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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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näherten, die Säulen stets kürzere Schatten werfen. Daher kam es auch
     daß die Säulen in der Stadt Quito und die welche sich in deren Nähe an der Meeresküste befanden am meisten geehrt wurden,
     weil hier die Sonne senkrecht am Mittag über ihnen stand und ganz und gar kein Schatten sichtbar war; auch glaubten sie die
     Sonne ziehe diese Sitze allen übrigen vor, weil sie wie sie sagten sich senkrecht auf sie setzen könne, während sie bei den
     andern sich auf die Seite lehnen müsse.
    Sie zählten, wie schon angeführt, die Monate des Jahres nach den Mondläufen von einem Neumond zum andern und nannten sie Quilla;
     die Monate hatten keine eigenen Namen, ebenso wenig die Mondphasen; vom zunehmenden Lichte an wurde der halbe Monat gezählt,
     und die Mondsviertel gaben die Wochen an; doch hatte man keine Namen, um die Wochentage zu unterscheiden. Die Monds- und Sonnenfinsternisse
     staunten sie mit Verwunderung an, vermochten sich aber deren Entstehung nicht zu erklären. Wenn die Sonne sich verfinsterte,
     glaubten sie, sie sey über einen von ihnen begangenen Fehler erzürnt, weil ihr Angesicht gleich dem Gesichte eines Zornigen
     entstellt erschiene und schlossen daraus, daß ihnen irgendwo ein großes Unglück bevorstehe. Gleiches vermutheten sie beim
     Eintritt einer Mondsfinsterniß. Wenn er sich verdunkelte, waren sie der Meinung, er sey krank und würde, wenn dieser sein
     Zustand nicht bald aufhöre,unfehlbar sterben und vom Himmel fallen; alles würde alsdann zu Grunde gehen und das Ende der Welt da seyn. Sie hatten deßhalb
     eine solche Furcht, daß sie, sobald er sich zu verfinstern anfing, einen schrecklichen Lärm mit Trompeten, Hörnern, Cymbeln
     und Trommeln erhoben und ihre Hunde anbanden und sie fürchterlich durchprügelten in der Ueberzeugung, daß der Mond, dem sie
     eine große Liebe zu diesen Thieren zuschrieben, aus Mitleid über ihr Geheul aus der durch die Krankheit verursachten Betäubung
     erwachen würde. So närrisch auch dieser Glaube war, so wurde er doch noch von den Einbildungen, die sie sich von den Flecken
     des Mondes machten, übertroffen. So erzählten sie zum Beispiel: der Fuchs habe sich einstmals in den Mond wegen seiner großen
     Schönheit verliebt und sey an den Himmel gestiegen um sich mit ihm zu verbinden; er habe den Mond so heftig an sich gedrückt
     und so feurig geküßt, daß er hiervon die verschiedenen Flecken bekommen habe. Wenn der Mond krank war, so mußten die Kinder
     und jungen Knaben ihn mit Thränen in den Augen anrufen, ein großes Geschrei erheben, ihn Mama Quilla (Mutter Mond) nennen
     und ihn bitten, er möge doch ja nicht sterben, damit nicht ein allgemeines Verderben hereinbreche. Die Männer und Weiber begleiteten
     dieses Geschrei der Jugend mit verwirrten Tönen und erhoben alle zusammen einen solchen Lärm, daß man sich unmöglich einen
     Begriff davon machen kann. – Je nachdem die Finsterniß groß oder klein war, beurtheilten sie die Krankheit; wenn er allmählich
     sein Licht wieder bekam, sagten sie, er fange an sich besser zu befinden; Pachacamac, der die Welt beseele, habe ihn geheilt
     und gebiete ihm ausdrücklich nicht zu sterben. Hatte er seinen gewöhnlichen Glanz wieder erlangt, so jubelten sie über seine
     Genesung und dankten ihm demuthsvoll daß er nicht herabgefallen sey. Den Tag nannten sie Punchav, die Nacht Tuta und den Morgen
     Pacari; außerdem hatten sie verschiedene Namen, um die verschiedenen Tages- und Nachtzeiten anzuzeigen, wie die Morgenröthe,
     Mitternacht, Mittag und so weiter. Große Verehrung erwiesen sie dem Regenbogen wegen der Schönheit seiner von der Sonne herkommenden
     Farben, und der Inca wählte ihn auch deßwegen zu seiner Devise. Eine andere närrische Einbildung der Indianer war, daß die
     schwarzen Flecken, die man in der Milchstraße erblickt, die Gestalteines Schafes, das sein Junges säugte, darstellten. So sehr sie sich auch beeiferten es den Spaniern zu zeigen, so war es
     doch unmöglich etwas derartiges zu unterscheiden, obgleich sie ernst behaupteten, hier sehe man das Schaf, dort das Lamm ganz
     genau. Auch die Kometen beobachteten sie und glaubten daß durch diese der Tod ihrer Könige oder die Vernichtung des Reiches
     und der Provinzen voraus angezeigt würde. Ihre meisten Voraussagungen gründeten sich auf Träume und Opfer; die Traumdeutungen
     waren so schrecklich, daß spanische Schriftsteller sagten, sie fürchteten sich dieselben mitzutheilen, weil schwache Seelen
    

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