Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
erzählt, und ich weiß, dass die beiden heftigen Streit haben. Da wollte ich erst einmal rauskriegen – ach, ich weiß auch nicht. Ich bin zu Marianne, weil ich sie um Rat fragen wollte. Wir kennen uns schon sehr lange und sind gut befreundet. Dass der Herr – wie sagten Sie? Kölner? – bei ihr ist, das wusste ich nicht. Das hat nichts mit der Sache zu tun.“
Zur gleichen Zeit hockte Karlo Kölner im Zimmer nebenan. Kommissar Reichard saß ihm gegenüber und schaute ihn beschwörend an. „Sie wissen doch ganz genau, auf welcher Seite ich stehe, Herr Reichard. Vielleicht verhalte ich mich nicht immer nach dem Polizeilehrbuch. Dieses Mal kann ich wirklich nichts dazu. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben, eine schöne Wohnung beziehen und meine Arbeit machen. Was kann ich dafür, wenn jemand meinen Vormieter erschießt? Und bin ich schuld, wenn dann noch jemand versucht, den Hausbesitzer umzubringen? Hätte ich in meiner Wohnung bleiben sollen? Ihr redet doch immer von Zivilcourage und so weiter.“ Er machte eine Pause. Als Reichard eine Antwort schuldig blieb, fuhr er fort. „Sie glauben ernsthaft, dass Frau Berwald versucht hat, ihren Mann zu erschießen?“
„Möglich wäre es, ja, warum denn nicht?“
„Und dann versteckt sie die Pistole unter ihrer Spüle, um sie dann wieder herauszukramen und sie völlig kopflos ihrer Freundin zu präsentieren?“
„Wer weiß, vielleicht stecken die beiden unter einer Decke, und sie wollten es heute wieder versuchen? Oder wenigstens auf diese Weise vertuschen?“
„Aber ich sage Ihnen doch, wie die Frau heute Vormittag ankam, war sie völlig aufgelöst. Die hätte sich doch ganz anders verhalten. Ich weiß es nicht, aber vielleicht haben Kirchner und Leibach doch noch etwas damit zu tun. Herr Berwald hat auf jeden Fall vor dem Anschlag ...“
„... einen Mann mit Kapuze auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesehen, ich weiß. Aber der Kerl sagt keinen Ton. Er weigert sich rundweg, zu reden. Und die Munition passt nicht, wie wir wissen. Wir werden aber auf jeden Fall eine Gegenüberstellung machen.“
Karlo kratzte sich unschlüssig am Hals. „Haben Sie sich die Schusskanäle eigentlich angesehen?“
„Wieso? Worauf wollen Sie hinaus?“
„Na ja, ich habe mir die Löcher mal angeschaut. Ich hatte das auch dem Herrn Gehring schon gesagt. Die gehen schnurgerade in die Wand. Eigentlich kann der Schuss nicht von der Straße aus gekommen sein, weil die Wohnung etwas erhöht liegt.“
„Also müssten die Schüsse in der Wohnung gegenüber abgefeuert worden sein. Aber wer hat geschossen, wenn es nicht Frau Berwald war?“ Plötzlich hellte sich Kommissar Reichards Gesicht auf. „Mensch! Dass ich da nicht drauf gekommen bin!“
„Was denn?“
„Vielleicht hat der Täter aus einem Fahrzeug heraus geschossen. Aus einem Transporter zum Beispiel, bei dem der Führerstand erhöht liegt. Ein Lkw oder etwas Ähnliches. Vielleicht auch ein zweiter Mann von der Ladefläche aus.“
„Hat Berwald etwas in dieser Richtung angedeutet? Hat er einen Lkw bemerkt, bevor die Schüsse fielen? Immerhin war das Wohnzimmerfenster offen.“
Reichards Schultern sackten enttäuscht nach unten, sein ganzer Körper verlor an Spannung. „Er sagte, dass kurz vorher ein Lkw vorbeigefahren ist. Aber eben nur vorbeigefahren. Sonst nichts. Na ja,“, fuhr er fort, „auf jeden Fall werden wir Frau Berwald hierbehalten müssen, bis die Waffe überprüft ist.“ Reichard wirkte unglücklich. Dann brach es aus ihm heraus. „Wenn wenigstens der Chef noch da wäre. Zusammen hatten wir immer gute Ideen. Aber dieser eingebildete Kranke vertreibt jeglichen kreativen Gedanken in mir. Und Herr Gehring hat mir gesagt, er sei endgültig raus und es ginge ihn nichts mehr an. Obwohl da noch die Sache mit den Paketen ist.“
„Paketen?“
„Ach nein, nichts. Vergessen Sie’s.“ Reichard schien Karlos Neugierde vom Tisch wischen zu wollen.
„Dann nicht“, spielte Karlo den Gekränkten. „Aber was ist eigentlich mit mir? Kann ich jetzt gehen? Liegt ja nichts vor gegen mich.“
Als Reichard zögerte, nutzte Karlo die Pause, um seinen Faden weiterzuspinnen. „Ich könnte Herrn Gehring noch mal ansprechen. Vielleicht würde er ja ein allerletztes Mal ...“ Karlo ließ den Satz im Raum stehen. Reichard war hin- und hergerissen.
„Das würden Sie tun?“, kam es dann hoffnungsvoll. „Nun, es liegt ja wirklich nichts gegen Sie vor. Ganz im Gegenteil. Also machen Sie, dass Sie
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