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Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Titel: Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Kunze
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Richtung Kellertreppe bewegen.
    »Zuerst das Geschenk auspacken!«, sagte Flo.
    Mann, raffte der denn gar nichts? Ich verdrehte die Augen, aber jetzt blieb mir wohl nichts anderes übrig, als das Päckchen vor Mamas Augen auszupacken. Plötzlich hoffte ich, dass in dem Päckchen irgendetwas Langweiliges, Normales drin war. Was schenkten drei neunzehnjährige Jungs einer Sechzehnjährigen? Wenige Sekunden später wusste ich es. Ich hielt den Atem an: Unterwäsche! Sie hatten mir allen Ernstes einen BH und einen Slip geschenkt! Immerhin waren sie nicht rot oder lila, sondern weiß mit dünnen schwarzen Streifen und schwarzer Spitze. Ein Blick in Mamas Gesicht machte mir allerdings schlagartig klar, dass es schlimmer nicht hätte kommen können. Sie verzog keine Miene und sah gleichzeitig so sauer aus, als hätte ich ihr gerade gebeichtet, dass ich im dritten Monat schwanger sei.
    Ich merkte, dass mein Gesicht brannte. Bestimmt hatte ich einen hochroten Kopf. »Toll, danke!«, presste ich hervor und versuchte ein Lächeln. »Kommt mit nach unten!«, murmelte ich und stürzte in Richtung Kellertreppe.
    »Janine, kommst du dann gleich noch mal rauf? Hier sind noch ein paar Tüten Chips!«, sagte Mama. Ihr drohender Ton entging mir nicht.
    »Ja, mach ich!«, rief ich ihr von der Treppe aus zu.
    »Was habt ihr euch dabei gedacht, mir vor den Augen meiner Mutter Spitzenwäsche zu schenken? Seid ihr eigentlich völlig bescheuert?«, zischte ich Christian zu.
    »Wieso? Was ist denn dabei? Konnte doch keiner ahnen, dass die so prüde ist«, sagte Christian beleidigt. »Gefällt dir die Wäsche etwa nicht?«
    »Geht so. Eine CD wär mir lieber gewesen.«, sagte ich und drehte wieder um in Richtung Küche. Die Wäsche stopfte ich im Flur in meine Sporttasche.
    »Okay, wo sind die Chips?«, fragte ich Mama, als ich die Küche betrat.
    Mama schloss die Küchentür hinter mir.
    »Was hast du mit diesen reichen Schönlingen zu schaffen, Janine? Und was erlauben die sich, dir Reizwäsche zu schenken? Das ist doch unmöglich!«
    Ich seufzte. »Ach Mama, reg dich nicht auf. Das ist gerade so eine Mode mit der Wäsche. Silvia hat auch welche zum Geburtstag bekommen. Das hat gar nichts zu bedeuten. Jetzt verkrampf mal nicht, ich zieh das Zeug ja nicht an, das war einfach ein Witz, okay?«
    »Ganz schön schlechter Witz«, sagte Mama. Sie war immer noch pampig, aber anscheinend einigermaßen beruhigt. Oder das richtige Donnerwetter würde es erst morgen geben.
    »Okay, kann ich wieder runter?«
    »Ja, klar, kümmere dich um deine Gäste.«
    Als ich den Partykeller wieder betrat, hatte sich etwas verändert. Das Licht war aus, man sah nur noch die zuckenden bunten Lichter aus Marcos Lichtorgel, die er extra mitgebracht hatte, und es wurde getanzt! Ich hatte gedacht, es wäre viel schwieriger, die Leute zum Tanzen zu kriegen, aber Marco hatte das anscheinend im Handumdrehen hingekriegt. Ich musste grinsen, ich kam mir vor wie bei La Boum, die Fete. Und das an meinem sechzehnten Geburtstag! Ich sah mich um. Die Mädels aus dem Jazzdance, Caro und Steffi tanzten wie die Wilden, und sogar zwei von Marcos Kumpels machten mit. Marco wusste natürlich auch genau, welche Musik man spielen musste.
    Christian saß mit Flo und Silvia auf der großen Ledercouch hinten in der Ecke. Da stand unsere alte Wohnzimmergarnitur als kleine Sitzecke, für alle, die gerade nicht tanzen wollten. Christian winkte mich zu sich. Anscheinend war er nicht allzu beleidigt wegen meiner mangelnden Begeisterung für sein Geschenk. Ich wollte gerade zu ihm rübergehen, da erschallten die ersten Takte von Tainted Love . Caro kreischte und zog mich auf die Tanzfläche. Ich konnte das Lied eigentlich schon nicht mehr hören. Seit wir auf Partys gingen, wurde es jedes Mal mindestens zwei Mal gespielt. Aber Caro liebte es. Sie konnte gar nicht genug davon bekommen. Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und lächelte zu Christian rüber. Dann tanzte ich mit Caro und den anderen Mädels. Gleich danach kam She Drives me Crazy , danach We Didn’t Start the Fire . Ich war schon völlig verschwitzt, als ich dachte: Nach diesem Lied gehst du rüber zu Christian. Als Billy Joel zu Ende war, hörte ich nur einen Takt und erkannte das Lied sofort. Ich schaute zur Couch rüber. Christian grinste mich an. Anscheinend hatte er sich das Lied gewünscht. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er aufgestanden war. Das war Kiss von Prince. Meine Knie wurden weich, als ich langsam Richtung

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