Geschenke aus dem Paradies
Einerlei ihres Lebens ihm auf die Nerven gehen, und irgendwann würde er ihr das Herz brechen. Es war hart, aber es war die Wahrheit, und die Realität war manchmal eine bittere Pille, die gründlich gekaut sein wollte und nicht einfach heruntergeschluckt und dann vergessen.
»Nun, es hat Spaß gemacht, und du hast mir bei dem Kuchen wirklich sehr geholfen. Aber morgen ist die Feier für das Hospiz, und ich muss noch Unmengen von Dingen dafür erledigen.«
»Ich habe dir viel Arbeit gemacht, hm?«
Fleur war verschwunden, wahrscheinlich ins Bad, und sie waren allein. »Du hast es nicht mit Absicht getan.«
Er wollte sie an sich ziehen, aber sie hielt ihn um Armeslänge von sich weg, sodass er nur eins ihrer Handgelenke zu fassen bekam. Das genügte jedoch, um ihr Herz rasen zu lassen und ihr den Atem zu rauben. Er sah aus, als wolle er sie womöglich küssen. Aus Angst vor dem, was geschehen würde, wenn er es tat, riss sie sich los. »Kommst du morgen zu der Feier?«
»Ich kann nicht«, sagte er. »Ich muss den ganzen Tag lang in London sein. Ich werde den Frühzug nehmen.«
»Dann solltest du jetzt gehen. Ich rufe dir ein Taxi.«
»Ist schon gut, ich kann von hier aus zu Fuß in die Stadt gehen. Um die Schokodrops zu verbrennen. Nel ...«
»Ich will wirklich nicht darüber reden.«
»Ich wollte nur eine Uhrzeit für Freitag ausmachen.«
»Ich denke nicht, dass wir uns am Freitag treffen sollten.«
»Ich denke, dass wir uns unbedingt am Freitag treffen sollten.«
Sie war zu müde, um sowohl mit Jake als auch mit sich selbst zu streiten. Sie seufzte und gab beiden Gegnern nach. »Gut, in Ordnung.«
»Ich hole dich um acht Uhr hier ab. Grüß Fleur von mir.«
Dann küsste er sie auf die Wange und verließ den Raum.
Nel schloss die Augen und bewegte sich nicht, als könne sie den Augenblick auf diese Weise festhalten. Dann lief sie die Treppe hinauf und rief Fleur durch die Badezimmertür zu: »Lässt du das Wasser für mich drin? Ich bin immer noch voller Schlamm und Zucker.«
»In Ordnung. Oh, und Mum?«
»Was denn?«
»Hast du ein Geheimnis vor mir?«
»Wie meinst du das?«
»Ich spreche von Jake. Er ist der Mann, den du ins Chill mitgenommen hast, nicht wahr? Du hast mir nie erzählt, dass du ihn kennen gelernt hast.«
»Ich werde mich nicht durch die Badezimmertür mit dir unterhalten.«
Nel marschierte in ihr Arbeitszimmer und schaltete ihren Computer ein. Ein paar Runden Freecell, während sie auf ihr Bad wartete, würden sie vielleicht beruhigen. Während der Computer hochfuhr, konzentrierte sie sich mit aller Macht darauf, nicht an Jake zu denken. Außerhalb seines Büros war er so nett, so witzig, so unglaublich sexy. Wenn sie es sich genau überlegte, war er auch ziemlich sexy gewesen, als sie ihm in seinem Büro begegnet war. Er verströmte Sex aus allen Poren. Es schien fast unmöglich zu sein, nicht an ihn zu denken.
Als ihr Computer endlich betriebsbereit war, musste sie noch einige Einstellungen verändern, bevor sie das Spiel starten konnte. Während sie nun auf eine Taste nach der anderen drückte, wurde ihr klar, dass sie das Spiel auf Autopilot laufen ließ und in Wirklichkeit an Jake dachte. Sie riss ihre Gedanken von seinen Augen mit den Lachfältchen los, von der Art, wie seine Handgelenke aus seinen Hemdmanschetten hervorlugten, von dem Gefühl seiner Hände auf ihren Armen. Seit Samstag, auch das wurde ihr jetzt bewusst, dachte sie pausenlos an ihn, wenn sie nicht gerade voll und ganz von etwas anderem mit Beschlag belegt wurde.
Wenige Sekunden später erschien Fleur, eingehüllt in weiße Handtücher. »Du kannst jetzt baden. Das Wasser ist schön heiß.«
»Danke. Ich spiele nur noch diese Runde zu Ende ...«
»Und du verbirgst definitiv etwas vor mir. Wie hast du Jake kennen gelernt?«
»Ich bin ihm in der Anwaltskanzlei begegnet, als ich den Leuten sagen wollte, dass die Wiesen dem Hospiz gehören. Es ist so ein Jammer, dass das nicht stimmt. Jetzt werden die Hunstantons darauf bauen.«
»Wir hatten über Jake gesprochen.«
»Du hast von ihm gesprochen, ich habe versucht, es nicht zu tun.«
»Zuerst gehst du mit ihm tanzen ...«
»Das war reiner Zufall! Ich hatte die feste Absicht, allein in die Disko zu gehen.«
»Dann komme ich nach Hause und finde euch beide bei einem Tête-à-Tête in der Küche vor.«
»Das war kein Tête-à-Tête. Er hat darauf bestanden, mich von der Sitzung nach Hause zu begleiten, wo ich ihn gar nicht erwartet hatte ...«
»Deine
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