Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
bildeten und sie
sich auf alle Weise, so viel es in ihren Kräften stand, unterstützten, so zwar, daß sie alles was sie im Spiel oder auf anderm
Wege erwarben in die Hände Herrada's niederlegten, um ihre gemeinschaftlichen Ausgaben damit zu bestreiten. Ihre Zahl wuchs
von Tag zu Tag, und sie versäumten nichts was zur Ausführung ihres Mordanschlags dienlich erschien. Pizarro wurde von mehreren
Leuten von ihrem Vorhaben benachrichtigt, doch er war zu vertrauensvoll und lebte in zu großer Sicherheit. Weil er ein Mann
von Ehre, gutem Glauben und freiem Gewissen war, so beurtheilte er andere nachsich und erwiederte auf die an ihn ergehenden Warnungen, man müsse jene Unglücklichen in Ruhe lassen, sie seyen durch die
Schmach ihrer Niederlage, durch den öffentlichen Haß und das sie verfolgende Elend genug gestraft. – Almagro und die übrigen
Verschwornen, durch die Nachsicht und die Milde Pizarro's ermuthigt, wurden täglich kühner, so daß oft die Hauptanführer dieser
Partei, die man die Partei von Chili nannte, an ihm vorübergingen ohne ihn zu grüßen oder ihm sonst durch ein Zeichen die
Achtung zu beweisen. Ja sie hatten sogar die Frechheit an dem vor der Wohnung Pizarro's stehenden Galgen drei Stränge zu befestigen,
von denen der eine bis an dessen Haus, der andere bis an das Haus seines Lieutenants Juan Velasquez ging, und der dritte bis
zur Wohnung seines Secretärs Antonio Picado reichte. Auch diesen Hohn entschuldigte Pizarro als einen Ausbruch des Kummers,
den sie über ihre traurige Lage empfänden. Jetzt wurden die Verschwornen immer kühner, so daß sie fast öffentlich sich versammelten
und einige ihrer Anhänger, die flüchtig im Lande umherirrten, aus einer Entfernung von mehr als 200 Meilen nach Los Reyes
kamen. Obgleich ihr Plan, Pizarro zu ermorden, fest stand, so beschlossen sie doch ihn nicht eher auszuführen, bis sie Nachricht
erhalten hätten, welches Urtheil man in Spanien gegen Hernando Pizarro, der daselbst nach seiner Ankunft wegen der Hinrichtung
Almagro's ins Gefängniß geworfen worden war, fällen würde. Es war nämlich der Hauptmann Diego de Alvarado, eigens nach Spanien
gegangen um ihn anzuklagen, und auf sein Betreiben war er eingekerkert worden. Als sie später hörten, daß der König von Spanien
Vaca de Castro nach Peru geschickt habe um sich genaue Kenntniß von allen Vorgängen zu verschaffen, und sie fürchteten dieser
möge die Hinrichtung Almagro's nicht mit der Strenge wie sie es wünschten verfolgen, so schoben sie die Ausführung ihres Vorhabens
nicht länger auf. Die Häupter der Verschwörung kamen deßhalb in Los Reyes zusammen, nämlich Juan de Sayavedra, Alonso de Montemayor,
Juan de Guzman, Manuel de Espinar, Diego Nañez de Mercado, Christoval Ponce de Leon, Juan de Herrada, Pero Lopez de Ayala
und einige andere. – Alonso de Montemayor erhielt den Auftrag Vaca de Castro entgegenzugehen und ihn günstig für ihre, Partei
zu stimmen. Er reiste im April1541 ab, richtete seinen Auftrag bei Vaca de Castro aus und war noch nicht zu den Mitverschwornen zurückgekehrt, als der
Schlag bereits geschehen war.
Das Gerücht von der Verschwörung gegen das Leben Pizarro's wurde endlich so laut, daß ihn aufs neue einige Leute warnten.
Er gab zur Antwort, die Köpfe der andern schützten den seinen, und sagte zu denen die ihm riethen sich von seiner Wache begleiten
zu lassen, er wolle nicht daß man irgend einen Vorwand zum Verdacht gegen ihn habe ober daß man ihn anklagen solle, er ergriffe
Vorsichtsmaaßregeln gegen die Richter, welche der König gesendet habe. – Eines Tages war Herrada sogar so verwegen bei Pizarro
sich zu beklagen, es gehe das Gerücht, er wolle ihn und seine Freunde alle umbringen lassen. Pizarro versicherte ihn, daß
er niemals eine solche Absicht gehabt habe, und als Herrada bei seiner Klage beharrte und sagte, die von Pizarro aufgehäuften
Waffen deuteten auf ihre Vernichtung hin, so suchte dieser ihn mit liebevollen Worten zu beruhigen, indem er ihm bemerkte,
die Waffen seyen nicht zum Gebrauche gegen sie angekauft worden. Er begleitete diese Versicherungen mit einem Geschenk, indem
er selbst einige Orangen pflückte und sie Herrada gab; diese waren damals noch eine Seltenheit in Peru. Dann sagte er ihm
leise ins Ohr, wenn er irgend etwas bedürfe, so möge er sich nur an ihn wenden, er würde gewiß seinen Wünschen willfahren.
Herrada küßte ihm ehrerbietig die Hand und
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