Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Gnade Gottes und
setzten so gut es ging ihren Weg fort. Es war nicht derselbe auf welchem sie gekommen waren, weil man auf diesem bei seiner
schlechten Beschaffenheit keine Lebensmittelangetroffen hatte; sie schlugen deßhalb auf gut Glück einen andern ein, der jedoch nicht besser als der erste war. Sie sahen
sich deßhalb gezwungen die Pferde, die noch übrig waren, zu tödten; zugleich verzehrten sie die Hunde welche sie bei sich
hatten. Nach ungeheuren Leiden gelangten sie endlich in die Gegend von Quito; man hatte hier, noch ehe sie eintrafen, ihre
Ankunft erfahren und die Einwohner von Quito beeiferten sich ihnen über 50 Meilen mit allem Nothwendigen, besonders Fleisch
und Kleidern, entgegen zu eilen. Mit welcher Freude sie die letztern und mehr noch die Lebensmittel empfingen, bedarf keiner
Beschreibung. Pizarro und seine Leute gingen fast völlig nackt, denn durch den beständigen Regen und die Beschwerden der Reise
waren ihre Kleider gänzlich zerrissen und verfault; sie hatten nur noch Thierfelle, um sich damit vorn und hinten zu bedecken
und einige verfaulte alte Stiefeln. Ihre Degen waren ohne Scheide und gänzlich vom Roste zerfressen. Am ganzen Leibe, an den
Füßen, Hauben, Beinen waren sie von den Dornen und Gesträuchen, durch welche sie sich Bahn brechen mußten, zerrissen und geschunden,
mit einem Worte ihr Aeußeres war so verändert, ihre Gesichter waren so bleich und abgemagert, daß man sie kaum wieder erkennen
konnte. Sie erzählten, daß sie unter allen Dingen nichts mehr vermißt hatten als das Salz; auf einem Wege von 200 Meilen fanden
sie auch nicht ein Körnchen. Als sie endlich in dem Gebiete von Quito angelangt waren und Hülfe erhalten hatten, küßten sie
die Erde zum Zeichen der Freude, und dankten Gott daß er sie aus so großer Gefahr gerettet hatte. Sie stürzten mit solcher
Eile und solchem Heißhunger über die Lebensmittel her, daß man sich gezwungen sah ihrer Gierde Einhalt zu thun und ihnen nur
wenige Speise zu geben, bis sich ihr Magen wieder an die gewöhnlichen Lebensmittel gewöhnt hatte. – Als Pizarro und seine
Hauptleute sahen, daß man nur für sie Kleider und Pferde mitgebracht hatte, so wollten sie keinen Gebrauch davon machen, um
vollständige Gleichheit zu beobachten und die nämlichen Mühseligkeiten wie der geringste bis ans Ende zu ertragen; sie rückten
des Morgens in Quito ein und eilten zuerst in die Messe, um Gott nochmals zu danken, daß er sie aus so vielen Leiden errettet
hatte.
39. Verschwörung gegen Pizarro und dessen Ermordung.
Als Hernando Pizarro den Präsidenten Don Diego de Almagro zu Cuzco hinrichten ließ, sendete man einen Sohn, dener mit einer Indianerin hatte und den man gleichfalls Don Diego de Almagro nannte, nach der Stadt Los Reyes, in welcher Francisco
Pizarro wohnte. Dieser junge Mann hatte eine schöne Gestalt, besaß großen Muth und Gewandtheit, und verstand es mit Anmuth
zu Pferde zu sitzen und zu reiten; zugleich war er im Lesen und Schreiben besser erfahren als sein Stand es zu verlangen schien.
Juan de Herrada, ein Spanier und Feind Pizarro's, war ihm von seinem Vater zum Hofmeister beigegeben worden, und er folgte
ihm nach Los Reyes. Hier wohnten sie in demselben Hause, das einigen Freunden und Anhängern Almagro's, die im Lande herumirrten,
zum Versammlungsorte diente; Niemand wollte diese Flüchtigen aufnehmen oder mit ihnen in Verkehr treten. Als Juan de Herrada
erfuhr, daß Hernando Pizarro nach Spanien abgesegelt und Gonzalo nach dem Lande Canela gezogen war, glaubte er der günstige
Zeitpunkt sey jetzt gekommen den Tod Almagro's an Francisco Pizarro rächen zu können. Francisco hatte die Unklugheit begangen
ihn nebst dem jungen Almagro aus dem Gefängnisse frei zu lassen. Sie und die übrigen Feinde Pizarro's sammelten Waffen und
sannen auf einen Plan wie sie ihn am besten ermorden könnten. Pizarro hatte alle Mittel angewendet, um durch Milde und gute
Behandlung ihre feindselige Gesinnung gegen ihn zu beschwichtigen, doch gelang ihm dieß nie in dem Grade wie er es wünschte.
Er sah sich deßhalb gezwungen von Almagro die Indianer, welche als Anhänger seines Vaters galten, zu entfernen, weil er fürchtete
sie möchten sich zu seinem Nachtheile an seine Person schmiegen und sich mit ihm verbinden. Diese und andere Maaßregeln fruchteten
nichts, denn die Anhänger Almagro's hielten so fest zusammen, daß all' ihre Güter gleichsam ein Gemeingut
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