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Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Titel: Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Kunze
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eingeholt, hielt mich an der Schulter fest und sagte außer Atem: »Komm, lass uns darüber reden!«
    Ich schüttelte mit einem Ruck ihre Hand ab, drehte mich um und erwiderte: »Ich brauche hier über gar nichts zu reden! Mit solchen Idioten in der Klasse muss ich mich nicht abgeben. Ich gehe jetzt nach Hause!«
    Ich ging auf die große Schultür zu.
    »Du kannst doch nicht einfach nach Hause gehen!«, rief sie mir hinterher, aber das war mir komplett egal. Ich ging zum Fahrradständer, schloss mein Fahrrad auf und fuhr los.
    Mama machte die Haustür auf. Sie hatte ein Geschirrtuch in der Hand.
    »Was ist denn mit dir los? Ist irgendwas passiert?«, fragte sie.
    Ich war so wütend! Was fiel diesem Asi eigentlich ein? Ich würde nie mehr ein Wort mit ihm reden.
    Mama schob mich in die Küche, wir setzten uns an den Tisch und ich erzählte ihr, was passiert war. Die Sache, dass ich Steffi erzählt hatte, ich wäre bei der Hochzeit meiner Mutter krank gewesen, ließ ich vorsichtshalber weg.
    Als ich mich etwas beruhigt und Mama alles erzählt hatte, fragte sie: »Sag mal, hat in der Schule schon öfter jemand so etwas Gemeines zu dir gesagt, seit du auf dem Gymnasium bist?«
    »Nein«, antwortete ich. Allein der Gedanke machte mich schon wieder total wütend. »Aber die wissen ja auch alle, dass ich ein Pflegekind bin, und das ist ja auch nichts Schlimmes.« Zum Glück stimmte das: Normalerweise war das allen wurscht. Es hatte vorher noch nie jemand gesagt, dass ich keine richtigen Eltern hatte.
    »Dann ist ja gut. Wenn doch mal jemand etwas sagt, würde ich sofort zu den Eltern des Kindes gehen und mit ihnen reden. Du musst dir da nichts gefallen lassen, hörst du! Es ist wirklich nichts Schlimmes, ein Pflegekind zu sein. Das ist etwas ganz Normales und es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen. Papa und ich sind genauso richtige Eltern wie die von allen anderen.«
    Ich überlegte. »Aber wenn es so normal ist, warum bin ich dann das einzige Kind, das nicht bei seinen leiblichen Eltern wohnt, sondern bei anderen Eltern? In der Gemeinde, in der Schule – nirgendwo gibt es noch ein Kind wie mich. Alle anderen haben normale Familien. Manchmal sind die Eltern geschieden, wie die Eltern von Silvia, aber so wie bei uns ist es sonst bei niemandem!«
    »Ja, das stimmt, aber …«
    »Warum sagst du dann, das ist normal?« Ich war eigentlich gar nicht sauer auf Mama, aber ich schrie sie trotzdem an.
    »Nina, beruhige dich. Es gibt viele andere Pflegekinder, und nur, weil du kein anderes Kind in dieser Situation kennst, heißt das noch lange nicht, dass du nicht normal bist«, sagte Mama entschieden. Ich wusste, dass sie recht hatte. Papa und sie gingen regelmäßig zu Treffen mit anderen Pflegeeltern. Also gab es auch andere Pflegekinder.
    »Aber jetzt mal zu etwas ganz anderem. Ist dir eigentlich klar, dass du heute sehr ungezogen warst? Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, einfach so aus der Schule wegzurennen?« Mama sah mich streng an.
    »Ich hab dir doch erzählt, was Kazim zu mir gesagt hat«, sagte ich.
    »Das ist noch lange kein Grund, einfach so wegzulaufen. Man kann sich auch mit Worten wehren. Weglaufen ist meistens die schlechteste Lösung. Und in diesem Fall sogar verboten. Du kannst nicht einfach so aus der Schule wegrennen, hast du mich verstanden?« Sie war jetzt sehr ernst.
    Ich nickte genauso ernst.
    »Weißt du, Janine, wir haben ja schon öfter darüber geredet: Es ist sehr wichtig, dass das alles gut läuft und du nichts Verbotenes tust. Das Jugendamt kann uns jederzeit Probleme machen und umso braver du bist, umso sicherer ist alles. Es ist also ganz wichtig, dass du nachdenkst, bevor du etwas machst, hörst du? Versuch, dich zu kontrollieren und nachzudenken, bevor du deinen Gefühlen nachgibst und irgendetwas Unüberlegtes tust, ja?«
    Ich nickte wieder.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Mama, ich weiß schon. Aber manchmal ist das echt schwierig«, sagte ich leise und malte mit meinem großen Zeh einen Kreis auf den Küchenfußboden.
    »Ich weiß, Schatz. Ich weiß. Und ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun, um es dir leichter zu machen«, sagte sie und nahm mich in den Arm.
    Am nächsten Tag in der Schule wurde ich zum Direktor gerufen. Wie mit Mama besprochen, entschuldigte ich mich und versprach, nie wieder einfach so aus der Schule wegzulaufen. Ich sagte, es täte mir sehr leid und dass ich jetzt wüsste, dass das verboten ist. Der Direktor lächelte und sagte:
    »Weißt du,

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