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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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der mittlere und hieß Moyoc Marca (die runde Beste), weil er rund war; hier befand
     sich ein Brunnen mit trefflichem Wasser, welches in unterirdischen Röhren der Festung zugeführt wurde; die Quelle dieses Wassers
     war allen unbekannt mit Ausnahme des Inca und seiner Reichsräthe, die den Ort durch Ueberlieferung wußten. Wenn die Könige
     die Festung besuchten, ruhten sie in diesem Thurme aus, in dem man eine große Pracht sah, denn die Wände waren mit Gold- und
     Silberplatten belegt und mit goldenen Figuren von Thieren, Pflanzen u. s. w. verziert; auch goldene und silberne Gefäße befanden
     sich zum Dienste des Königs darin, ganz so wie in den schon beschriebenen Palästen. Der zweite Thurm hieß Paucar Marca und
     der dritte Sacllac Marca. Beide waren viereckig und enthielten viele Zimmer für die Soldaten und die Wache. Die Soldaten,
     welche darin lagen, mußten aber aus der Kaste der Incas stammen, die Soldaten aus anderen Stämmen durften diese Thore nicht
     betreten, weil sie als Häuser der Sonne betrachtet wurden und man darin die Waffen und die Kriegsvorrätheaufbewahrte. Den Oberbefehl darin führte ein Hauptmann oder Gouverneur, der aus königlichem Geblüte seyn mußte, und die unter
     ihm stehenden Befehlshaber durften ebenfalls nur Incas seyn. Außerdem befanden sich noch Magazine darin, die reich mit allem
     was ein Heer bedarf, versehen waren. Unter den Thürmen lagen ebenfalls Zimmer, die mit sehr viel Umsicht angebracht waren
     und sowohl unter sich als mit den andern Thürmen durch unterirdische Gänge in Verbindung standen. Die Zimmer waren fast alle
     von gleicher Größe und bildeten eine Art von Labyrinth, aus welchem man sich nur mit Mühe herausfinden konnte. Selbst die
     welche die Windungen genau kannten, wagten sich nicht hinein ohne einen Garnknäuel, dessen Ende sie an der Thüre befestigten
     um sich nicht zu verirren. Die Zimmer und Gänge hatten flache Decken, denn die Indianer kannten die Kunst des Wölbens nicht;
     sie richteten starke Mauern auf und legten von der einen zur andern große Steine. Auf diese Weise schufen sie viele solcher
     unterirdischen Gänge. – Vier Incas bauten an dieser Festung; die Angabe des Planes schreibt man Huallpa Rimachi zu, die Incas
     Maricanchi, Acahuana und Calla Chunchay setzten das Werk fort und vollendeten es. – Zur Zeit des letztern brachte man vermöge
     einer wunderbaren Anstrengung, die jede menschliche Kraft zu übersteigen scheint, jenen furchtbaren Felsblock, den man den
     müden Stein nennt und der mitten auf einer Ebene vor der Festung liegt, herbei. Die Indianer erzählen von ihm die Sage, er
     sey aus so weiter Ferne bis zu dieser Stelle gebracht worden, daß er endlich müde geworden und Blut geweint habe, weil er,
     obschon bereits so nahe, doch nicht zu dem Bau der Festung verwendet werden konnte; dieser Stein ist nicht behauen sondern
     roh, wie man ihn ans dem Berge gebrochen hatte und bis über die Hälfte in den Boden eingesunken. Die Incas erklären diese
     Sage auf folgende Weise: es seyen nämlich zur Fortschaffung dieses Blockes mehr als 20.000 Indianer verwendet worden, welche
     ihn an starken Seilen fortschleiften; an dem Hügel hätte die eine Hälfte der Arbeiter, während die andere zog, von unten ihn
     gestützt; plötzlich hätten die Ziehenden den Stein nicht mehr halten können, er sey zurückgeschlagen und habe an 3 bis 4000
     Indianer zerschmettert. – Die Spanier zerstörten die Festung und verwendeten die Steine zur Erbauung ihrer Wohnungen und Paläste
     in Cuzco.

9. Religion der Peruaner unter den Incas. Der Sonnentempel; seine Einrichtung. Priester. Das Sonnenfest.
    Gleichwie der Inca für göttlich und heilig gehalten und angebetet wurde, ebenso hielten die Indianer dessen Residenzstadt
     Cuzco für heilig. Man kann an vielen äußern Zeichen, die sie bei den unbedeutendsten mit der Stadt in Beziehung stehenden
     Dingen an den Tag legten, beurtheilen, wie groß ihre Ehrfurcht für dieselbe war. Wenn zwei Indianer, von denen der eine aus
     der Stadt kam und der andere dahin ging, sich auf einem Weg begegneten, so bewiesen sie sich mehr oder weniger Achtung, je
     nachdem sie entweder Eingeborene der Stadt oder bloß Bewohner derselben oder ihr näher oder ferner gelegen waren; gleiches
     beobachteten sie in Beziehung auf Pflanzen, Feldfrüchte und andere Dinge die aus der Stadt ausgeführt wurden; denn obgleich
     sie nicht besser waren als solche die anderswoher kamen, so maß man ihnen doch

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