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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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eine Frau,
     welche die Verbindlichkeit hat Mutterpflichten zu erfüllen. Die Töchter des Königs sowie alle übrigen Töchter seines Namens
     trugen den Namen Nusta, was ein Fräulein aus königlichem Blute bedeutet; jedoch mit dem Unterschiede daß man Nusta einfach
     die hieß, welche rechtmäßig von dem König abstammten, während man den unehelichen Töchtern des Königs noch den Namen der Provinz,
     wo ihre Mutter geboren war, beifügte, wie Colla Nusta, Huanca Nusta, Quito Nusta.– Sobald die Töchter verheurathet waren,
     nahmen sie den Titel Palla an.
    Nach der Behauptung der Indianer liegt kein einziger Fall vor, daß jemals ein Inca von königlichem Blute öffentlich bestraft
     worden wäre, weil er sich durch irgend ein Verbrechen einer bedeutenden Strafe schuldig gemacht hätte. Der einzige Grund,
     den man als Ursache dieser Erscheinung angibt, ist, daß die Lehre ihrer Väter, das Beispiel ihrer Vorfahren, die öffentliche
     Meinung, die sie als Söhne des Himmels betrachtete, welche zur Erde kamen um die Menschen zu unterrichten und ihnen wohlzuthun,
     sie stets in den Gränzen einer so großen Mäßigung hielten, daß sie ihrem Staate als ein vollkommenes Muster der Weisheit dienten.
     Die Indianer fügen bei, daß die Incas sich fast niemals täuschen, noch die nämlichen Fehler wie die übrigen Menschen begehen
     könnten, weil sie denselben Versuchungen nicht ausgesetzt seyen, indem die Liebe zu den Frauen, die Gier nach Reichthümern
     und die andern Leidenschaften des Herzens ihnen fremd blieben. Wenn der Inca nach Frauen sich sehne, so sey es ihm erlaubt
     jede ohne Ausnahme zu besitzen, und sey ein Mädchen auch noch so schön, so dürfte er sienur von dem Vater verlangen, und dieser, weit entfernt sie ihm zu verweigern, bedanke sich noch demüthig bei ihm, daß er
     sich so weit herabgelassen habe sie zu seiner Beischläferin und Dienerin zu nehmen. Dasselbe behaupten sie bezüglich der Reichthümer;
     ihre Incas seyen niemals genöthigt gewesen sich das Gut anderer anzumaßen noch Zwietracht um Eigenthum hervorzurufen, denn
     an jedem Orte wo sie sich befänden, stünden alle Reichthümer, welche im Besitzthum der Sonne und der Incas ihrer Söhne seyen,
     ihnen zu Gebot, und die obersten Beamten und Verwalter der Städte seyen gehalten ihnen alles zu liefern was sie bedürften.
     Auch hätten die Incas ganz und gar keine Gelegenheiten im Zorn oder auch aus Rache irgend Jemanden zu morden, weil man so
     weit entfernt davon sey sie zu kränken, daß man ihnen den ersten Platz nach der höchsten Gottheit, d. h. nach der Sonne einräume
     und sie anbete. Wenn Jemand den Inca in Zorn bringe, so sey dieß eine Gotteslästerung, und man bestrafe dieß eben so strenge
     als wenn er die Sonne feindlich angegriffen hätte. Auch kann man versichern, daß niemals ein Indianer bestraft wurde, weil
     er einen Inca an seiner Person, an seinen Gütern oder an seiner Ehre verletzt hatte, weil Niemand es je wagen würde dieß zu
     thun und weil alle Landeseingebornen die Incas als Götter betrachteten.
    Das Reich der Incas war in vier Haupttheile getheilt, und in jedem dieser Theile hatte der erste Inca drei Räthe eingesetzt:
     einen für die Angelegenheiten des Kriegs, einen zweiten zur Handhabung der Gerechtigkeit und einen dritten für die Sicherheit
     des Besitzthums. – Jeder Rath hat seine untergeordneten Beamten, deren geringste die Decurionen (Zehnmänner) waren. Diese
     Beamten mußten von Stufe zu Stufe bis zu den höchsten Räthen über alles was im Lande vorging Rechenschaft geben. Außerdem
     hatte man vier Vicekönige in den vier Landestheilen, welche in den Ratsversammlungen ihres Gebietes den Vorsitz führten. Diese
     Vicekönige waren in ihren Provinzen unumschränkte Herren und nur über das was in ihrem Bezirke vorging, dem Inca Nachricht
     schuldig. Sie mußten übrigens rechtmäßige Incas und in den Geschäften des Kriegs und des Friedens wohl erfahren seyn. Auch
     konnten nur Incas in dem Staatsrath fetzen, und sie allein empfingen aus dem Munde des regierenden Inca die Befehle,welche sie stets befolgen mußten. Sie benachrichtigten von diesen Befehlen ihre Minister und diese theilten dieselben von
     Stufe zu Stufe den andern Beamten bis zu dem letzten mit.
    Außer der Binde, von der wir schon weiter oben gesprochen, trugen die spätern Incas auf dem Kopfe, als auszeichnenden Schmuck
     der ihnen allein zustand, die beiden längsten Federn von dem Flügel eines Vogels, den die

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