Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
finden. Doch hier machten ihnen die Indianer den Uebergang
streitig, bis sie endlich durch die Schützen in die Flucht gejagt wurden. Man schlug nun eine hölzerne Brücke und bewerkstelligte
glücklich den Uebergang; darauf zog man durch dichte Waldungen bis in ein Land das den Namen Guema führte; es war flach und
morastig und von Flüssen durchschnitten, bot aber keine andern Lebensmittel als einige wilde Früchte, mit denen man sich begnügen
mußte. Endlich erreichte man ein anderes mittelmäßig bevölkertes Land und bekam hier einige Lebensmittel. Die Indianer dieser
Gegend waren in Baumwollstoffe gekleidet; die der andern Landstrecken aber durch welche die Spanier gekommen waren, gingen
nackt, sey es wegen der ständigen großen Hitze oder weil sie keine Stoffe zu Kleidern besaßen. Die Männer hatten nur einen
Lappen aus Baumwolle vor die Schamtheile gebunden, welcher zwischen den Beinen durchging und mit Schnüren an einen Gürtel
befestigt war. Eben solche Lappen trugen auch die Frauen. Gonzalo ließ hier eine Brigantine bauen, theils um auf ihr Lebensmittel
herbeizuschaffen, theils um das Gepäck und die Kranken leichter fortzubringen. Ueberdieß war das Land so mit Wald bedeckt
und so von Wasser überschwemmt, daß sie sich weder mit ihren Messern noch Aexten einen Weg bahnen konnten und gezwungen waren
fast stets im Wasser zu waten. Nur mit großer Mühe wurde die Brigantine zu Stande gebracht, sie mußten Oefen erbauen um darin
das Eisen; das sie bedurften, glühend zu machen. Sie verwendeten die Hufeisen der gefallenen Pferde, denn es stand ihnen kein
anderes zu Gebot. Pizarro befahl allen seinen Leuten ohne Ausnahme an der Arbeit Theil zu nehmen und arbeitete selbst, um
mit gutem Beispiele voranzugehen, mit der Axt und dem Hammer.Statt des Peches wandten sie Gummi an, das sie aus einigen Bäumen zogen, statt des Wergs die alten Mäntel der Indianer und
die zerrissenen halbverfaulten Hemden der Spanier; jeder beeiferte sich das zu dem Baue beizutragen was er vermochte, so daß
sie endlich das Schiff zu Stande brachten und auf ihm bequem ihr Gepäck fortschaffen konnten; außerdem verfertigten sie mehrere
Canots, die der Brigantine folgten. – Nun ging der Marsch wieder weiter. Die Spanier mußten über große Sumpfstrecken, die
sich zu beiden Seiten des Flusses ausdehnten, setzen. Dann kamen sie wieder in ungeheure Urwälder, durch welche sie kaum mit
ihren Schwertern und Aexten sich einen Weg bahnen konnten. War es zu schwierig den Weg auf der einen Seite des Flusses fortzusetzen,
so gingen sie auf das andere Ufer vermittelst der Brigantine über; dabei war ihr Marsch so eingerichtet, daß die welche auf
dem Flusse in der Brigantine fuhren und die welche am Ufer marschirten, stets an derselben Stelle Halt machten um auszuruhen
und stets beisammen zu bleiben. Sie hatten bereits 200 Meilen stromabwärts zurückgelegt und keine andere Nahrung als wilde
Früchte und einige Wurzeln angetroffen. Pizarro gab daher seinem Hauptmann Francisco de Orellana Befehl mit 50 Mann auf der
Brigantine vorauszufahren, um Lebensmittel aufzusuchen. Im Fall er solche fände, sollte er die Brigantine beladen und das
Gepäcke an einer Stelle zurücklassen, wo sich, wie man erfahren hatte, 20 Meilen von ihrem jetzigen Standorte zwei große Flüsse
vereinigten; zugleich gab Pizarro ihm die zwei Canots mit dem Befehl sie an einem Nebenflusse zurückzulassen, über den Pizarro
mit seinen Leuten setzen mußte. Orellana schiffte sich mit seiner Mannschaft ein und wurde von dem Strome in kurzer Zeit bis
zur bezeichneten Stelle, wo die Flüsse sich vereinigten, fortgetragen. Da er jedoch, an ihr keine Lebensmittel fand und die
Schwierigkeit den Strom wieder hinaufzufahren erwog, weil er sehr reißend war und er vielleicht zu dem Rückwege, den er abwärts
in drei Tagen gemacht, eine nicht zu bestimmende Zeit brauchte, faßte er den Entschluß sich dem Laufe des Stromes zu überlassen
und dahin zu fahren, wohin ihn sein gut Glück führen würde. Außer der Schwierigkeit seiner Rückkehr lag diesem Schritte ein
böser aufrührischer Wille zum Grunde; es geht dieß am augenscheinlichsten aus dem Umstande hervor, daß er sogardie beiden Canots mitnahm und über mehrere seiner Begleiter, die ihn die Vorschriften Pizarro's nicht zu übertreten baten,
in großen Zorn gerieth. Unter denen welche ihm Vorstellungen machten, drang keiner mehr in ihn als Gaspar de Carbajal,
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