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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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seiner Anverwandtschaft zu wählen habe; Niemand sollte sich vor dem zwanzigsten Jahre verheurathen, damit die häuslichen
     Angelegenheiten gut besorgt würden. – Er theilte das Gebiet der unterworfenen Stamme in Provinzen und setzte über jede einen
     Curaca (Statthalter); verordnete daß in jeder Gemeinde die jährliche Ernte in ein großes Vorrathshaus gebracht werden solle,
     um den Einzelnen ihren Bedarf auszutheilen, bis er im Stande seyn würde einem jeden Ländereien als Privatgut zu verleihen.
     – Dann führte er eine bessere Religion ein, gab die Stelle an, welche ihm zur Erbauung eines Tempels für die Sonne und zur
     Darbringung der Opfer am geeignetsten schien. Sie sollten die Sonne als ihren Gott betrachten, sie anbeten und ihr danken
     für das Gute, das sie ihnen durch ihr Licht gewähre, wobei er ihnen begreiflich machte, daß sie besonders die Gefilde befruchte
     und ihre Heerden vermehre. Dann belehrte er sie, daßsie der Sonne und dem Monde deßhalb eine besondere Anbetung schuldig seyen, weil beide ihnen zwei ihrer Kinder geschickt
     hätten, um sie aus ihrem wilden Zustande zu einem geordneten Leben zu führen. Er verordnete ferner, daß man, wenn eine hinlängliche
     Anzahl Frauen von königlichem Geblüte vorhanden sey, ein Haus bauen solle, um darin diese Frauen zum Dienste der Sonne einzuschließen.
    Mit diesen Einrichtungen brachte der Inca Manco Capac mehrere Jahre hin; endlich gewährte er seinen Unterthanen zum Lohne
     ihrer Treue und Liebe gegen ihn, und um sie noch mehr zur Erfüllung ihrer Pflichten und zur Ausübung des Guten anzufeuern,
     gewisse Vorrechte. Der Inca trug nämlich sein Haar nur fingerlang und in Abstufungen geschnitten, welche Sitte auch seine
     Nachfolger beibehielten. Die Messer, womit sie das Haar abschnitten, bestanden aus Feuerstein, denn von Scheren wußten sie
     nichts. Die Abkömmlinge der Incas, besonders die Frauen, durchbohrten sich die Ohren und richteten sie auf eine eigene Weise
     zu, indem sie das Untertheil derselben so weit ausdehnten, daß sie in die Oeffnung einen Ring von drei Zoll im Durchmesser
     stecken konnten. Die Incas trugen ferner auf dem Kopfe statt einer Mütze eine Art von Tresse oder Schnur, Llautu genannt.
     Sie war bunt, hatte die Dicke eines Fingers, reichte vier- bis fünfmal um den Kopf und glich einem Blumengewinde. Von den
     übrigen der königlichen Würde allein angehörenden Abzeichen werden wir später sprechen. – Das erste Vorrecht, welches der
     Inca seinen Unterthanen gab war, daß er allen die Tresse um den Kopf zu tragen erlaubte, nur durfte sie nicht mehrfarbig,
     sondern nur schwarz seyn; dann gestattete er ihnen eine noch größere Gunst, nämlich daß sie die Haare gleich ihm stufenweise,
     jedoch je nach ihrem Range kürzer oder länger schneiden durften. Der Zweck des Inca war dabei, jeden Stamm und jede Provinz
     zur Verhütung einer Verwirrung der von ihm gemachten Reichseintheilung unterscheiden zu können. Außerdem setzte er noch ein
     anderes Unterscheidungszeichen zwischen sich und seinen Unterthanen fest. Er befahl nämlich, daß die einen ihre Haare nach
     Art einer die Stirne und Schläfe freilassenden Kappe schneiden sollten, so daß diese auf beiden Seiten bis zu den Spitzen
     der Ohrläppchen herabhingen, während das Kopfhaar der andern nur bis zur Mitteder Ohren reichte und bei andern das Haar noch kürzer seyn durfte, jedoch nie so kurz als das des Inca. Einige Zeit später
     erlaubte er seinen Unterthanen auch sich die Ohren zu durchlöchern, mit der Bedingung jedoch, daß das Loch nicht halb so groß
     sey als das des Inca, und damit ein solcher Fall nicht einträte, gab er ihnen das Maaß des Loches. Ferner durften sie als
     Ohrgehänge nur bestimmte Gegenstände tragen, je nach der Verschiedenheit der Stämme und Provinzen; die einen, wie die Stämme
     Mayu und Cancu, ein Stück Holz, so groß wie ein Finger, die andern, wie die Poques, einen Büschel weißer Wolle, der aus beiden
     Ohrlappen einen Zoll dick hervortrat, und wieder andere ein Stück Binse. – Je mehr diese Merkmale der Auszeichnung denen des
     Königs glichen, als eine desto größere Gnade wurden sie betrachtet. Auch vertheilte der Inca diese Auszeichnungen nur nach
     dem Verdienste, und dabei gab er ihnen stets dadurch eine höhere Weihe, daß er bemerklich machte, er thue dieß alles auf besonderes
     Geheiß der Sonne, deren Sohn er war. Als der erste Inca hochbetagt sein Ende nahe fühlte, ließ er die vornehmsten

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