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Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Titel: Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Kunze
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Couch ging. Ich setzte mich neben ihn. Als wäre es das Normalste der Welt, legte Christian den Arm um meine Schulter. Ganz langsam näherte sich sein Gesicht. Er schaute mir ganz tief in die Augen, bis er so nah war, dass ich die Augen schloss. Dann küsste er mich. Fünf Minuten später war mir klar, dass stimmte, was in der BRAVO stand: Küssen muss man nicht üben, das kann man von alleine.
    »Was hältst du davon, wenn wir das jetzt öfter machen?«, fragte Christian zwischen zwei Küssen.
    Als Antwort küsste ich ihn einfach noch mal.
    Irgendwann tippte mich jemand auf die Schulter. Es war Silvia, die neben Christian saß. Anscheinend wollte sie mir etwas sagen. Ich beugte mich über Christian und sie rief mir ins Ohr:
    »Deine Mutter war gerade hier unten. Hat nur um die Ecke geguckt. Ich glaube, sie war … na ja … nicht gerade begeistert.«
    Ach du Scheiße! Ich nickte Silvia zu und sagte Christian Bescheid. Dann schnappte ich mir eine leere Schüssel vom Buffet und ging nach oben. Besser gleich mal die Lage checken. Das würde mir jetzt sowieso keine Ruhe lassen.
    Mama stand in der Küche und räumte den Geschirrspüler ein.
    »Äh, Mama, kann ich noch was Salat haben?«, fragte ich.
    Sie sah nicht auf und knallte die Teller geradezu in das Gitter der Spülmaschine. »Das scheint ja eine Bombenparty zu sein, da unten!«
    Ich kam mir komplett bescheuert vor. Konnte sie nicht gleich sagen, dass sie stinksauer war? Was tat sie jetzt so blöd rum? Ich kam mir völlig bescheuert vor. Als sie nichts weiter sagte, drehte ich mich um und ging wieder nach unten.
    Wir tanzten noch eine ganze Weile und nach zwei Liedern hatte ich Mamas Gesicht fast vergessen. Das mit dem Knutschen ließ ich trotzdem lieber sein. Mittlerweile waren fast alle auf der Tanzfläche. Auch Christian. Wir hatten einen Riesenspaß und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Ich war so glücklich! Irgendwann spielte Marco ein langsames Lied und wir tanzten Blues. Mein ganzer Körper kribbelte.
    Mitten im Lied ging plötzlich das große Deckenlicht an. Zuerst dachte ich, jemand wäre an den Lichtschalter gekommen und würde das Licht gleich wieder ausmachen. Doch stattdessen ging wenig später auch die Musik aus. Alle blieben stehen und schauten zur Tür. Da stand Mama. Mit finsterer Miene und vor der Brust verschränkten Armen.
    »Die Party ist zu Ende«, sagte sie.
    Ich starrte sie fassungslos an. Das war jetzt nicht ihr Ernst, oder? Ganz automatisch schaute ich auf die Uhr. Es war Punkt zwölf Uhr. Das konnte sie doch echt nicht bringen! Mich so zu blamieren vor meinen versammelten Freunden! Ich ging zu ihr und flüsterte, damit es nicht alle hörten:
    »Mama, bitte! Tu das bitte nicht! Du machst mich doch total lächerlich vor allen! Das ist mein sechzehnter Geburtstag und wir sind bei uns zu Hause. Wir können die doch jetzt nicht einfach alle wegschicken.«
    Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, Janine, es geht nicht anders. Das ist mein voller Ernst: Die Party ist zu Ende.«
    Im Raum war es totenstill. Plötzlich sagte Flo frech:
    »Frau Kunze, ich hab jetzt aber total Hunger. Können wir denn noch in Ruhe etwas essen?«
    Mamas Augen sprühten zornige Funken in seine Richtung.
    »Ich habe ganz viele Tupperdosen oben in der Küche. Sag mir einfach, was du haben möchtest, ich packe dir alles ein. So viel du möchtest. Aber ich möchte, dass ihr jetzt geht.«
    Ich wäre am liebsten auf der Stelle im Boden versunken. Das hatte sie jetzt nicht wirklich gesagt? Konnte nicht einfach in dieser Sekunde eine Bombe auf unser Haus fallen, sodass das alles nicht mehr wichtig war? Bitte!
    Aber nichts dergleichen geschah. Warum auch immer sie das tat, sie meinte es ernst. Ich hatte heute den ersten Kuss meines Lebens bekommen. Ich war so glücklich gewesen heute. Und sie machte mit einem Schlag alles kaputt. Ich war den Tränen nahe.
    Christian flüsterte mir ins Ohr: »Ich seh dich am Montag an der Bahn.«
    Ich nickte.
    Meine Mutter begann aufzuräumen und sammelte Teller und Gläser ein. Ich brachte meine Freunde zur Tür und versuchte möglichst gute Miene zu der Sache zu machen.
    »Mach dir keine Gedanken«, sagte Silvia, die genau wusste, wie es unter meiner angestrengt lächelnden Fassade aussah.
    Als alle weg waren, lief ich die Treppe hoch in mein Zimmer, warf mich aufs Bett und schrie in mein Kissen. Ich war so wütend, dass ich es kaum noch aushielt. Das würde ich mir nicht gefallen lassen!

Schwarzfahren
    Liebe mich dann,

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