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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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oft bemerkten, nicht viele Menschen teilten diese Philosophie, und man wurde dadurch recht verwundbar. Sie brauchte sich nur anzusehen, was in dem Augenblick passiert war, als sie aufhörte, Jake Demerand zu hassen! Oder hatte sie überhaupt aufgehört, ihn zu hassen? Liebe und Hass lagen so dicht beieinander.
    Oh, mein Gott! Sie kam fast von der Straße ab, als ihr klar wurde, dass sie es zugelassen hatte, dass dieses Wort mit »L« in ihre Gedanken Einlass fand. Du magst dich vorher schon miserabel gefühlt haben, Mädchen, aber wenn du dieses kleine Wort in dein Bewusstsein gelangen lässt, dann sitzt du wirklich in der Klemme.
    Nel musste noch kurz in den Supermarkt, bevor sie nach Hause fuhr. Kuchenskulpturen erfordern eine Menge Zutaten. Sie hatte keine Zeit, wählerisch zu sein; alles, was möglicherweise nützlich sein konnte, flog in den Wagen. Sie raffte große, runde Kekse an sich; jede erdenkliche Art kleiner Süßigkeiten; Schokolinsen, -stäbchen und -tiere; Lebensmittelfarbe; Cocktailspieße; Silberkügelchen zu hunderten und tausenden; Zuckerrosen; genau genommen so ziemlich alles, was die Backabteilung verkaufte, und ein paar Großpackungen Puderzucker. Sie hatte früher immer reichlich von diesen Dingen in ihrer Speisekammer stehen gehabt, aber es war Jahre her, dass sie das letzte Mal einen so komplizierten Kuchen gebacken hatte. Es war ein Hubschrauber gewesen. Die Hunde hatten ihn gefressen, bevor die Geburtstagsparty richtig losging. Fleur hatte sich furchtbar darüber aufgeregt, Nel jedoch war insgeheim erleichtert gewesen; ihre Fähigkeit, Hyperaktivität zu ertragen, hielt sich doch in gewissen Grenzen. Aber jeder Hund, der an diesem Kuchen auch nur schnupperte, würde lebenslänglich vom Sofa verbannt werden.
    Der Rücken tat ihr weh, ihre Zähne fühlten sich an, als würden sie ihr gleich aus dem Mund fallen, so oft hatte sie die Glasur probiert, und der Küchenboden war mit einer Zuckerschicht überzogen, aber der Kuchen war ein Meisterwerk, auch wenn sie das nicht von ihrem eigenen Werk hätte denken sollen. Sie ging sogar so weit, ihn zu fotografieren.
    Da so viele Leute davon essen sollten und es ein zentraler Teil der Feier werden sollte, musste es ein ziemlich großer Kuchen sein. Nel hatte ihre größte eckige Backform benutzt und den Kuchen dann schiffsförmig zugeschnitten. Aus einem anderen eckigen Kuchen hatte sie die Decksaufbauten gebastelt. Die Schaufelräder bestanden aus riesigen Schokoladenkeksen. Das Ganze war umgeben von einem Meer aus blauem Zuckerguss, und jede einzelne kleine Welle wurde von einem Tupfer Gischt gekrönt. Der Fluss war nicht oft so aufgewühlt, dass weiße Gischt darauf zu sehen war, aber sei’s drum, sie war Künstlerin!
    Es tat ihr nur Leid, dass keins ihrer Kinder zu Hause war, um ihre Kreation zu bewundern. Die Jungen waren natürlich an der Universität, und Fleur war bei ihren Freundinnen in der Stadt. Eigentlich hätte sie natürlich zu Hause sein müssen und arbeiten, aber seit dem Fiasko in der Disko war es Nel gelungen, nicht zu nörgeln. Fleur hätte auf die Idee kommen können, ihrer Mutter einige heikle Fragen zu stellen, und Nel war nicht nur ein hoffnungsloser Fall, wenn es ums Lügen ging, sondern errötete für eine erwachsene Frau auch viel zu leicht.
    Mit größter Sorgfalt schob sie den Kuchen auf ein hohes Regal in der Speisekammer, nachdem sie zuvor die Decke nach Spinnweben abgesucht hatte. Dann legte sie behutsam Seidenpapier darüber. Sie beschloss, das Putzen des Küchenfußbodens auf morgen zu verschieben, und zog sich nach oben ins Bad zurück. Schließlich würden die Hunde den Fußboden gründlich ablecken.
    Am nächsten Morgen wurde Nel klar, dass das Backen des Kuchens noch der einfachste Teil ihrer Aufgabe gewesen war; richtig schwierig würde es werden, ihn zu der Versammlung im Hospiz zu transportieren. Aber glücklicherweise war ihr Wagen praktisch leer. Die Party selbst fand erst am nächsten Tag statt, und dann würde er bis zum Dach voll gepackt sein mit Kisten voller Styroporflocken und den Preisen, die in diese Kisten gesteckt wurden, (die sie noch verpacken musste), Decken für die Partytische, einem Glücksrad, überdimensionalen Würfeln und tausend anderen Dingen, die sie noch gar nicht auf ihrer Liste hatte. Also beschloss sie, den Kuchen vorher hinzubringen.
    Sie legte ihn auf die Rückbank, als sei er ein neugeborenes Baby. Nur mit großer Mühe konnte sie sich beherrschen, ihn mit einem Sicherheitsgurt

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