Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution
patriotischen Gesellschaften, welche, nach ihren eigenen Angaben, über 2.000 glänzend bewaffnete Männer verfügten, die jedoch der Führung von erfahrenen Offizieren bedurften. Kornilow versprach, von der Front Kommandeure zu schicken unter der Maske von Urlaubern. Um die Stimmung der Petrograder Arbeiter und Soldaten und die Tätigkeit der Revolutionäre zu überwachen, wurde eine geheime Konterspionage eingerichtet und an deren Spitze der Oberst der "wilden" Division, Heimann, gestellt. Die Sache spielte sich im Rahmen der militärischen Dienstordnung ab. und die Verschwörung verfügte über den Apparat des Hauptquartiers.
Die Moskauer Beratung hatte Kornilow in seinen Plänen nur bestärkt. Zwar riet Miljukow, laut eigener Erzählung, zu warten, denn Kerenski besäße in der Provinz noch Popularität. Aber ein solcher Rat konnte keinen Einfluß auf den schon sehr in Schwung geratenen General ausüben: letzten Endes ging es doch nicht um Kerenski, sondern um die Sowjets; außerdem war Miljukow kein Mann der Tat: Zivilist und, was noch schlimmer, Professor. Bankiers. Industrielle, Kosakengenerale trieben zur Eile, die Metropoliten gaben ihren Segen. Ordonnanz Sawojko bürgte für Erfolg. Von allen Seiten kamen Begrüßungstelegramme. Die Ententediplomatie nahm tätigen Anteil an der Mobilisierung der konterrevolutionären Kräfte. Sir Buchanan hielt viele Fäden der Verschwörung in seinen Händen. Die militärischen Vertreter der Alliierten beim Hauptquartier versicherten ihre besten Gefühle. "Besonders", bezeugte Denikin, "tat es in rührendster Form der britische Vertreter." Hinter den Gesandtschaften standen deren Regierungen. In einem Telegramm vom 23. August berichtete der Kommissar der Provisorischen Regierung im Auslande, Swatikow, aus Paris, daß Außenminister Ribot während der Abschiedsaudienz "sich äußerst eifrig dafür interessierte, wer von den Kerenski umgebenden Menschen ein fester und energischer Mann sei", während Präsident Poincaré "viel über ... Kornilow ausfragte". Alles das war dem Hauptquartier bekannt. Kornilow sah keinen Grund zu Aufschub und Abwarten. Um den 20. herum wurden zwei Kavalleriedivisionen weiter in die Richtung auf Petrograd vorgeschoben. Am Tage als Riga fiel, wurden je vier Offiziere von jedem Regiment, insgesamt etwa viertausend, vom Hauptquartier angefordert "zum Studium englischer Bombenwerfer". Den Zuverlässigeren erklärte man sogleich. es handle sich darum, ein für allemal "das bolschewistische Petrograd" zu zermalmen. Am gleichen Tage wurde vom Hauptquartier befohlen, den Kavalleriedivisionen eiligst einige Kisten Handgranaten zuzustellen: sie konnten sich vortrefflich für Straßenkämpfe eignen. "Es war verabredet", schreibt Stabschef Lukomski, "daß alles für den 26. August bereit sein sollte".
Sobald die Kornilowschen Truppen sich Petrograd genähert haben würden, sollte die innere Organisation "in Petrograd in Aktion treten, das Smolny-Institut besetzen und für die Verhaftung der bolschewistischen Anführer sorgen". Zwar erschienen im Smolny die bolschewistischen Anführer nur zu den Sitzungen, dafür aber weilte dort unausgesetzt das Exekutivkomitee, welches die Minister stellte und fortfuhr, Kerenski als Gehilfen des Vorsitzenden anzusehen. jedoch bei einer großen Sache gibt es weder Möglichkeit noch Notwendigkeit, Nuancen innezuhalten. Kornilow jedenfalls beschäftigte sich damit nicht. "Es ist Zeit", sagte er zu Lukomski, "die deutschen Agenten und Spione mit Lenin an der Spitze aufzuhängen und den Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten auseinanderzujagen, aber so auseinanderzujagen, daß er sich auch nirgendwo mehr versammeln kann."
Die Leitung der Operation war Kornilow fest entschlossen Krymow zu übertragen, der in seinen Kreisen den Ruf eines kühnen, entschlossenen Generals genoß. "Krymow war damals lustig und lebensfroh", äußert sich über ihn Denikin, "und sah gläubig in die Zukunft". Im Hauptquartier blickte man gläubig auf Krymow. "Ich bin überzeugt", sagte Kornilow, "daß er kein Bedenken tragen wird, wenn es notwendig sein sollte, den ganzen Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten aufzuhängen." Die Wahl des "lustigen und lebensfrohen" Generals war mithin die allerglücklichste.
Im Drange dieser Arbeit, die ein wenig von der deutschen Front ablenkte, traf im Hauptquartier Sawinkow ein, um das alte Abkommen durch einige nebensächliche Abänderungen zu präzisieren. Für den Schlag gegen den gemeinsamen Feind
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