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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Hauptquartier habe sich restlos seinem Plan angeschlossen. "Es gab Momente", schreibt Stanke-witsch, "wo sämtliche handelnden Personen glaubten, sie handelten nicht nur alle in einer Richtung, sondern sie sähen auf gleiche Art auch die Methode des Handelns!" Diese glücklichen Momente währten nicht lange. In die Sache mischte sich der Zufall, der, wie alle historischen Zufälle, der Notwendigkeit das Ventil öffnete. Zu Kerenski kam Lwow, ein Oktobrist, Mitglied der ersten Provisorischen Regierung, der gleiche, der als expansiver Oberprokurator des Heiligen Synods berichtet hatte, in dieser Institution säßen nur "Idioten und Schufte". Lwow war vom Schicksal ausersehen, die Tatsache aufzudecken, daß unter dem Anschein eines Planes zwei feindlich gegeneinander gerichtete Pläne bestanden. Als unbeschäftigter, aber redseliger Politiker nahm Lwow an den endlosen Gesprächen über Regierungsumbildung und Landesrettung teil, bald im Hauptquartier, bald im Winterpalais. Diesmal erschien er mit dem Anerbieten seiner Vermittlung bei der Umgestaltung des Kabinetts auf nationaler Basis, wobei er Kerenski wohlwollend mit dem Donner und Blitz des unzufriedenen Hauptquartiers schreckte. Der beunruhigte Ministerpräsident beschloß, Lwow auszunutzen, um das Hauptquartier und wohl zugleich auch seinen Komplicen, Sawinkow, zu prüfen. Kerenski äußerte seine Sympathie für den Kurs auf die Diktatur, was keine Heuchelei war, und ermunterte Lwow zu weiterer Vermittlung, was eine Kriegslist bedeutete.
    Als Lwow wieder im Hauptquartier erschien, nunmehr mit Kerenskis Vollmachten beschwert, erblickten die Generale in seiner Mission einen Beweis dafür, daß die Regierung kapitulationsreif sei. Erst gestern hatte sich Kerenski durch Sawinkow verpflichtet, Kornilows Programm unter dem Schutze der Kosakenkorps durchzuführen; heute bot Kerenski dem Hauptquartier bereits an, gemeinsam die Macht umzugestalten. Man muß mit dem Knie nachdrücken, beschlossen folgerichtig die Generale. Kornilow erklärte Lwow, da der bevorstehende Aufstand der Bolschewiki "den Sturz der Macht der Provisorischen Regierung, den Friedensschluß mit Deutschland und die Auslieferung der Baltischen Flotte an die Deutschen" zum Ziel habe, so bleibe kein anderer Ausweg, als die "unverzügliche Überleitung der Macht von der Provisorischen Regierung in die Hände des Höchstkommandierenden". Kornilow fügte dem hinzu: "Unbeschadet wer dieser auch sei." Doch hatte er durchaus nicht die Absicht, seinen Platz an jemanden abzutreten. Seine Unabsetzbarkeit war von vornherein durch die Schwüre der Georgsritter, des Offiziersverbandes und des Sowjets der Kosakenheere bekräftigt. Im Interesse der "Sicherheit" Kerenskis und Sawinkows vor den Bolschewiki ersuchte Kornilow beide dringend, ins Hauptquartier unter seinen persönlichen Schutz zu kommen. Die Ordonnanz Sawojko machte Lwow eine unzweideutige Anspielung, worin dieser Schutz bestehen würde.
    Nach Moskau zurückgekehrt, redete Lwow "als Freund" Kerenski heiß zu, auf das Angebot Kornilows einzugehen "zur Rettung des Lebens der Mitglieder der Provisorischen Regierung und vor allem seines eigenen". Kerenski mußte nun endlich begreifen, daß das politische Spiel mit der Diktatur eine ernsthafte Wendung nahm und höchst mißlich enden konnte. Entschlossen, zu handeln, ließ er zuallererst Kornilow an den Apparat holen, um nachzukontrollieren: hat Lwow den Auftrag auch richtig wiedergegeben? Kerenski stellte die Fragen nicht nur in seinem, sondern auch in Lwows Namen, obwohl dieser beim Gespräch nicht zugegen war. "Ein solcher Kniff", bemerkt Martynow, "angebracht für einen Spitzel, war natürlich unschicklich für ein Regierungsoberhaupt." Über seine Ankunft gemeinsam mit Sawin-kow am nächsten Tage im Hauptquartier sprach Kerenski wie über eine beschlossene Sache. Der ganze Dialog am Draht mutet überhaupt unwahrscheinlich an: das demokratische Regierungshaupt und der "republikanische" General verabreden, einer dem anderen die Macht abzutreten, als handle es sich um einen Platz im Schlafwagen!
    Miljukow hat vollkommen recht, wenn er in Kornilows Forderung, ihm die Macht auszuliefern, nur "die Fortsetzung all jener längst offen geführten Gespräche über Diktatur, Reorganisierung der Macht und so weiter" sieht. Doch geht Miljukow zu weit, wenn er deshalb versucht, die Sache so darzustellen, als habe es im Hauptquartier eigentlich überhaupt keine Verschwörung gegeben. Kornilow hätte zweifellos durch Lwow

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