Geschenke aus dem Paradies
Rechtsanwälten ablenken, die allein durch die Tatsache, dass sie atmeten, magische Kräfte entwickeln konnten. Und eine solche Ablenkung wäre hochwillkommen. Es tat ihr nicht gut, die Höhepunkte der Samstagnacht immer wieder zu durchleben. Sie sollte sich lieber auf die schrecklichen Konsequenzen ihrer Torheit konzentrieren. Nachdem sie nun nach all den Jahren den Sex wiederentdeckt hatte, fühlte sie sich wie beim ersten Stück Schokolade nach einer langen, strengen Diät: Es war absolut köstlich und weckte das Verlangen nach mehr. Gott sei Dank bestand in diesem Fall keine Chance, dass Nel jene schrecklich-schöne Erfahrung wiederholen würde.
»Bitte?« Kerry Annes schmeichelnde, selbstbewusste Stimme nahm etwas Flehentliches an, auf das die Mutter in Nel sofort ansprang, gegen ihr besseres Wissen. Sie seufzte.
»Ich werde einen Termin mit meiner Freundin vereinbaren und mich dann wieder bei Ihnen melden. Sind Sie jederzeit abkömmlich?«
»Im Augenblick ja, mehr oder weniger, obwohl ich Ende der Woche meine Familie in Kalifornien besuchen will.«
»Schön, geben Sie mir Ihre Nummer, und ich rufe Sie dann wieder an.«
»Ich habe Ihnen meine Nummer schon gegeben!«
»Ich habe sie verloren.«
Kerry Anne nannte ihre Nummer.
»Schön, ich werde versuchen, in den nächsten Tagen etwas zu arrangieren.«
»Vielen Dank. Das ist vielleicht genau das, was ich brauche.«
Nel legte nachdenklich den Hörer auf, fest entschlossen, dass Kerry Anne nichts bekommen würde, das nicht in irgendeiner Hinsicht auch anderen zugute kam. Die junge Frau hatte ohnehin schon genug. Dann seufzte Nel abermals, als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, dass sie fast so weit war, Kerry Anne und Pierce mit den Wiesen machen zu lassen, was sie wollten, wenn sie nur Jake für sich behalten konnte.
Sie rief Sacha an, bevor sie es vergaß oder abgelenkt wurde; der Sex schien ihr Gehirn aufgeweicht zu haben.
»Hallo, Nel! Ich habe ja eine Ewigkeit nichts mehr von dir gehört! Wie läuft’s denn so?«
»So lala. Und bei dir?«
Alle Begeisterung wich aus Sachas Stimme. »Frag nicht. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem anderen Haus. Die Wohnräume sind nicht das Problem, aber finde mal etwas mit genug Platz.«
»Ich dachte, du hättest schon etwas gefunden.«
»Das ist ins Wasser gefallen.«
»Kannst du nicht irgendwo anders etwas mieten, wo du die Kosmetik herstellst? Du brauchst es doch nicht unbedingt zu Hause zu machen, oder?«
»Ich müsste in viel größerem Umfang produzieren, um zusätzliche Mietkosten rauszuwirtschaften. Vielleicht werde ich Sacha’s Natural Beauty aufgeben müssen.«
»Oh, Sacha, das wäre ja schrecklich. Gerade nachdem die Dinge so gut angelaufen sind und ich in meinem Leben dringend ein Anti-Falten-Serum brauche! Aber mal im Ernst, du musst für die Dinge kämpfen, die dir etwas bedeuten. Du darfst dich nicht einfach hinlegen und alles über dich ergehen lassen.« Sie fragte sich kurz, ob sich in Zukunft all ihre Vergleiche um das Thema »Hinlegen« drehen würden. Auch wenn sie selbst in puncto Hinlegen nicht gerade sonderlich passiv gewesen war. »Das perfekte Haus gibt es wirklich, du hast es nur noch nicht gefunden.«
»Ja, hm. Irgendwann wird man müde.«
»Natürlich. Wenn ich mit dieser Paradise-Fields-Geschichte nicht so viel um die Ohren hätte, würde ich dir bei der Suche helfen. Aber ich werde mich auf jeden Fall mal umhören, wenn ich die Bauernhöfe in der Gegend besuche, die sich für eine Standgenehmigung auf dem Markt bewerben. Vielleicht hat der eine oder andere ja ein Gebäude frei, das er dir umsonst überlassen würde, oder fast umsonst.«
»Das wäre lieb von dir. Und jetzt sag mir, was ich für dich tun kann?«
»Hm, ich habe überlegt, ob ich eine potenziell sehr gute Kundin zu dir rüberbringen darf. Sie möchte gern sehen, was du machst, aber vielleicht ist es dir ja lieber, wenn ich das nicht tue.«
»Oh doch, bring sie ruhig her. Solange ich noch im Geschäft bin, sollte ich so viel verkaufen wie möglich. Wer ist sie denn?«
»Kerry Anne Hunstanton. Du weißt schon? Sie und ihr Mann haben Sir Geralds Besitz geerbt.«
»Oh ja. Ich habe Ihnen geschrieben und angefragt, ob ich Ihre Scheune benutzen könnte. Sie ist in ziemlich gutem Zustand und wäre wie geschaffen für mich.«
»Was ist passiert?«
»Nichts. Ich habe nur einen Brief von dem Anwalt bekommen, in dem ein Nein stand.«
Nel stockte der Atem, obwohl sie sich nicht einmal sicher sein konnte, ob
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