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Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Titel: Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Kunze
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Ablenken ändert nichts!« Oh Mann. Wenn ich nur an die Stunden bei ihr dachte, wurde mir übel. Wenn ich alleine hinging, war es ja meistens noch okay. Alle paar Wochen nach der Schule musste ich das machen. Um mir darüber klar zu werden, »ob ich das mit der Adoption wirklich will«, wie Mama sagte. Das war zwar komplette Zeitverschwendung, weil mir schon längst und lange klar war, dass ich das mit der Adoption wollte. Außerdem ging es in den Sitzungen gar nicht in erster Linie um mich. Was Frau Antunes natürlich nicht wissen konnte. Schon in der ersten Sitzung hatte ich es geschafft, das Gespräch immer wieder von mir abzulenken. Ich quetschte einfach die Psychotante über ihr eigenes Leben aus. Und da die gerade Probleme in ihrer Ehe hatte, füllte sie jede Menge Zeit damit, mir von ihren Problemen zu erzählen. Das fand ich natürlich super und war froh, dass ich relativ wenig über mich erzählen musste. Außerdem hatte es zur Folge, dass sie mich total nett und »reif« fand.
    Immerhin waren die Sitzungen, zu denen ich alleine ging, nicht so unangenehm und nervig wie die Termine, bei denen Mama und Papa mitkommen mussten. Am schlimmsten waren die, bei denen Mama, Papa und meine Geschwister mitkamen. Zum Glück war das nur zwei Mal vorgekommen. Das waren echte Horrorveranstaltungen. So was von peinlich!
    Beim ersten Mal sollten wir mit Barbiepuppen unsere »Beziehung zueinander« nachspielen. So was Bescheuertes! Ich dachte währenddessen nur dauernd: Warum tun die mir das an? Mich so lächerlich zu machen vor meiner Familie! Was sollte dieser Quatsch mit den Puppen? Ich kam mir so dämlich vor und fand das so ätzend! Als ich klargemacht hatte, dass ich auf den Mist keinen Bock hatte, fing Mama wieder an zu weinen und sagte, ich solle mich zusammenreißen: »Wir finden das jetzt auch nicht toll und machen ja auch mit!« Okay, damit hatte sie recht, aber ich verstand eben nicht, warum wir diesen Mist überhaupt machen sollten.
    In der zweiten Gemeinschaftssitzung hatte sich die Psychologin etwas Neues ausgedacht. Das war aber um keinen Deut besser als die Sache mit den Barbiepuppen: Sie zeigte uns Karten, auf denen standen Begriffe wie Liebe, Geborgenheit, Geschwister . Wir sollten dann ganz schnell sagen, was wir spontan empfinden, wenn wir diese Wörter lesen. So ein Quatsch!
    Auch wenn mich die Psychofrau, zumindest in den Stunden, in denen wir alleine waren, nett und erwachsen fand, war mir eins klar: Egal, wie nett die mich und meine Familie fand, die Leute vom Amt würden nicht in meinem Sinne handeln. Das würden sie auch überhaupt nicht können. Denn die Gesetze sprachen nicht für mich. Deshalb würde ich denen nie vertrauen. Noch nicht einmal Frau Antunes. Denn auch sie nahm ein Kind oder eine Jugendliche nicht wirklich ernst. Die hatten ihre Gesetze, danach handelten die. Darum hatte ich in den letzten Monaten meinen eigenen Weg gefunden: Ich würde mich ganz ruhig verhalten. Ich würde nicht mehr kämpfen und so wenig wie möglich zu all dem sagen. Aber wenn ich merkte, dass etwas passierte, das mir gegen den Strich ging, dann würde ich ausrasten, dass ihnen allen Hören und Sehen verging!
    Papa blinkte. Er fuhr von der Riehler Straße ab in Richtung Reichensperger Platz, wo das Amtsgericht war.
    »Wir sind gleich da. Ist alles klar bei dir?«, fragte er mich.
    »Ja. Alles okay«, sagte ich und lächelte zum Beweis zu ihm rüber. Eigentlich war mir nicht nach Lächeln, aber ich wollte ihm Mut machen. Oder mir selber. Beim Anblick des Gerichtsgebäudes wurde mir nämlich richtig mulmig. Es war riesig und hatte die Form eines Halbkreises. In der Mitte gab es eine Rasenfläche, die von Blumenbeeten eingefasst war. Und von Parkplätzen. Papa stellte das Auto ab und wir stiegen aus.
    »Das sieht schon imposant aus, nicht war?«, sagte Papa, als wir vor dem Eingang standen und hinaufschauten. Sechs sehr hohe Säulen bildeten die Mitte des halbkreisförmigen, alten Gebäudes und umrahmten seinen Eingang. Überall waren Engelfiguren und Blumenranken und Verzierungen angebracht. Es sah aus wie ein Schloss. Oder wie eine Festung.
    Wir gingen die wenigen Stufen hinauf zum Eingang und Papa lächelte mir aufmunternd zu, als er die riesige Tür aus dunkelbraunem Holz öffnete.
    »Das wird schon alles, mach dir keine Sorgen.«
    Aber ich sah ihm an, dass er sich selbst Sorgen machte.
    Als sich die Tür hinter uns schloss, mussten sich meine Augen kurz an das dunklere Lampenlicht gewöhnen.Vor uns war eine

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