Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
einige füllten
die ganze Hand aus und dienten als stärkstes Mittel zum Daraufschlagen; andere waren von mittlerer Größe und wieder andere
von noch kleinerem Umfang; andere endlich waren lang und diese gebrauchten sie besonders dann wenn sie etwas concav arbeiten
wollten. Sie hielten diese Metallklötze wie Steine in der Hand und schlugen mit ihnen auf die Gegenstande los, welche sie
in Arbeit hatten. Sie konnten auch weder Feilen noch Grabstichel, ja sogar nicht einmal Schmiedblasebälge verfertigen. Wollten
sie Metall schmelzen, so verrichteten sie ihren Zweck nur mit Hülfe ihres eigenen Athems, den sie durch kupferne Röhren von
verschiedener Lauge bliesen. Diese Röhren liefen an dem einen Ende spitz zu, damit der Wind sich desto heftiger herauspreßte.
Wollten sie eine Schmelzung vornehmen, so blieben mehrere zehn bis zwölf Tage nacheinander beisammen um das Feuer herum, das
sie mit den Blasrohren anfachten. Zangen oder Haltwerkzeuge kannten sie ebenfalls nicht, um Gegenstände leicht aus dem Feuer
nehmen zu können. Sie wendeten zu dem Ende einen Stab von Kupfer an, mit dem sie das heiße Metall auf einen Haufen angefeuchteter
Erde warfen und es auf derselben so lange liegen ließen bis man es mit der Hand angreifen konnte. Da sie übrigens die Schädlichkeit
der Dämpfe beim Schmelzen der Metalle alsbald gewahr wurden, so nahmen sie diese Operation stets im Freien auf großen Plätzen
der Stadt und niemals in ihren Häusern vor. – Die Zimmerleute waren mit noch unvollkommneren Werkzeugen als die Schmiede versehen;
sie hatten nichts als Axt und Hobel, die von Kupfer waren. Von Säge, Meißel und den übrigen Zimmermannswerkzeugen wußten sie
nichts und verstanden daher weder Kasten noch Thüren zu fertigen. Wenn sie das Holz gefällt hatten, machten sie es durch Schaben
rein und verwendeten es so zu Gebäuden. Zur Befestigung des Zimmerholzes gebrauchten sie weder Nägel noch Klammern, sondern
banden es mit aus Binsen gefertigten Stricken zusammen. Ebenso hatten die Maurer zum Behauen der Steine keine anderen Werkzeuge
als gewisse schwarze Kiesel (Hibouana), mit welchen sie den Stein mehr brachen als bearbeiteten. Zum Heben oder Herablassen
von Steinmassen hatten sie weder Krahnen noch sonstige Maschinen, sondern nur die Kraft ihrer Arme. Trotzdem errichteten sie
so gewaltigeBauten, daß man daran nicht glauben würde, wenn es der Augenschein nicht bewiese. – Statt Scheere und Nadeln hatten sie lange
Dornen und die Arbeit, die sie damit fertigten, war keine Schneiderarbeit, sondern nur Flickwerk zu nennen.
15. Kunst und Wissenschaft. Sprache. Ersatz der Schrift und der Ziffer. Geschichtliche Überlieferung. Astronomie. (Solstitien
und Äquinoctien. Sonnen- und Mondsfinsternisse.)
Nachdem wir über die Verfassung, Gesetzgebung und die bürgerlichen und häuslichen Verhältnisse gesprochen haben, wollen wir
jetzt auch das Wichtigste und Ansprechendste über den Zustand der Künste und Wissenschaften bei ihnen mittheilen. Wir beginnen
mit der Sprache. Schon früher wurde angeführt, daß es eine zweifache Sprache gab, nämlich die allgemeine oder Hofsprache und
eine geheime oder die Sprache der Incas, deren Erlernung jedem andern strenge verboten war. – Die Hofsprache die sich von
den verschiedenen Provincialdialekten unterschied, mußte jeder Unterthan lernen. Es waren zu diesem Zweck aus der Zahl der
Incas gewählte Lehrer angestellt, mit dem Auftrage die Unterthanen in der allgemeinen Sprache zu unterrichten, überhaupt zu
deren Verbreitung thätig zu seyn. Durch zwei Gründe wurden die Könige hauptsächlich zu dieser Anordnung veranlaßt: erstens
weil es unmöglich gewesen wäre eine so große Anzahl von Dolmetschern zu halten als man bedurft hätte, um den vielen verschiedenen
Stämmen auf ihre Anfragen und Gesuche Antworten zu ertheilen; zweitens wollte man durch die Einheit der Sprache die Nationen
einander näher bringen und durch deren Verbreitung im Auslande selbst fremden Völkern bessere Gesinnung gegen das Reich einpflanzen;
weil nämlich die Gränzbewohner des Reiches von den fremden anliegenden Völkern nicht verstanden wurden, geriethen die letztern
mit ihnen oft in grausame Kriege; es glückte aber den Bemühungen der Incas durch die Verbreitung der allgemeinen Sprache bei
mehreren fremden Nationen in der That, sie aus Feinden zu Freunden und treuen Bundesgenossen umzuschaffen. Man nannte diese
allgemeine Sprache
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