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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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davon Nachricht, der sogleich von den ältesten seines Stammes begleitet sich an Ort und Stelle verfügte. Die
     jungen Krieger warfen sich vor ihm zur Erde und er hielt eine kurze Rede an sie, worin er ihnen auseinandersetzte, daß es
     nicht genüge die Ehrenzeichen und den Schmuck der Ritter vom königlichen Geblüt zu besitzen, sondern daß man von ihnen auch
     eine nützliche Anwendung machen und die Tugenden ausüben müsse, welche ihre Vorgänger ausgeübt hatten; insbesondere müßten
     sie gegen die Armen Gerechtigkeit üben, den Unglücklichen beistehen und durch ihre Handlungen beweisen daß sie Söhne der Sonne
     seyen. Nachdem der König seine Rede geendet hatte, näherten sich ihm die Geprüften einer nach dem andern, warfen sich vor
     ihm auf die Knie und empfingen von seiner Hand das erste und hauptsächlichste Zeichen der Ehre und der königlichen Würde.
     Der Inca durchbohrte ihnen nämlich die Ohren an der Stelle an welcher man die Ringe trägt mit großen Nadeln die er darin stecken
     ließ, damit sie allmählich das Loch bis zu einer fast unglaublichen Größe erweitern konnten. Der neue Ritter küßte als Zeichen
     der Dankbarkeit für die empfangene Gnade dem Inca die Hand. Dann ging er an ihm vorüber und warf sich vor einem andern Inca,
     welcher der Oheim oder der Bruder des Königs war und der den zweiten Rang nach diesem einnahm, nieder. Dieser zog dem Ritter
     zum Beweis, daß er die Prüfung bestanden habe, die Schuhe von Binsen aus, und gab ihm dafür schönere, aus Wolle verfertigte,
     wie der König und die übrigen Incas sie trugen. Sobald der Inca ihm diese Schuhe angezogen hatte, küßte er ihn auf die rechte
     Schulter und sprach zu ihm, um ihn zu tugendhaften Handlungen anzufeuern, die Worte: »der Sohn der Sonne,der so schöne Proben seiner Tugend abgelegt hat, ist der Anbetung (des Kusses) würdig.« Nun trat der neue Ritter in ein reich
     verziertes Gemach, in welchem die andern ältesten Incas ihm eine Schärpe übergaben, die sie nicht eher tragen durften, als
     wenn sie das männliche Alter erreicht hatten. Die Schärpe war aus einer Art Baumwollenzeug verfertigt und glich einer Decke
     mit drei Zipfeln; an zweien dieser Zipfel war eine fingerbreite Schnur angenäht, die als Gürtel diente, so daß ein Theil des
     Tuches die Schamglieder verhüllte, während der dritte Zipfel zwischen den Schenkeln durchgezogen und hinten an dem Gürtel
     befestigt wurde und also eine Art Hosen bildete, um wenn sie ihre Kleider ablegten anständig zu erscheinen. Es war diese Schärpe
     gleichfalls eines der großen Ehrenzeichen. Sie hieß Huara und von ihr führte die ganze Feierlichkeit den Namen Huaraca. Die
     Schuhe aber gab man mehr der Bequemlichkeit wegen, weil die Jünglinge ermüdet waren, und sie galten nicht als ein besonderes
     Zeichen der Würde. – Außer den genannten Ehrenzeichen bekränzten sie den neuen Ritter mit zwei Arten von Blumen: die eine
     Art hieß Cantut; sie waren sehr schön und es gab deren gelbe, rothe und schwarze; die andere Blume führte den Namen Chihuaghua,
     sie war roth und den Nelken ähnlich. Gewöhnliche Leute, ja selbst nicht einmal die Curacas (Statthalter), so vornehme Herren
     sie auch waren, durften diese Blumen tragen, indem dieses nur den Incas vom königlichen Stamme gestattet war. Außerdem schmückten
     sie das Haupt des Ritters mit einer gewissen Pflanze, dem Epheu ähnlich, die man Viñay Huayna, das heißt immer jung, nannte,
     weil sie lange Zeit grün bleibt, und diese Farbe selbst wenn sie auch vertrocknet ist, nicht verliert. Mit denselben Blumen
     und derselben Pflanze wurde das Haupt des Prinzen geschmückt, der keine weitere Auszeichnung erhielt, mit Ausnahme der Binde,
     die von einer Schläfe zur andern reichte und ungefähr vier Finger lang war. Das letzte Merkmal der Ehre das man dem Prinzen
     gab, war ein ellenlanger Speer und eine Streitaxt (Champi), deren Obertheil auf der einen Seite einem breiten Messer, auf
     der andern ungefähr einer Hellebarde glich. Wenn man ihm diese Waffen in die Hand gab, sprach man das Wort Aucacyuapac aus,
     das ungefähr bedeutete: »man gibt dir diese Waffen, damit du dich deren bedienest um die Tyrannen, die Verräther, dieGrausamen, die Müßiggänger und die andern die Gesellschaft beunruhigenden Bösewichter zu züchtigen.« Der Strauß wohlriechender
     Blumen galt als Sinnbild der Milde, Sanftmuth und Frömmigkeit; so wie nämlich die Sonne, ihr Vater, die Blumen auf dem Felde
     den

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