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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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persönlich ergeben war, der ja über Rechts und Links stand. Wie jedoch der Verlauf der weiteren Ereignisse zeigen wird, hat es solche Truppen in Wirklichkeit nicht gegeben. Für den Kampf gegen die Revolution gab es niemand außer Kornilowanhän-gern; zu ihnen nahm Kerenski seine Zuflucht.
    Die militärischen Maßnahmen ergänzten nur die Politik. Der Gesamtkurs der Provisorischen Regierung während der nicht vollen zwei Wochen, die die Moskauer Beratung von Kornilows Aufstand trennten, wäre an sich ein genügender Beweis dafür, daß Kerenski sich nicht zum Kampf gegen die Rechten anschickte, sondern zur Einheitsfront mit ihnen gegen das Volk. Die Proteste des Exekutivkomitees gegen ihre konterrevolutionäre Politik ignorierend, macht die Regierung am 26. August einen kühnen Schritt den Gutsbesitzern entgegen durch die plötzliche Verfügung über die Verdoppelung des Brotpreises. Der Charakter dieser verhaßten Maßnahme, überdies noch auf ein öffentliches Verlangen Rodsjankos hin getroffen, näherte sie einer bewußten Provokation gegen die hungernden Massen. Kerenski war offensichtlich bemüht, den äußersten rechten Flügel der Moskauer Beratung durch ein teures Präsent zu bestechen. "Ich bin euer!" sagt er dem Offiziersverband in seinem schmeichlerischen Befehl, unterschrieben an dem Tage, als Sawinkow sich ins Hauptquartier begab. "Ich bin euer!" beeilte sich Kerenski den Gutsbesitzern zuzuschreien am Vorabend der Kavallerieattacke gegen alles, was von der Februarrevolution noch übriggeblieben war.
    Die Angaben Kerenskis vor der von ihm selbst ernannten Untersuchungskommission trugen einen würdelosen Charakter. In der Rolle eines Zeugen auftretend, fühlte sich das Regierungsoberhaupt eigentlich als Hauptangeklagter, dazu noch auf frischer Tat ertappt. Die erfahrenen Beamten, die die Mechanik der Ereignisse sehr wohl überblickten, gaben sich den Anschein, als glaubten sie im Ernst den Angaben des Regierungsoberhauptes. Doch die übrigen Sterblichen, darunter auch die Mitglieder der Partei Kerenskis, staunten offen, wie denn ein und dasselbe Korps sowohl für die Durchführung der Umwälzung wie auch zu deren Abwendung sich eignen mochte. Es war denn doch allzu unbedacht seitens eines "Sozialrevolutionärs", Truppen in die Hauptstadt zu führen, die zu ihrer Abwürgung bestimmt waren. Gewiß, auch die Trojaner haben einst in die Mauern der eigenen Stadt eine feindliche Abteilung hineingeschleppt; aber sie hatten wenigstens nicht gewußt, was im Bauche des hölzernen Pferdes sich verbarg. Und selbst da bestreitet ein alter Historiker die Version des Dichters: nach Pausanias' Meinung kann man Homer nur dann Glauben schenken, wenn man die Trojaner als "auch jedes Schattens von Verstand bare Dummköpfe" ansieht. Was würde der Alte zu den Zeugenaussagen Kerenskis gesagt haben?

Kapitel 9: Kornilows Aufstand
    Bereits Anfang August hatte Kornilow unter dem Vorwand, eine Reserve für die Verteidigung Rigas zu schaffen, angeordnet, die "wilde" Division und das 3. Kavalleriekorps von der Südwestfront in das Gebiet des Eisenbahndreiecks: Nevel-Nowossokolniki-Welikije Luki, das eine günstige Angriffsbasis gegen Petrograd darstellte, zu verlegen. Gleichzeitig hatte der Höchstkommandierende befohlen, eine Kosakendivision im Bezirk zwischen Wyborg und Bjeloostrow zu konzentrieren; dieser direkt über dem Haupt der Residenz - von Bjeloostrow bis Petrograd sind nur dreißig Kilometer! - erhobenen Faust wurde der Schein verliehen, eine Reserve für eventuelle Operationen in Finnland darzustellen. Somit waren noch vor der Moskauer Beratung vier Kavalleriedivisionen, die als die geeignetsten für den Kampf gegen die Bolschewiki galten, für den Anschlag auf Petrograd in Bereitschaft gestellt. In bezug auf die kaukasische Division sprach man in Kornilows Umgebung ohne Umschweife: "Den Bergtruppen ist es ja gleich, wen sie abschlachten." Der strategische Plan war einfach. Die drei von Süden kommenden Divisionen beabsichtigte man mit der Eisenbahn bis vor Zarskoje Selo, Gatschina und Krassnoje Selo heranzubringen, um von dort "nach Empfang von Nachrichten über Unruhen in Petrograd, und nicht später als am Morgen des 1. September", feldmarschmäßig am linken Newaufer entlang zur Besetzung des Südteils der Hauptstadt vorzurücken. Die in Finnland untergebrachte Division sollte zur gleichen Zeit den nördlichen Teil der Hauptstadt besetzen.
    Durch den Offiziersverband erhielt Kornilow Verbindung mit den Petrograder

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