Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
nämlich zu der Zeit, als Hernando gegen Cuzco zur Bekämpfung des Almagro heranzog, zurück nach Los
Reyes gegangen, um daselbst mehrere Angelegenheiten dieser Stadt zu ordnen.– In Cuzco langte indessen die Nachricht an, daß
Gonzalo bis in die Provinz Charcas vorgedrungen und von einem großen Indianerheere so enge eingeschlossen sey, daß er Gefahr
laufe von ihm vernichtet oder gefangen genommen zu werden. Da verließ Hernando Cuzco wieder, um ihm mit seiner Reiterei zu
Hülfe zu eilen, ja selbst Francisco machte sich auf den Weg und hatte bereits drei Tagemärsche zurückgelegt, als die Botschaft
bei ihm eintraf, Gonzalo habe sich aus seiner gefährlichen Lage gerettet, die Indianer geschlagen und in die Flucht gejagt.
Hernando und Gonzalo setzten hierauf unter fortwährenden Kämpfen mit den Indianern ihre Eroberungen fort, und es gelang ihnen
endlich die Ruhe daselbst herzustellen, nachdem sie den Anführer der Indianer Tyzo gefangen genommen hatten. Siegreich kehrten
sie hierauf nach Cuzco zurück, wo sie von ihrem Bruder mit großer Freude empfangen wurden. Dieser belohnte die Verdienste
derer, welche dieser Eroberung beigewohnt hatten, auf jede Weise und schickte dann mehrere Hauptleute auf weitere Eroberungen
aus. HernandoPizarro schiffte sich nach Spanien ein, um dem Könige von allem was vorgefallen war Rechenschaft abzulegen, trotz der Warnung
mehrerer, die ihm vorstellten daß man nicht wissen könne wie die Hinrichtung Almagro's am spanischen Hofe aufgenommen würde.
Noch vor seiner Abreise rieth er seinem Bruder, denen welche früher im Dienste Almagro's gestanden, nicht zu trauen und nicht
zu erlauben daß sie zusammenkamen, indem er behauptete daß, wenn sich deren sieben oder acht beisammenbefänden, sie ganz gewiß
eine Verschwörung gegen ihn anstiften würden.
37. Expedition nach Canela, Entdeckungen. Fahrt des Hauptmanns Orellana auf dem Amazonenstrome.
Während Hernando nach Spanien segelte und Francisco die Landesangelegenheiten in den neu eroberten Provinzen ordnete, unternahm
Gonzalo einen Eroberungszug in das Land Canela, das östlich von Quito liegt und große Reichthümer versprach. Er verließ Quito
mit 100 Mann Fußvolk, eben so viel Reitern und 4000 Indianern. Auf ihrem Marsche wurden sie eines Tages von einem schrecklichen
Erdbeben, das von einem fürchterlichen Ungewitter und Hagel begleitet war, heimgesucht; die Erde öffnete sich an verschiedenen
Stellen, so daß das ganze Heer in nicht geringe Angst versetzt wurde. Dann zogen sie über hohe Berge, auf denen eine so große
Kälte herrschte, daß mehrere der sie begleitenden Indianer erfroren. Da das Heer Mangel an Lebensmitteln litt, so machte er
in einem Lande, Zumaco genannt, welches sich am Abhange eines Vulcanes hinzieht halt. Die Truppen fanden hier Lebensmittel
in Ueberfluß und konnten sich von den ausgestandenen Mühseligkeiten erholen. Sie blieben hier zwei Monate, es regnete während
dieser Zeit ununterbrochen Tag und Nacht, so daß sie kaum ihre Kleider trocknen konnten. Pizarro ließ im Lande Zumaco den
größten Theil seiner Truppen zurück und zog mit den kräftigsten und muthigsten seiner Leute auf dem Wege, dem ihm die Indianer
zeigten, weiter. Nicht selten geschah es daß ihn diese, um ihn von ihrem Lande fern zu halten, falsch in Bezug auf geographische
Lage berichteten. Trotz aller Schwierigkeiten aber gelangte er ins Land Coca, welches sich an einem großen Fluß hinzog. Er
blieb hier anderthalb Monate um die Ankunft der Truppen, die er in Zumaco zurückgelassen hatte, zu erwarten. Sein Aufenthalt
zu Coca war ein ganz friedlicher, denn der dortige Indianerhäuptling suchte ein Freundschaftsverhältniß mit Pizarro anzuknüpfen;
es kam zu Standeund wurde gewissenhaft gehalten. Nachdem Pizarro alle seine Leute um sich gesammelt hatte, gab er Befehl zum Aufbruch; sie
gingen längs dem Flusse weiter und kamen in eine Gegend wo er einen Wasserfall von mehr als 200 Klafter Höhe bildet. Sein
Sturz verbreitet ein so betäubendes Geräusch, daß man es sechs Stunden weit hört. Nach einigen weiteren Tagemärschen fanden
sie, daß sich das Wasser des Stromes zwischen sehr enge Felsen einpreßte; das Bett war kaum 20 Fuß breit, die Felsenwände
die es einschlossen waren so hoch wie der Wasserfall und ungemein steil. Die Spanier hatten 50 Stunden an diesem Flusse zurückgelegt
ohne einen geeigneten Uebergangsort außer der ebengenannten Stelle zu
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