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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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stets einen höhern Werth bei. – Die höchste
     Verehrung aber zollten sie dem Tempel der Sonne zu Cuzco, sie häuften in ihm eine unendliche Menge von Schätzen auf, indem
     stets jeder Inca seinen Vorgänger an kostbaren Geschenken zu überbieten suchte. – Die in ihm zusammengebrachten Reichthümer
     überstiegen allen menschlichen Glauben, so daß ein spanischer Schriftsteller sagt, er fürchte sich eine Beschreibung dieses
     Tempels zu liefern, obgleich alle Nachrichten, welche man darüber finde, vollkommen miteinander übereinstimmten. – Von der
     Größe des Tempels hat man keine genaue Kenntniß mehr, und die Beschreibung beschränkt sich deßhalb mehr auf dessen Einzelheiten.
     Der große Altar der Sonne stand gegen Osten, das Dach des Tempels war aus Holz zusammengefügt und mit Stroh bedeckt, denn
     die Ziegeln waren den Indianern unbekannt. Die vier Mauern waren von oben bis unten mit Gold bekleidet. Auf dem großen Altare
     erblickte man das Bild der Sonne aus massivem Golde gefertigt; sie hatte ein rundes mit Strahlen und Flammen umgebenes Antlitz,
     gerade so wie die Maler die Sonne darstellen, und war dabei so groß, daß sie beinahe von der einen Mauer bis zur andern reichte.
     Man sah nur diesen einen Götzen, denn die Indianer verehrten weder in diesem Tempel noch anderswo andere Götter; sie hatten
     nur einen einzigen Gott, die Sonne. Als die Spanier die Stadt eroberten, ging dieses Bild der Sonne durch die Spielsucht des
     spanischen Edelmanns Mancio Serra von Lequizano zu Grunde ; er setzte es nämlich in einer Nacht, weil seine Größe ihm hinderlich
     war, auf dasSpiel und verlor so seinen Antheil an der Beute. Man kann schon hiernach beispielsweise die Schätze ermessen, welche die
     Eroberer in dem Tempel antrafen. Zu beiden Seiten der Sonne sah man die Leichname der verstorbenen Könige, alle nach der Ordnung
     ihres Alters nebeneinander gereiht und so künstlich einbalsamirt, daß sie zu leben schienen. Sie saßen auf goldenen Thronen,
     die auf goldenen Platten standen und schauten nach dem untern Theile des Tempels; nur der Inca Huayna Capac, das geliebteste
     der Kinder der Sonne, genoß vor den übrigen die Auszeichnung daß er gerade diesem glänzenden Himmelskörper gegenüber saß,
     weil er schon im Leben seiner hohen Tugenden wegen der Anbetung für würdig befunden worden war. Bei der Ankunft der Spanier
     wurden diese Leichname mit den meisten übrigen Schätzen so gut verborgen, daß man sie nie wieder alle auffinden konnte; nur
     fünf wurden im Jahre 1559 von dem Licentiaten Polo entdeckt, nämlich drei Könige und zwei Königinnen. – Der Sonnentempel hatte
     mehrere Thore, sie waren alle mit Goldplatten belegt, und außen lief um den ganzen Tempel an der Mauer ein Kranz von Gold
     eine Elle breit herum. Neben dem Tempel erblickte man einen kleinen als Eingang in den größeren dienenden mit vier Seitenhallen,
     an welchem oben eine Einfassung von feinem Golde ähnlich der ebengenannten angebracht war; um ihn herum standen fünf große
     Pavillons, die oben in Pyramidenform ausliefen. Der erste war zur Wohnung des Mondes, der Gemahlin der Sonne, bestimmt und
     lag dem Haupttempel am nächsten; die Wände und Thüren waren mit Silberplatten belegt um durch die weiße Farbe anzudeuten,
     es sey dieß die Wohnung des Mondes, dessen Gesicht im Innern auf einer großen Silberplatte ausgeprägt war; es glich dem Antlitze
     eines Weibes. Hier erfüllen die Indianer ihre Gelübde dem Monde, den sie für die Schwester und Gemahlin der Sonne sowie für
     die Mutter ihrer Incas hielten; sie nannten ihn deßhalb auch Mamaqullia (Mutter Mond), doch brachten sie ihm nicht wie der
     Sonne Opfer dar. Zu beiden Seiten des Bildes des Mondes erblickte man die Leichname der verstorbenen Königinnen nach ihrem
     Alter in einer Reihe stehend. Mama Oello, die Mutter des Huayna Capac, hatte allein das Gesicht gegen den Mond gekehrt; man
     gab ihr diesen Vorzug vor den übrigen, weil sie einen so tugendhaften Sohn geboren hatte.
    Der Wohnung der Mondes zunächst lag der Pavillon, welcher der Venus, den Pleiaden und den übrigen Sternen im allgemeinen
     geweiht war; man nannte die Venus Chasca (Langhaar), um damit anzudeuten daß dieser Stern lange und gekräuselte Haare habe;
     man verehrte ihn ganz besonders, denn man hielt ihn für den Pagen der Sonne, der, wie man sich ausdrückte, bald vor bald hinter
     ihr ginge. Auch den Pleiaden erwies man große Verehrung, wegen ihrer merkwürdigen

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