Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
ein
Dominicanermönch, und die Folge davon war, daß ihn Orellana mit Worten und Thätlichkeiten mißhandelte. Orellana setzte seine
Fahrt auf dem Flusse fort, mußte aber bisweilen am Ufer landen und gegen die ihm den Weg versperrenden Indianer manchen gefährlichen
Kampf bestehen, denn diese griffen ihn häufig in ihren Canots auf dem Flusse selbst an, und da die Spanier auf der Brigantine
aus Mangel an Raum im Kampfe gehindert waren, so blieb ihnen kein anderes Mittel, als ans Land zu gehen um die Feinde zu vertreiben.
Nach einer langen Fahrt kamen sie endlich in eine Gegend, wo die Indianer sich friedlicher zeigten und ihnen bereitwillig
jeden Dienst, der in ihrer Macht stand, leisteten. Orellana ließ hier eine zweite Barke bauen, weil sich alles was dazu erfordert
wurde, daselbst vorfand. – In einer weiten stromabwärts gelegenen Gegend mußte er wieder einen Kampf gegen die Indianer bestehen;
jedoch gelang es ihm auch diese zu schlagen. Von diesen Indianern erfuhr er, daß einige Tagreisen weiter sich ein Land befände,
das nur von Weibern bewohnt werde; sie verstünden es trefflich Krieg zu führen und vertheidigten sich tapfer gegen ihre Nachbarn.
– Dann setzte er seine Fahrt fort, bis er an der Mündung des Flusses am Meere anlangte; dieser Fluß war der Maranon oder Amazonenfluß;
den erstern Namen erhielt er, weil der Seefahrer, der ihn zuerst vom Meere her entdeckt hatte, sich so nannte. Von der Mündung
des Amazonenflusses segelte hierauf Orellana auf einem andern Schiffe nach Spanien; erstattete hier dem König von seiner Entdeckung
Bericht, mit dem Vorgeben, er habe sie auf seine Kosten und auf eigene Gefahr gemacht; zugleich sagte er, es befinde sich
an den Ufern des großen Flusses ein Land, in welchem nur Weiber wohnten, weßhalb man dieß Land gewöhnlich das Land der Amazonen
und den Fluß den Amazonenfluß nannte. Er bat zugleich den König ihm die Statthalterschaft in diesem Lande und das Recht es
erobern zu dürfen zu übertragen. Seine Bitte wurde ihm gewährt; er sammelte über 500 Mann, fast lauter ausgesuchte kräftige
Leute, und schiffte sich mit ihnen zu Sevilla ein. Da seine Fahrt jedochnicht glücklich war und großer Mangel an Lebensmitteln unter der Schiffsmannschaft eintrat, so zerstreute sich der größte
Theil seiner Leute auf den canarischen Inseln, und er sah sich in kurzer Zeit fast gänzlich verlassen. Er starb auf der Reise
und seine ganze Expedition löste sich in nichts auf.
38. Mühevolle Rückkehr des Expeditionscorps nach Quito.
Pizarro war über den Verrath Orellana's sehr aufgebracht, denn abgesehen davon daß er ihn in große Verlegenheit setzte, erlitt
er dadurch einen großen unbeschreiblichen Verlust; es befand sich nämlich auf der Brigantine eine Menge Gold und Silber und
einige Edelsteine. – Als Pizarro an der Stelle, an welcher seinem Befehle gemäß Orellana die Canots zurücklassen sollte, ankam
und sie nicht fand, sah er sich gezwungen mit vieler Mühe andere Canots bauen zu lassen, um mit seinen Leuten über den Nebenfluß
setzen zu können. – Als sie den Ort, wo die Brigantine warten sollte, erreichten, erfuhren sie durch einen Spanier, der sich
selbst durch Drohungen zum Verrathe an Pizarro nicht zwingen ließ, daß Orellana abgefahren sey, um auf eigene Hand Entdeckungen
zu machen; er habe sich von der Schiffsmannschaft zum Anführer erwählen lassen und die ihm von Pizarro übertragene Stelle
niedergelegt. – Pizarro gerieth jetzt in eine sehr schlimme Lage. Der Verlust der Brigantine erschwerte die Herbeischaffung
der Lebensmittel unglaublich, und er besaß überdieß fast keine Gegenstände mehr, die als Anlockungs- und Tauschmittel für
die Indianer dienten, wie Spiegel, Korallen und dergleichen Kleinigkeiten. Eine tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigte sich
seiner Mannschaft, und es blieb ihm nichts anderes übrig als den Rückweg nach Quito anzutreten, der mehr als 400 Meilen betrug.
Der Weg war so schwierig, so mit Waldung und Gestrüppen versperrt und führte durch so öde Gegenden, daß sie fast die Hoffnung
verloren jene Stadt wieder zu erreichen und fest glaubten sie würden in den zu übersteigenden Gebirgen durch Hunger umkommen.
Wirklich fanden vierzig den Tod, ohne daß man ihnen Hülfe leisten konnte; unter dem Jammerrufe nach Lebensmitteln lehnten
sie sich an die Bäume und fielen vom Hunger überwältigt todt zur Erde. Die Ueberlebenden empfahlen sich der
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