Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Indianer Corequenque nennen und
der von der Größe eines Falken ist. Diese Federn die schwarz und weiß gefleckt sind, dürfen nicht von demselben Flügel, sondern
müssen die eine von dem rechten und die andere von dem linken seyn. Die Vögel halten sich in der Wüste Villcanuta, 32 Stunden
von Cuzco, am Fuße der großen Schneegebirge an einem kleinen Sumpfe auf. Der Sage nach sah man stets nur zwei dieser Vögel
auf einmal, ein Männchen und ein Weibchen; die Incas waren davon fest überzeugt und betrachteten sie als ein Sinnbild der
ersten Incas, des Manco Capac und seiner Gemahlin. Ihnen zu Ehren schmückten sie sich mit diesen Federn, hielten sie für heilig,
und schätzten sie so hoch daß niemand außer ihnen sie tragen durfte.
Um diese Federn zu bekommen gehen die Indianer auf die Jagd und fangen die Vögel so sanft als nur immer möglich; haben sie
ihnen diese Federn ausgerissen, so geben sie ihnen wieder die Freiheit; sie stellen diese Jagd jedesmal an wenn ein neuer
Inca den Thron besteigt, denn der neue Herrschen trägt niemals den Schmuck seines Vorgängers, weder die Federn noch sonst
ein Abzeichen desselben.
6. Paläste, Gärten. Hofbedienung. Jagden. Leichenbestattung der Incas.
Die Paläste der Incas waren höchst ausgezeichnet durch Größe, Reichthum und Pracht; ja man kann behaupten daß ihre Schönheit
so groß war, daß sie in manchen Stücken den Pomp der prachtvollsten Paläste, die je von allen Monarchen der Welt erbaut worden
sind, übertrafen. Die Paläste, die Tempel, die Gärten der Incas waren über allen Begriff schön und die Steine an allen Gebäuden
so vortrefflich gearbeitet und so kunstreich zusammengefügt, daß sie eine einzige Steinmasse zu bilden schienen. Der sie verbindende
Mörtel war aus einer gewissen rothen fetten Thonerde bereitet, Lancac-Allpa genannt, und ein so vorzügliches Cement, daß er
einmal in die Fugen gelegt, zwischen den Steinen kaum noch bemerkt wurde. Sie bedienten sich bei mehrerenköniglichen Gebäuden und bei einigen Tempeln der Sonne einer gewissen Mischung von Metallen, nämlich von geschmolzenem Golde,
Silber und Blei zur Verzierung und Bekleidung, und dieß war ein Hauptgrund der Zerstörung dieser prachtvollen Denkmäler, denn
die Spanier zertrümmerten sie gänzlich, weil sie Gold und Silber in den Wänden zu entdecken hofften. Das Getäfel in dem Tempel
der Sonne war aus Goldplatten gefertigt, ebenso das der königlichen Gebäude. Außerdem verzierte man die Mauern mit Figuren
von Männern, Frauen, Vögeln, Fischen und wilden Thieren, als Bären, Tigern, Löwen, Füchsen, Wölfen, Ziegen, welche in natürlicher
Größe in eigens dafür angebrachte Nischen gestellt wurden. Ebenso bildeten sie Pflanzen, die an Mauern wachsen, so getreu
nach, daß dieselben, an die Mauern befestigt, an ihnen gewachsen zu seyn schienen. Sie belebten diese Pflanzen mit Eidechsen,
Schmetterlingen, Mäusen, großen und kleinen Schlangen, von denen die einen hinauf, die andern herab zu kriechen schienen.
– Der Sitz des Inca, Tiana genannt, war von geschlagenem Golde, ohne Arm- und Rücklehne und in der Mitte ausgehöhlt, um desto
bequemer zu sitzen; sie stellten ihn gewöhnlich auf eine große viereckige Unterlage, die ebenfalls aus Gold gefertigt war.
– Es befand sich in dem ganzen Palaste kein Tafel- und Küchengerät, das nicht von demselben Metall oder wenigstens von Silber
gewesen wäre, und jeder Palast des Königs war einzeln damit versehen, so daß man der Mühe überhoben war, es aus einem in den
andern zu bringen. – So hatten sämmtliche Paläste, sowohl die an den großen Wegen, als die der Provinzen, Ueberfluß an allen
Geräthen, die zum Dienste des Inca nöthig waren, wenn er sich aufs Land begeben wollte oder eine Besuchreise durch sein Reich
unternahm. Es befanden sich in diesen Palästen auch mit Gold und Silber belegte Vorrathskammern, von den Indianern Pirva genannt,
und zwar nicht zur Aufbewahrung von Getreide und dergleichen, sondern bloß um damit einen Beweis der Größe und Pracht der
Incas zu liefern. In den Palästen fand man auch eine Menge neuer Kleider, denn der Inca zog dasselbe Kleid nie zweimal an,
sondern schenkte jedes welches er einmal angelegt hatte, einem seiner Verwandten. Sein Bettzeug war aus einer kostbaren von
dem Haare der wilden Ziege bereiteten Wolle gefertigt; dieseWolle war so fein und schön, daß man unter andern Kostbarkeiten die Philipp II. aus
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