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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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stattfinden möchte. – Sie zählten auf diese Weise alle Tribute die der Inca empfing; jedes Haus war in
     den Quipus nach der Gattung und Größe des zu entrichtenden Tributes angegeben. Auf dieselbe Weise wurden die Verzeichnisse
     der Kriegsleute, der Umgekommenen, der jährlich Gebornen und Gestorbenen geführt. Die Geburts- und Sterbelisten wurden nach
     Monaten aufgestellt. Man begriff in diesen Knoten überhaupt alle Dinge die eine Zählung zuließen, so daß man darin sogar die
     Anzahl der Schlachten und Gefechte, der Gesandtschaften der Incas sowie auch die der königlichen Erlasse anmerkte. Man konnte
     durch die Knoten aber, wie sich von selbst versteht, nicht den Inhalt der Gesandtschaft oder die ausdrücklichen Worte eines
     Erlasses oder andere historische Ereignisse bezeichnen, da die Knoten zur Darstellung von Worten oder Buchstaben nichtgeeignet waren. Um diesem Mangel abzuhelfen, hatten sie gewisse Zeichen, an welchen sie merkwürdige Thaten, Gesandtschaften,
     Kriegs- und Friedenserklärungen erkannten. Die Quipucamayus lernten deren Sinn verstehen und theilten ihn einander vom Vater
     auf Sohn durch Tradition mit; doch dieß geschah besonders nur in der Stadt oder in der Provinz, in welcher sich diese Dinge
     zugetragen hatten; es erhielt sich natürlich die Tradition daselbst leichter, weil jeder stolz auf die Kenntniß der Geschichte
     seiner Stadt oder Provinz war. – Sie bedienten sich auch noch eines andern Mittels, um merkwürdige Thaten der Nachwelt zu
     bewahren. Ihre Amautas (Weisen) brachten sie in die Form von Erzählungen und Sagen, damit die Väter diese ihren Kindern leichter
     mittheilen konnten; so gelangten sie wirklich von einem Zeitalter zum andern, und es gab Niemand dem sie nicht bekannt gewesen
     wären. Sie hüllten übrigens ihre Geschichte stets in ein fabelhaftes und allegorisches Gewand oder behandelten sie dichterisch,
     was ihren Haravicus (Dichtern) oblag. Diese brachten die merkwürdigsten Ereignisse, Gesandtschaften, die Antworten des Königs
     und ähnliches in kurze leicht behaltbare Verse. Gewöhnlich sangen sie diese bei ihren Siegesfesten, bei ihren religiösen Feierlichkeiten,
     bei der Krönung des Inca und bei den Ceremonien der Wehrhaftmachung der männlichen Jugend. Daß übrigens trotzdem ihre Geschichte
     höchst unvollständig und unsicher seyn mußte, bedarf keiner Erklärung; ohne Schrift ist die Unsterblichkeit selbst der größten
     Thaten niemals gesichert. – Wenn die Curacas die Geschichte ihrer Vorfahren kennen lernen oder wissen wollten was sich in
     einer Provinz merkwürdiges zugetragen, so begaben sie sich zu den Quipucamayus, die mittelst der von ihnen bewahrten Knoten
     darüber Auskunft ertheilten. Diese Geschichtsmänner setzten eine Ehre darein dieß in vollstem Maaße zu können, und studirten
     deßhalb unablässig die Knoten und die ihnen überlieferten Sagen; sie waren von jedem Tribut und jedem andern Dienste frei,
     damit sie hinreichend Muße hätten sich in ihrer Wissenschaft stets größere Vollkommenheit zu erwerben. Auch brachten sie es
     darin so weit, daß sie an den Knoten außer den Zahlen und Ereignissen auch zugleich alle ihre Gesetze, Verordnungen und Gebräuche
     erkannten. So wußten sie z.B. durch die Farbe des Fadens und die Anzahl der Knoten was dieses, oder jenes Gesetz verbot, welche
     Strafe esdenen die es verletzten auferlegte, welche Opfer der Sonne gebracht werden mußten, welche Verordnungen zu Gunsten der Wittwen,
     Fremden und Armen lauteten.
    Die einzelnen Zweige der Wissenschaft, wie Geometrie, Arithmetik, Geographie, Astronomie, Medicin und selbst Philosophie waren
     den Indianern nicht ganz fremd, besonders war der Priesterstand und die Adelsclasse bis zu einem gewissen Grade unterrichtet.
     Zum Beweise wollen wir über die genannten Wissenschaften einiges Nähere anführen.
    Von Naturgeschichte hatten sie nach dem Zeugnisse gleichzeitiger spanischer Schriftsteller keine Begriffe; sie hielten sich
     einzig und allein an die Naturerscheinungen, ohne im Stande zu seyn sich dieselben zu erklären. In der Astronomie hatten sie
     schon einige wenn auch unvollkommene Kenntnisse; die Sonne, der Mond, die Planeten mußten natürlich ihre Aufmerksamkeit auf
     sich ziehen und sie zum Nachdenken anspornen; denn es mußte ihnen nothwendig auffallen, daß die Sonne sich ihnen bald näherte
     und sich bald wieder von ihnen entfernte, daß die Tage bald länger, bald kürzer waren u. s. w. Ebenso mußten sie

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