie nicht, sie sprach nicht einmal. Sie entfernte einfach nur den Fußball, der jetzt nicht nur voller Schlamm war, sondern auch voller Schokolade, Buttercreme und leuchtend bunter Süßigkeiten. Dann nahm sie genau Maß und zielte sorgfältig auf Jake Demerands Seidenkrawatte.
    »Ooh, Sir! Es tut uns so Leid, Miss!«, wurde eine Stimme laut, ängstlich und doch offenkundig neugierig, was als Nächstes passieren würde.
    »Boh! Seht euch mal den Kuchen an! Der ist total im Eimer!«, erklang eine andere Stimme.
    »Das war ein Boot, was? Kuckt euch mal die Bonbons an!«
    Als Nel den Blick senkte, sah sie, dass alle Kinder, die vorher Fußball gespielt hatten, sie jetzt umringten. Mit einem wohligen Schaudern blickten sie zwischen ihr und Jake hin und her: Ein Streit lag in der Luft.
    Aber das ging natürlich nicht an. Nel würde sich auf eine Form der Rache besinnen müssen, die sich ohne Augenzeugen bewerkstelligen ließ,

Weitere Kostenlose Bücher