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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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jenachdem die edeln Jünglinge gut oder schlecht bestanden, gereichte das Resultat ihren Verwandten
     zur Ehre oder zur Schande. Am meisten richtete man sein Augenmerk auf die jungen Leute aus der Familie des Königs, besonders
     auf die rechtmäßigen Prinzen aus königlichem Geblüte. Alle zwei Jahre fand eine solche militärische Prüfung der jungen Incas
     allein statt, denn die anderen, so große Herren auch ihre Väter waren, wurden zu dieser Zeit nicht zugelassen. Der zu Prüfende
     mußte 15 Jahre alt seyn. Alle welche sich zur Prüfung meldeten, wurden in ein eigenes zu diesem Zweck in dem Stadtviertel,
     welches Collcampato hieß, errichtetes Gebäude geführt, um darin ihre Uebungen zu machen. In diesem Gebäude befanden sich mehrere
     alte Incas, ehrwürdige Greise, die wegen ihrer Erfahrung in Kriegs- und Friedensangelegenheiten als Lehrer dieser Neulinge
     und um sie in verschiedenen Dingen zu prüfen, gewählt wurden. Die Jünglingemußten sechs Tage mit großer Strenge fasten; jeder erhielt des Tages nur eine Handvoll rohes Cara (Korn) und ein Glas Wasser
     ohne Salz oder Ucha, wie man den indianischen Pfeffer nennt. Es geschah dieß um zu erfahren, ob sie im Stande wären Hunger,
     Durst und die Mühseligkeiten des Kriegs zu ertragen. Dabei fasteten, wenn auch nicht so strenge, ihre Eltern und flehten zusammen
     die Sonne, von welcher sie alle abstammten, an, sie möge ihren Kindern Muth und Kraft verleihen, auf daß sie diese Prüfungen
     mit Ehren bestehen möchten. Befanden sich unter den Prüflingen solche die keinen starken Körperbau hatten oder den Hunger
     nicht ertragen konnten und Speise verlangten, so wurden sie auf der Stelle von den alten Lehrern als des Ranges, nach dem
     sie strebten, unwürdig ausgewiesen. Hatten sie die Fastenzeit muthig überstanden, so erhielten sie etwas mehr Speise als gewöhnlich,
     damit sie nicht zu schwach würden. Dann wurde die Gewandtheit und die Kraft ihres Körpers geprüft; sie mußten von dem heiligen
     Hügel Huanacauri bis zur Festung der Stadt, das heißt anderthalb Meilen weit laufen; am Ende dieser Laufbahn war eine kleine
     Fahne aufgesteckt, und wer zuerst daselbst ankam, wurde zum Anführer aller übrigen erwählt. Wer außer Athem kam und die Bahn
     nicht durchlaufen konnte, wurde abgewiesen und als untauglich erklärt. Die Väter und Verwandten standen längs der Rennbahn
     und sprachen ihren Söhnen Muth zu, indem sie ihnen die Schande und die Ehre vorstellten, die ihrer in dem einen oder andern
     Falle harre; sie ermahnten sie lieber todt niederzustürzen als den Lauf unvollendet zu lassen. Nach dieser Uebung trennte
     man sie am folgenden Tage in zwei gleich große Gruppen; die eine Hälfte mußte ein Fort vertheidigen, die andere es angreifen;
     am nächsten Tage wurden die Rollen gewechselt, die Angreifenden vom vorigen Tage wurden in die Festung gestellt, die Vertheidiger
     dagegen mußten die Veste nun ihrerseits angreifen. Sie hatten ferner eine Menge anderer körperlichen Uebungen zu bestehen,
     bis man beurtheilen konnte, ob sie in Zukunft so viel Muth und Kraft besitzen würden, als zur Eroberung oder Vertheidigung
     einer Veste erforderlich sey. Obgleich sie zu diesem Kampfe nur stumpfe Waffen erhielten, so handhabten sie dieselben doch
     so ernstlich, daß stets mehrere verwundet, bisweilen sogar getödtet wurden.Nach dieser Uebung folgte der Einzelkampf, in welcher die welche dem Alter nach sich am meisten gleich waren, gegeneinander
     stritten; außerdem mußten sie Proben im Springen, im Steinschleudern, Speerwerfen und Bogenschießen ablegen; kurz sie mußten
     ihre Geschicklichkeit in Handhabung jeder Waffe die man im Kriege trug, darthun. Ferner wurden sie zehn bis zwölf Nächte nacheinander
     auf Wache gestellt, und man rief sie zu ungewissen Stunden an, um zu sehen ob sie wachten und der Gewalt des Schlafs zu widerstehen
     vermochten. Wurde einer schlafend angetroffen, so machten ihm die Lehrer die strengsten Vorwürfe mit den Worten, er sey kein
     Mann, sondern ein Kind und mithin unwürdig mit einer Stelle im Heer bekleidet zu werden. Sie bestraften den der einen Fehler
     beging, nicht allein mit Worten, sondern auch mit Schlägen. Denn um die Standhaftigkeit der Jünglinge zu erproben, gaben sie
     ihnen häufig mit einer Gerte Hiebe auf die Schenkel und Arme, welche die Indianer nackt trugen. Wenn sie in den Mienen oder
     durch Zucken der Arme oder Beine Schmerz verriethen, wurden sie auf der Stelle fortgeschickt, mit

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