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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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aber in nicht allzu ferner Zukunft lag. Sie war keine Vertreterin der verbreiteten Auffassung, dass Rache ein Gericht war, das man am besten kalt servierte; wenn sie sich rächen wollte, dann wollte sie es sofort, mitten im Eifer des Gefechts.
    Jake lachte. Er versuchte offensichtlich, es zu verbergen, aber er lachte eindeutig, wahrscheinlich weil ihm klar war, was Nel vorgehabt hatte, und er wusste, dass sie es nicht in die Tat umsetzen konnte.
    Ein winziger Teil von Nel lachte ebenfalls, nur dass er von jenem Teil in den Hintergrund gedrängt wurde, der so viele Stunden auf den verdammten Kuchen verwandt hatte.
    »Alles in Ordnung, Jungs«, sagte sie atemlos. »Ich kann im Handumdrehen einen neuen Kuchen zusammenbasteln. Schwirrt ab und bringt euer Spiel zu Ende. Und sucht euren Lehrer«, fügte sie ein wenig säuerlich hinzu. Dann stellte sie den Kuchen vorsichtig auf die niedrige Mauer, in die das Geländer eingelassen war, und warf den Fußball so weit von sich, wie sie konnte. Sie beobachtete die Jungen, die ihm nachrannten, und entdeckte einen jungen Mann, der ihnen entgegenkam, bekleidet mit einem Trainingsanzug und mit einer Trillerpfeife um den Hals.
    »Das tut mir sehr Leid, Nel, das muss dich Stunden gekostet haben. Können wir irgendetwas tun, um den Kuchen noch zu retten?«
    Nel antwortete nicht; sie sah Jake nur ruhig in die Augen und griff sich eine Hand voll Kuchen. Dann schmierte sie ihm den Brei auf seine Krawatte, von oben nach unten. »Ich sollte dich zwingen, ihn zu essen, und zwar mit den Händen«, sagte sie, während sie sich an dem Seidenpapier, das auf dem Kuchen gelegen hatte, die Hände abwischte.
    Er lachte immer noch, das musste sie ihm lassen. Eine wunderschöne Seidenkrawatte war mit Absicht ruiniert worden, und er lachte. Ein Teil von Nel gab ihm dafür eine beträchtliche Menge Pluspunkte. Schließlich war die Sache mit dem Kuchen, wenn auch weitaus ernster, ein Unfall gewesen. Es war eine Schande, dass er die Wirkung verdarb, indem er ihr die Hände auf die Schultern legte.
    »Nel, es tut mir so Leid!«
    »Komm mir bloß nicht so!« Sie riss sich los, tastete hinter sich nach einer weiteren Portion Kuchen und bearbeitete damit sein Gesicht, seinen Kragen und sein Hemd, sodass die Krawatte nicht das Einzige war, worum er sich sorgen musste. Dann stolzierte sie ins Haus und ließ den Kuchen und Jake einfach stehen. Gerade als sie die Vordertür öffnete, hörte sie einen Wagen vorfahren, und Vivian rief ihr durchs Fenster etwas zu.
    »Was um alles in der Welt ist hier passiert? Wer sind Sie, und warum sind Sie voller Kuchen? Oh, mein Gott! Sie sind das!«
    Nel trug ihre alten, dreckigen Schuhe, und sie hatte eine beträchtliche Menge Schlamm im Gesicht. Sie konnte unmöglich geradewegs in die Versammlung gehen, ohne das irgendwie wenigstens notdürftig in Ordnung zu bringen.
    »Frag mich nicht, warum ich so aussehe«, sagte sie zu Karen, die am Empfang arbeitete, während sie sich dort eintrug. »Frag den Nächsten, der reinkommt, was passiert ist. Ich verschwinde in die Damentoilette. Ich hoffe, es ist niemand da drin?«
    »Ich glaube nicht. Die meisten Kinder sind, soweit ich weiß, im Malzimmer, und die freiwilligen Helfer sind bei ihnen.«
    »Es ist mir wirklich schleierhaft«, sagte Nel ernst. »Manche Leute glauben, sie seien nur hier, um sich zu amüsieren.«
    Karen lachte, und Nel ging den Korridor hinunter.
    Ihr Spiegelbild war nicht gerade ermutigend. Ihre weiße Seidenbluse, die sie bei Ausschusssitzungen zu tragen pflegte, würde ziemlich gründlich gewaschen werden müssen, um sauber zu werden. Als die Jungen seinerzeit Rugby gespielt hatten, hatte sie gelernt, dass Schlamm die Eigenschaft hatte, unangenehmer an der Wäsche zu kleben als alles andere. Ihr marineblauer Blazer, Teil eines Kostüms, das sie für genau solche Anlässe in einem Secondhandshop gekauft hatte, sprach um einiges besser darauf an, mit einem Papierhandtuch abgerubbelt zu werden, als der Rock. Es war eine Schande, dass mit dem Schlamm auch die Hälfte ihres Augen-Make-ups abging. Nachdem sie einige Sekunden lang in ihrer Handtasche nach einem Stückchen Kholstift gegraben hatte, gab sie es auf und hoffte, dass der Schlamm dieselbe Wirkung haben würde wie Eyeliner und Mascara. Dann tupfte sie die Hände an einigen weiteren Papiertüchern ab, zupfte ein wenig an ihrem Haar herum und ging ins Sitzungszimmer, wo sie eine Entschuldigung für ihre Verspätung murmelte und endlich Platz nahm.
    »Sie

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