Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
geschossen hatte“, bemerkte er demnach auch lässig. „Nach dem, was der Herr Kölner gesehen hat.“
„Darf ich den Kommissaren noch einen Kaffee anbieten?“ Martina Gehring kam mit neckischem Lächeln näher und hielt die Kanne hoch. Drei Tassen streckten sich ihr entgegen.
„Ich habe ja keine Ahnung“, fuhr Westreich fort, „aber ist es vielleicht möglich, dass die Schüsse in der Wohnung selbst abgegeben worden sind?“
Karlo schaute entgeistert. „Wie sollte das funktionieren? Das hätte Berwald doch erzählt. In dem Fall wüsste er ja auch, wer es gewesen ist.“
„Ich denke auch, dass das ausscheidet“, meinte Gehring, „aber danke für die Mitarbeit, Klaus.“ Er zwinkerte seinem Nachbarn zu und hob seine Tasse.
Am frühen Nachmittag saß Georg Gehring immer noch am Küchentisch und dachte nach. Westreich war als Erster gegangen, Gehring war sich nicht ganz sicher, ob er ein wenig geschmollt hatte.
Karlo hatte zwar nicht geschmollt, doch die Enttäuschung darüber, dass bei dem Arbeitsfrühstück nichts Zählbares herausgekommen war, hatte man buchstäblich mit Händen greifen können.
Mittlerweile hatte der ehemalige Kriminalbeamte ein Bier vor sich stehen, sozusagen als Gegengift zu den ungezählten Tassen Kaffee, die er nervös in sich hineingeschüttet hatte. Seine innere Unruhe war daher zu einem Teil auch der Überdosis Koffein geschuldet.
Wieder dachte er an die Vermutung seines Nachbarn. Nein, das gab keinen Sinn. Es konnte nicht sein, dass sich eine zweite Person im Zimmer befunden hatte.
Es sei denn – ja, es sei denn, Karlo Kölner steckte mit Berwald unter einer Decke. Vielleicht heckten die beiden etwas aus, das ihm bis dato noch nicht bekannt war. Dann verwarf er den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Nein, er kannte Kölner mittlerweile wirklich gut genug, um zu wissen ... obwohl. Ein kleiner hinterhältiger Restzweifel nistete sich in Gehrings Gedanken ein.
Er schaute kaum auf, als seine Frau sich neben ihn setzte und ihre Hand auf seinen Arm legte. „Mach dir nicht so viele Gedanken, Georg. Unternimm einfach einen kleinen Waldspaziergang. Das pustet dir bestimmt den Kopf wieder frei. Wenn du möchtest, komm ich mit. Na, was hältst du davon? Oder möchtest du lieber alleine sein?“
Gehring saß plötzlich kerzengerade auf seinem Stuhl. Was hatte seine Frau gesagt?
Alleine?
Wenn jetzt aber ...
Auf einmal schienen einige Teile des Puzzles wie zufällig an den richtigen Platz zu purzeln. Leider rasteten noch nicht alle gänzlich ein.
Gehring nahm sich das Telefon. Sekunden später hatte er Kommissar Reichard am Ohr.
„Sagen Sie, Reichard“, begann er vorsichtig, „woher kannten sich Habicht und Leibach eigentlich? Was? Aus dem Gefängnis? Aha.“
Reichard sprach weiter, und Gehring horchte interessiert auf, als er mitbekam, was ihm Reichard dann verriet. „Da gibt es noch etwas. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das schon gesagt habe, Herr Gehring. Habicht hat vor seinem Gefängnisaufenthalt eine ganze Zeit in Berwalds Firma gearbeitet.“
„Ach. Und was hat er da gemacht?“
„Ungefähr das Gleiche, das Kölner in Herrn Reinfelds Firma immer noch tut. Er war sozusagen Mädchen für alles. Hat Produkte an die Kunden ausgeliefert, auch schon mal Renovierungsarbeiten durchgeführt, er war eben praktisch begabt. Und so weiter. Das ist allerdings schon viele Jahre her.“
„Da hat er doch auch sicher Frau Berwald gekannt, als sie noch mit ihrem Mann zusammen war“, mutmaßte Gehring. Ein weiteres Detail, das ihm schon länger keine Ruhe ließ, schoß ihm in den Kopf.
„Ich melde mich wieder bei Ihnen. Muss nur schnell etwas abklären. Bis nachher. Sie sind doch noch einen Moment da, Reichard?“
„Ich warte.“
„Gut. Bis dann.“ Gehring legte auf und wählte Karlos Nummer. Nach dem dritten Klingeln wurde abgehoben.
„Hallo, Herr Kölner. Hier ist Gehring. Sie können mir vielleicht helfen. Sie sind doch Herrn Habichts Nachmieter, wenn ich das richtig verstanden habe?“
„Ja, genau. Warum?“
„Nun, das ist ein wenig kompliziert. Ich kann Ihnen das jetzt nicht in ein paar Worten schildern. Außerdem weiß ich noch gar nicht, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Was ich, wenn möglich, brauchen könnte, wäre Folgendes ...
Als Gehring geendet hatte, grinste Karlo übers ganze Gesicht. „Jetzt haben wir einen weiteren Kommissar mit im Boot“, kicherte er dann zufrieden.
„Wie?“ Gehring verstand nicht recht.
„Na, Kommissar Zufall eben.
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