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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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auch die Sprache von Cuzco, weil sie von hier aus nach allen Provinzen allmählich verbreitet wurde. Bei
     Aemtern, Anstellungen wurde besonders darauf gesehen, daß man diese Sprache konnte. Als die Spanier das Reich der Incas erobert
     hatten, verschwand diese allgemeine Sprache fast ganz und die Provincialsprachen erhielten bei weitem wieder das Uebergewicht.
     Sie hatte nach dem Zeugnisse spanischer Sprachkenner viel Aehnlichkeit mit dem Lateinischen, Griechischen undHebräischen, übrigens fehlten ihrem Alphabet die Buchstaben B, D, F, G, I und X.
    Die Schreibkunst sowie das Rechnen mit Ziffern war den Indianern unbekannt, sie hatten aber ein Mittel ersonnen, durch welches
     sie beides bis zu einem gewissen Grade ersetzten. Sie rechneten und schrieben nämlich mir Quipus (Knoten), d. h. sie deuteten
     mittelst einer gewissen Anzahl von Knoten, die in Fäden geknüpft wurden, die mannichfaltigsten Dinge an. Diese Fäden waren
     von verschiedenen Farben, manche hatten nur eine Farbe, andere waren zweifarbig, wieder andere dreifarbig u. s. w. Jede Farbe,
     sowohl die einfache als die gemischte, hatte ihre besondere Bedeutung. Die Fäden waren drei- oder vierfach zusammengedreht,
     ungefähr so dick wie eine mittelmäßige Schnur, und nach der Ordnung an eine zweite Schnur längs in der Weise befestigt, daß
     sie eine Franze bildeten. – Gelb bedeutete z. B. Gold, weiß Silber, roth Kriegsleute u. s. w. – Wollten sie Begriffe, die
     durch die Sinne nicht wahrgenommen werden können, bezeichnen, so setzten sie jeden Gegenstand nach seinem Range, indem sie
     mit dem wichtigsten den Anfang machten. Gesetzt es hätte sich darum gehandelt den Werth des Getreides und der andern Feldfrüchte
     auszudrücken, so kam die den Weizen bezeichnende Schnur zuerst, dann jene des Roggens, der Erbsen, Bohnen, Hirse und so fort.
     – Ebenso setzten sie, wenn sie eine Uebersicht von Waffen aufzustellen hatten, die werthvollsten voran, wie die Lanzen, die
     Pfeile, Bogen, Wurfspieße, Streitkolben, Aexte, Schleuderer u. s. w. Wollten sie eine Zählung der Unterthanen veranstalten,
     so fingen sie mit den Einwohnern jeder Stadt an, dann kamen die jeder Provinz und so fort, und zwar auf folgende Weise: auf
     den ersten Faden setzten sie die Greise welche 60 Jahre oder darüber alt waren, auf den zweiten die von 50 Jahren an, auf
     den dritten die von 40 an und so die übrigen, indem sie stets von zehn zu zehn Jahren bis auf die Säuglinge herabstiegen.
     Ueber das weibliche Geschlecht führten sie dieselbe Rechnung. – In einigen Fäden befanden sich andere kleine sehr feine Fäden
     von der nämlichen Farbe, die Ausnahmen von den allgemeinen Regeln zu seyn scheinen; so z. B. bedeuteten kleine Fäden, die
     an der Schnur der verheuratheten Männer oder Weiber von einem bestimmten Alter hingen, daß sich so und so viele Wittwen oder
     Wittwer von diesem Alter vorfanden.Diese Franzen waren eine Art Annalen, von denen jedoch alle an einandergereihten immer nur ein Jahr umfaßten. – Bei den Zählungen
     beobachtete man auf den Schnüren stets das Decimalsystem, nämlich man zählte zehn, oder hundert, oder tausend, oder zehntausend
     an einer Schnur; selten ging die Rechnung über hunderttausend, weil jede Stadt ihre eigene Rechnung und jede Hauptstadt die
     ihrer Provinz hatte. Es ist übrigens damit nicht gesagt, daß sie nicht über hunderttausend hätten zählen müssen oder können,
     indem ihre Sprache für alle Ausdrücke der Arithmetik geeignet war. – Jede dieser Zahlen, die sie nach den Knoten an den Fäden
     zählten, war von der andern getrennt, und alle hingen an einer Querschnur herunter. Die größte Zahl, d. h. zehntausend, hing
     an der Querschnur am höchsten, tausend niedriger und so die andern abwärts. Die Knoten eines jeden Fadens und jeder Zahl waren
     vollkommen gleich. – Es gab eigene Leute, denen die Bewachung dieser Quipus oblag; man nannte sie Quipucamayu (Rechnungsführer);
     es wurden dazu nur die rechtschaffensten Männer genommen, die sich lange Jahre hindurch durch ihr gutes Benehmen ausgezeichnet
     hatten. Die Zahl dieser Rechnungsführer war nach dem Verhältniß der Einwohner einer Stadt oder Provinz bestimmt; war auch
     eine Stadt noch so klein, so hatte sie deren dennoch vier, und so stieg die Zahl bis auf zwanzig und dreißig. Obwohl jeder
     dieselbe Rechnung zu führen hatte, so war es doch der Wille des Inca, daß in jeder Stadt mehrere dieß Amt versahen, damit
     ja kein Unterschleif

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