Geschenke aus dem Paradies
sprechen. Es ist vertraulich. Aber ich finde doch, dass ihr beide, du und Abraham, diese Pläne unbedingt gründlich durcharbeiten solltet. Recherchen sind immer interessant. Und denk daran, wo ein Wille ist, ist ein Weg.«
»Was?«
»Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.« Jake drehte die Goldfolie seines Pfefferminzbonbons zu einem Ring und wich ihrem Blick aus.
Nel fragte sich, ob er vielleicht eine zusätzliche Dosis Alkohol in ihren Wein gekippt hatte. Er hätte geradeso gut eine Geheimsprache sprechen können, so wenig Sinn ergaben seine Worte für sie.
»Und denk daran, es wird eine Lösung für deine Probleme geben.«
»Jake! Redest du wirres Zeug, oder versuchst du, mir etwas zu sagen? Wenn Letzteres der Fall ist, könntest du dich bitte etwas klarer ausdrücken?«
»Ich habe schon viel zu viel geredet. Möchtest du noch etwas? Noch ein Glas Brandy?«
»Nein, danke. Es war alles ganz köstlich, wirklich. Noch-mal, danke. Aber ich sollte jetzt nach Hause fahren.«
»Es hat mir auch großen Spaß gemacht, aber ich werde dir ein wenig Zeit geben, deine Hausaufgaben zu machen.«
»Hausaufgaben? Wovon sprichst du?«
»Ich möchte, dass du sehr gründlich über deinen Umgang mit Affären nachdenkst und über die Frage, warum du so dagegen bist, welche zu haben. Immerhin, wenn du keine Affäre haben kannst, solange du Single bist, wann willst du dann eine haben?«
»Da hast du unbedingt Recht. Was ist mit dir? Hast du Affären?« Sie stellte ihre Frage in einem beiläufigen Tonfall, aber ein Teil von ihr wollte ihn nach Kerry Anne fragen, und näher wagte sie sich nicht an das Thema heran.
»Nur in dem Tief zwischen zwei Ehefrauen.«
Sie lächelte, obwohl das nicht die Antwort war, die sie hören wollte. »Wie viele Ehefrauen hattest du denn, Blaubart?«
»Nur eine. Aber es hat ein paar Geschichten gegeben. Ich glaube nicht, dass ich wieder heiraten sollte.«
»Oh.« Ihre Laune sank noch ein oder zwei Meilen tiefer, wofür es keine Erklärung gab, da sie selbst ihn ganz sicher nicht heiraten wollte. Sie brachte ein Lächeln zu Wege. »Dann ist es ja nur gut, dass ich kein Auge auf dich geworfen habe, oder?«
»Absolut.« Er lächelte. »Es ist ein Glück, dass ich ein windiger Anwalt mit zweifelhafter Moral bin, der für die Bösen arbeitet.«
Nel nickte. »Das bringt es so ziemlich auf den Punkt.«
Auf dem Heimweg redeten sie nicht viel. Schon jetzt hatte sich ein Gefühl der Ernüchterung Nels bemächtigt. Sie hatte einen wunderschönen Abend gehabt, aber das war nicht das richtige Leben. Es war nur ein winziges, leuchtendes Juwel unter all den Kieselsteinen. Das Leben bestand aber größtenteils aus Kieselsteinen.
Nach einem anstrengenden Tag – und einem ziemlich entmutigenden Abend – hatte Nel erwartet, dass sie unverzüglich in einen tiefen Schlaf sinken würde, sobald sie nach Hause kam. Aber kaum lag sie im Bett, musste sie feststellen, dass sie hellwach war. Alles, worüber sie und Jake gesprochen hatten, drehte sich in ihrem Kopf. Konnte sie ihm trauen? Konnte er jemals etwas mit ihrem wirklichen Leben zu tun haben? Er war so abscheulich verführerisch, aber es gab auch so viele Dinge über ihn, die sie lieber nicht wissen wollte. Und was hatte er mit all diesen nebulösen Andeutungen vorhin bezweckt? Hatte sie sich das Ganze nur eingebildet?
Gegen vier Uhr morgens ging ihr plötzlich ein Licht auf. Jake hatte tatsächlich eine Geheimsprache benutzt. All diese Bemerkungen darüber, dass es einen Weg gebe, wo nur ein »Wille« vorhanden sei ... Ein letzter Wille womöglich? Jake hatte von einem Testament gesprochen! Nel nahm sich vor, sich Sir Geralds Testament anzusehen. Gleich morgen Früh würde sie Abraham anrufen und mit ihm darüber sprechen. Endlich schlief sie ein.
Da sie erst so spät ins Bett gekommen war, schlief sie noch, als am nächsten Morgen zu ärgerlich früher Stunde das Telefon klingelte. Ausnahmsweise einmal waren die Hunde nicht mit aller Kraft gegen die Küchentür gedonnert, um nach oben und in Nels Bett zu gelangen, und sie lag im tiefsten Schlummer. Sie griff nach dem Telefon. Es war Simon. »Ich rufe nur an, um zu hören, ob du gestern Abend gut nach Hause gekommen bist.«
Sie verkniff sich ein wütendes »Warum um alles in der Welt rufst du mich so früh am Morgen an?«, weil sie den Grund dafür kannte. Er wollte auf den Busch klopfen. »Das ist sehr lieb von dir. Und ich bin gut nach Hause gekommen. Du auch?«
»Natürlich. Ich wollte mich nur davon
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