Geschenke aus dem Paradies
betrachteten. »Aber es sollte auch etwas passieren – etwas Gutes!«
»Oh, ich denke, dafür kann ich mich verbürgen.«
Nel lief dunkelrot an und versuchte, Jake einen finsteren Blick zuzuwerfen, ohne dass Fleur es bemerkte.
Er zog kurz die Augenbrauen hoch und bestätigte ihr damit, dass er wirklich das meinte, was sie geglaubt hatte, dass er meinte. »Also schön, wo ist jetzt dieser Terminkalender?« Jake griff nach dem Familienkalender, der größtenteils mit Zahnarzt und Tierarztbesuchen – für die Kinder und Hunde (die Tiere hatten ihre eigene Spalte) – und Sitzungen für Nel angefüllt war. Er brauchte nicht lange, um eine Lücke zu finden. »Wie es aussieht, hast du Freitag nächster Woche nichts vor? Ich arbeite in London, aber ich könnte um sieben hier sein. Wir treffen uns dann um acht? Wäre dir das recht?«
Nel zuckte die Achseln. »Schön. Meine Gefühle in dieser Angelegenheit sind offensichtlich nicht wichtig.«
»Mum!« Fleur war schockiert. »Das war ein bisschen grob.«
»Tut mir Leid. Ich mache mir eben ein bisschen Sorgen. Weißt du, dass das Hospiz ein neues Dach braucht und dass es Tausende kosten wird?«, sagte sie zu Fleur.
»Wie schrecklich. Soll ich einen Salat machen?«
»Das wäre lieb. Die Kartoffeln und Zwiebeln sind fertig, ich muss nur noch nach etwas Fleischmäßigem suchen, das ich in die Pfanne geben kann.«
Als sie sich zum Essen setzten, hatten sie bereits eine weitere Flasche Wein geöffnet, die Fleur von irgendwoher zu Tage gefördert hatte. Nel legte die Hand über ihr Glas. »Ich muss noch den Kuchen glasieren. Da brauche ich meinen Verstand.«
»Aber du hast doch uns, Mum. Wir helfen dir. Es wird Spaß machen. Meinst du, ich könnte ihn für meine Mappe fotografieren? Kuchen ist Kunst, oder?«
»Oh, ganz bestimmt. Hohe Kunst sogar«, sagte Nel, die sich gerade jetzt wirklich nicht für Kunst interessierte. Sie war müde und machte sich Sorgen.
»Trink noch ein Glas Wein«, sagte Jake. »Eisen ist gut für Frauen.«
Nel warf ihm einen finsteren Blick zu. Es mochte wahr sein, aber es gefiel ihr nicht, dass er so viel über Frauen wusste. Es gab ihm zu großen Einblick in ihren eigenen Charakter, außerdem ließ es auf eine bewegte Vergangenheit schließen. Eine bewegte Vergangenheit machte ihn nicht weniger attraktiv, aber sie selbst wusste dadurch noch weniger, wie sie mit ihm umgehen sollte. »Nimm noch Salat. Das ist gut für Männer.«
Jake lachte wieder. Wenn er das doch nur nicht tun würde, dachte Nel.
Nach dem Essen sagte Jake zu Nel: »Du setzt dich jetzt hin. Wir kochen Kaffee und räumen auf, nicht wahr, Fleur? Dann nehmen wir uns den Kuchen vor.«
»Ja, ab mit dir, Mum«, stimmte Fleur ihm zu. »Möchtest du gewöhnlichen Tee oder Pfefferminz?«
»Pfefferminz«, antwortete sie. »Ich spüre, dass ich eine Magenverstimmung bekommen werde.«
»Es widerstrebt mir zutiefst, das zu sagen«, bemerkte Nel zwei Stunden später, »aber ich bin mir nicht sicher, ob dieser Kuchen nicht besser ist als der erste.«
»Ich werde ihn definitiv fotografieren«, erklärte Fleur. »Ich muss meine Kunstmappe dringend aufmotzen. Ich könnte als Abschlussarbeit sogar einen Kuchen backen.«
»Ich bin sehr stolz darauf, dabei mitgeholfen zu haben«, sagte Jake. »Ich habe noch nie im Leben einen so fantastischen Schaufelraddampfer gesehen. Er ist wunderschön.«
»Ihr wart beide großartig«, sagte Nel. »Ohne euch hätte ich das nicht halb so gut hingekriegt.«
Jake fing ihren Blick auf und hielt ihn fest. »Ich freue mich beinahe, dass der erste zerstört worden ist.«
Da sie Gefahr gelaufen war, selbst etwas Ähnliches zu denken, widersprach Nel ihm prompt. »Nun, es ist immer schön, wenn man die Chance bekommt, etwas besser zu machen.« Sie gähnte, plötzlich überwältigt von Erschöpfung.
»Du bist müde. Soll ich gehen?«
Nel hatte sich blendend unterhalten. Es hatte Spaß gemacht, mit Jake und Fleur zusammen zu backen, die großartig miteinander auskamen, aber es war nicht das wirkliche Leben. Es mochte Jake einen Abend lang Spaß machen, mit Zuckerguss herumzuspielen und Schokolinsen zu essen, aber er würde ihres Alltags rasch müde werden, – eines Alltags, in dem allzu oft nur Cornflakes im Haus waren, aber nicht die Milch dazu, wie es eben ihre Art war. Sein Stil waren Londoner Restaurants, Junggesellenwohnungen und maßgeschneiderte Anzüge, nicht mit Haaren bedeckte Sofas und Hunde, die auf den Teppich kotzten. Irgendwann würde das
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